Der Heilige Notker

Notker, Sohn einer Adelsfamilie, war mit einem Sprachfehler geboren
 
Notker Balbulus (Notker I. von St. Gallen, – der Stammler, – der Dichter).

– Das Geburtsjahr Notkers lässt sich nur ungefähr auf das Jahr 840 festlegen; er entstammte wohl einem bedeutenden Grundherrengeschlecht aus der Gegend von Jonschwil im unteren Toggenburg. Früh verwaist, dann kurz der Obhut eines Kriegers Adalbert unterstellt, wurde er bald dem Kloster St. Gallen dargebracht, wo er zusammen mit Ratpert und Tutilo unter dem Einfluss seiner Lehrer Marcellus und Iso zu einem klugen Gelehrten und Dichter heranwuchs. Im Kloster widmete er sich neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller auch Aufgaben wie der Ausfertigung von Urkunden, der Bibliothek sowie des Unterrichts. Die “Casus S. Galli” Ekkehards IV. charakterisieren in lebendiger Form – teilweise anekdotenhaft – den Charakter Notkers. Die Zeit seines grössten und fruchtbarsten geistigen Schaffens liegt wohl in den Jahren 880-887, der Regierungszeit Karls III. 

– Zu seinen Hauptwerken zählt ein “Liber Ymnorum” (um 884 abgeschlossen), den er Liutward von Vercelli widmete und der insgesamt etwa 50 Sequenzen (davon ca. 40 sicherlich authentisch) enthält. Damit war ein erster Höhepunkt der Sequenzdichtung erreicht; die Melodien gehen auf bekannte Vorlagen zurück. Mit den Hymnen wollte Notker wohl eine angemessene Ausschmückung der Feste im Kirchenjahr erreichen. In diesen Zusammenhang gehört auch die für den aus St. Gallen stammenden Bischof Ruodbert von Metz (883-917) geschaffene Dichtung “De sancto Stephano” (um 883). Das nur aus Zitaten und Fragmenten bekannte “Metrum de vita sancti Galli” beschäftigt sich – teilweise in der Form des Dialoges und des Wechsels von Dichterstimmen – mit der frühen Geschichte des Klosters. Verschiedene Texte Notkers sind in dem seit Dümmler als “Formelbuch Salomos III.” (Bischof von Konstanz, 891-920 und Abt von St. Gallen, 890-920) bezeichneten Werk zusammengefasst. Es enthält nach einer “Notatio de viris illustribus” (auch separat überliefert) Formulare für Königs- und Privaturkunden, Bischofsbriefe, Briefe aus Notkers Korrespondenz mit Salomo und Waldo sowie Briefgedichte. – Das wohl 896 fertiggestellte Martyrolog steht in der Tradition der westfränkischen Martyrologien, insbesondere Ados von Vienne, enthält aber auch eigenständige Merkmale. Zu den kleineren Werken zählen vor allem der Brief an Lambert (“epistola ad Lantbertum”) über die musikalische Notation, das “Ave beati Germinis” sowie das Pilzepigramm (“Versus de fungo”) an die Mönche der Reichenau sowie die “Continuatio Erchanberti”, eine Fortsetzung von dessen Königsgeschichte seit 840. Schon dieses kurze Werk deutet die Verbindung Norkers mit dem Königshaus an, die in den wesentlich bedeutenderen “Gesta Karoli Magni” vollends deutlich wird. Wenn nicht ein Topos, so hat Karl III. die Abfassung des Werkes eigens – offenbar nach Erzählproben – angeordnet; sein Sturz 887 bedeutete wohl auch das Ende der “Gesta”. Das Bild Karls des Grossen als idealer Herrscher in diesem Werk kann als eine Art Tugendlehre und Fürstenspiegel gelten, in dem Notker Karl III. das Vorbild seines bedeutenden Vorfahren entgegenhielt. Diesem didaktisch-politischen Ziel entspricht auch eine konkret-menschlich nahe Durchführung. Das unterhaltsame Anekdotenhafte seines Werkes war gleichzeitig auch ein wichtiger Schritt für die Entwicklung des Karlsbildes im nachkarolingischen Zeitalter. – Der Sterbetag Notkers am 6.4. 912 ist durch das Nekrolog gesichert. Versuche zur Kanonisation im 13. Jh. führten zu einer eigenen Vita, eine deutsche Lebensbeschreibung (wohl nicht von Konrad Haller) ist eine Prosafassung dieser Vita.

Quelle: Biographisches-Bibliographisches Kirchenlexikon
Band VI (1993) Spalten 1032-1035 Autor: Klaus Herbers

Notker, Sohn einer Adelsfamilie, war mit einem Sprachfehler geboren. Noch als Kind kam er ins Kloster St. Gallen, dort wurde er in den klassischen Sprachen und klassischer Literatur ausgebildet. Er wurde Leiter der Klosterschule, war literarisch und musikalisch tätig und führte damit das Kloster zu grosser Blüte. Er schrieb eine Biografie über Karl den Grossen, die allerdings mehr ein Ideal beschreibt denn historisch gesicherte Tatsachen. Sein Hauptwerk war ein Hymnenbuch, das einen Höhepunkt mittelalterlicher Dichtung darstellt. Die Melodie eines Pfingstliedes habe er nach dem Takt eines knarrenden Mühlrades geschrieben.

Notkers Reliquien ruhen im Münster von St. Gallen.

Quelle: Heiligenlexikon

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Den-Glauben-feiern – in der Liturgie

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