5. Tag der Weihnachtsoktav

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas 2,22-35

Hl. Thomas Becket – Tagesheiliger

Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.
Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm.

Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.
Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:

Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.
Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Aelred von Rievaulx (1110-1167), englischer Zisterzienserabt
In Ypapanti Domini (Unveröffentlichte Reden, S. 51−52)

Simeon nahm das Kind in seine Arme

Simeon wurde vom Geist in den Tempel geführt. Und du, wenn du Jesus überall in rechter Weise gesucht hast, das heisst, wenn du ihn – wie die Braut im Hohenlied (Hld 3,1−3) – auf deinem Lager mal lesend, mal betend, mal betrachtend gesucht und deine Brüder befragt hast, von ihm geredet, über ihn Worte gewechselt hast; wenn du ihn auf den Strassen und Plätzen gesucht hast und dir dabei andere mit Wort und Tat geholfen haben; wenn du ihn bei den Wächtern gesucht hast, also denen zugehört hast, die schon zur Vollkommenheit gelangt sind – dann wirst du geführt vom Geist in den Tempel kommen. Das ist gewiss der beste Ort, wo sich Wort und Seele begegnen können: man sucht ihn überall und begegnet ihm im Tempel […] „Ich fand ihn, den meine Seele liebt“ (vgl. Hld 3,4). Suche also überall, in allem, bei allen, durchkämme alles und komme schliesslich zum Zelt, zur Wohnung Gottes, und du wirst fündig.

Simeon wurde vom Geist in den Tempel geführt. Als seine Eltern den kleinen Jesus hereinbrachten, nahm Simeon ihn in seine Arme: und es war eine Liebe, die Einverständnis schätzt, die sich in der Umarmung bindet, die die Zuneigung geniesst. Brüder, hier sollen Worte verstummen […] hier soll nur noch Stille sein. Die Geheimnisse des Gemahls und der Gemahlin […], kein Fremder soll sie mit ihnen teilen. „Mein Geheimnis gehört mir, es gehört mir!“ Wo ist für dich dein Geheimnis, Gemahlin? Du allein hast doch die Süsse des Kusses im Geist erfahren, wenn der geschaffene Geist und der ungeschaffene Geist einander nahen und sich verbinden, so dass sie zwei in einem werden, besser noch, dass sie eins sind: rechtfertigend und gerechtfertigt, geheiligt und heiligend, vergöttlichend und vergöttlicht […]

Wenn wir es doch verdienten, noch das folgende zu sagen: „Ich packte ihn, liess ihn nicht mehr los“ (Hld 3,4). Der hl. Simeon hat es verdient, er, der gesagt hat: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.“ Er wollte, dass man ihn scheiden lasse, befreit von den Banden des Fleisches, um Jesus Christus, unseren Herrn, dem ewiglich Ruhm und Ehre gebühren, noch enger im Herzen umarmen zu können.

Lesungen

Erster Johannesbrief 2,3-11

Liebe Brüder! Wenn wir die Gebote Jesu Christi halten, erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben.
Wer sagt: Ich habe ihn erkannt!, aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm.
Wer sich aber an sein Wort hält, in dem ist die Gottesliebe wahrhaft vollendet. Wir erkennen daran, dass wir in ihm sind.
Wer sagt, dass er in ihm bleibt, muss auch leben, wie er gelebt hat.
Liebe Brüder, ich schreibe euch kein neues Gebot, sondern ein altes Gebot, das ihr von Anfang an hattet. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr gehört habt.
Und doch schreibe ich euch ein neues Gebot, etwas, das in ihm und in euch verwirklicht ist; denn die Finsternis geht vorüber, und schon leuchtet das wahre Licht.
Wer sagt, er sei im Licht, aber seinen Bruder hasst, ist noch in der Finsternis.
Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht; da gibt es für ihn kein Straucheln.
Wer aber seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis. Er geht in der Finsternis und weiss nicht, wohin er geht; denn die Finsternis hat seine Augen blind gemacht.

Psalm 96(95),1-2.3-4.5-6

Singet dem Herrn ein neues Lied,
singt dem Herrn, alle Länder der Erde!
Singt dem Herrn und preist seinen Namen,
verkündet sein Heil von Tag zu Tag!

Erzählt bei den Völkern von seiner Herrlichkeit,
bei allen Nationen von seinen Wundern!
Denn gross ist der Herr und hoch zu preisen,
mehr zu fürchten als alle Götter.

Alle Götter der Heiden sind nichtig,
der Herr aber hat den Himmel geschaffen.
Hoheit und Pracht sind vor seinem Angesicht,
Macht und Glanz in seinem Heiligtum.

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