4. Sonntag im Jahreskreis
Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus – Mt 5,1-12a
In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm.
Dann begann er zu reden und lehrte sie.
Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird gross sein.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Sel. Guerricus von Igny (um 1080-1157), Zisterzienserabt
Ansprache zu Allerheiligen, 3.5−6 (vgl.: Guerric von Igny: Ansprachen II. Übers.: Sr. M. Magdalena Aust, Abtei Maria Frieden. Hrsg.: Zisterzienserinnen-Abtei Eschenbach, 1998, Reihe: Texte der Zisterzienser-Väter, 7)
„Ihnen gehört das Himmelreich“
„Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5, 3). Es ist klar: jene Menschen sind vollkommen glücklich, die das wohlfeile, aber drückende Gepäck abwerfen und sich weigern, reich zu werden – es sei denn, reich allein im Schöpfer der Welt. Seinetwegen sind sie wie solche, die nichts haben, und besitzen doch alles in ihm (2 Kor 6,10). Oder besitzen die etwa nicht alles, die den besitzen, der alles zusammenhält und der über alles verfügt, sie, deren „Anteil“ (Ps 118(119),57; 141(142),6) und „Erbteil“ (Num 18,20) Gott ist? „[…] denn wer ihn fürchtet, leidet keinen Mangel“ (Ps 33(34),10). Gott gibt ihnen alles das, was sie nötig haben; eines Tages wird er sich ihnen geben, so dass sie in der Freude sind, aber geben wir uns auch Mühe, demütig zu sein mit Christus! Wie es nichts Verabscheuungswürdigeres gibt als einen stolzen Armen, so auch nichts Erbärmlicheres […]
„Das Reich Gottes“ nämlich „ist nicht Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist“ (Röm 14,17). Wenn wir diese in uns spüren, warum sollen wir dann nicht voll Vertrauen sagen, dass das Reich Gottes schon mitten unter uns ist? (Lk 17,21) Was in uns ist, das gehört uns wirklich, denn keiner kann es uns gegen unseren Willen entreissen. Als darum unser Herr die Seligkeit der Armen verkündete, sagte er zu Recht nicht: „ihnen wird das Himmelreich gehören“, sondern „ihnen gehört das Himmelreich“. Dies nicht nur deshalb, weil sie ein unbestreitbares Recht darauf haben. Sie besitzen schon ein sicheres Unterpfand und dürfen bereits seligen Nutzen daraus ziehen. Nicht nur, weil es ihnen bereitet ist seit Anbeginn der Welt (vgl. Mt 25,34), sondern auch, weil sie es schon in gewissem Mass anfanghaft besitzen, da sie diesen himmlischen Schatz bereits in ihren zerbrechlichen Gefässen haben (2 Kor 4,7). Sie tragen ja Gott in ihrem Leib und Herzen (1 Kor 6,20)
Lesungen
Buch Zefanja 2,3.3,12-13
Sucht den Herrn, ihr Gedemütigten im Land, die ihr nach dem Recht des Herrn lebt. Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut! Vielleicht bleibt ihr geborgen am Tag des Zornes des Herrn.
Und ich lasse in deiner Mitte übrig ein demütiges und armes Volk, das seine Zuflucht sucht beim Namen des Herrn.
Der Rest von Israel wird kein Unrecht mehr tun und wird nicht mehr lügen, in ihrem Mund findet man kein unwahres Wort mehr. Ja, sie gehen friedlich auf die Weide, und niemand schreckt sie auf, wenn sie ruhen.
Psalm 146(145),5.7.8-9ab.9cd-10
Wohl dem, dessen Halt der Gott Jakobs ist
und der seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, setzt.
Recht verschafft er den Unterdrückten,
den Hungernden gibt er Brot;
der Herr befreit die Gefangenen.
Der Herr öffnet den Blinden die Augen,
er richtet die Gebeugten auf.
Der Herr beschützt die Fremden
und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht.
Der Herr liebt die Gerechten,
doch die Schritte der Frevler leitet er in die Irre.
Der Herr ist König auf ewig,
dein Gott, Zion, herrscht von Geschlecht zu Geschlecht.
Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 1,26-31
Seht auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme,
sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen.
Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten,
damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.
Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung.
Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn; so heißt es schon in der Schrift.
Schreibe einen Kommentar