Audienz für die Teilnehmer eines interreligiösen Treffens
„Botschafter des Friedens und Gemeinschaftsstifter sein“
Quelle
ORF
Weltgebetstreffen
Kathpedia – Ansprachen des ersten Weltgebetstreffens für den Frieden 1986
Rede von Papst Franziskus bei der Audienz für die Teilnehmer eines interreligiösen Treffens
Das Geheimnis der Barmherzigkeit sei nicht nur in Worten, sondern vor allem in Werken zu feiern, und dies mit einem wirklich barmherzigen Lebensstil, der aus selbstloser Liebe, brüderlichem Dienst sowie aufrichtigem Teilen bestehe. Dies hat Papst Franziskus am Donnerstag während der Audienz für die Teilnehmer eines interreligiösen Treffens betont, das anlässlich des 30. Jahrestag des ersten Friedenstreffens der Religionen (27. Oktober 1986) organisiert wurde.
Dies sei der Stil, den die Kirche leben möchte und zu welchem auch die Religionen aufgerufen seien, um insbesondere in unserer heutigen Zeit Botschafter des Friedens und Gemeinschaftsstifter zu sein, sagte der Papst. Er erinnerte zudem daran, dass das Thema der Barmherzigkeit vielen religiösen und kulturellen Traditionen zu eigen sei.
„Sich jenen zu nähern, die in Situationen leben, die mehr Sorge erfordern, wie durch Krankheit, Behinderung, Armut, Ungerechtigkeit sowie die Folgen von Konflikten und Migration, ist ein Ruf, der aus dem Herzen jeder authentischen religiösen Tradition kommt“, unterstrich Franziskus im Laufe seiner Ansprache.
Aber der Mensch vergesse dies leider viel zu oft, sagte Franziskus, der ein Wortspiel mit dem italienischen Verb „scordare“ (vergessen), wörtlich „aus dem Herz verlieren“, verwendete. Der Mensch halte Gott fern, den Nächsten und sogar die Erinnerung an die Vergangenheit und so wiederhole er auf noch grausamere Weise tragische Fehler.
Dies sei das Drama des Bösen, aber der überraschendste Aspekt der barmherzigen Liebe sei genau dieser: „Sie lässt den Menschen nicht Spielball des Bösen oder seiner selbst sein; sie vergisst nicht, sondern erinnert, und beugt sich jedem Elend zu, um wieder aufzurichten“, unterstrich der Pontifex. Der Mensch dürste nach Barmherzigkeit und keine Technologie könne diesen Durst stillen.
Der Weg der Barmherzigkeit, sowie der der Vergebung und der Versöhnung, solle der „Königsweg“ sein. „Möge es nie mehr passieren, dass die Religionen wegen des Verhaltens einiger ihrer Anhänger eine falsch klingende Botschaft verbreiten, die in Missklang gegenüber jener der Barmherzigkeit stehe“, so wünschte sich der Papst.
Leider vergehe aber kein Tag, an dem man nicht von Gewalttaten, Konflikten, Entführungen, terroristischen Attacken, Todesopfern und Zerstörungen reden höre. „Es ist schrecklich, dass sich,um diese barbarischen Akte zu rechtfertigen, manchmal auf eine Religion oder Gott selbst berufen wird“, sagte Papst Franziskus.
„Mögen die Religionen Mutterschösse des Lebens sein, die die barmherzige Zärtlichkeit Gottes zu einer verwundeten und bedürftigen Menschheit tragen; mögen sie Türen der Hoffnung sein, die die von Stolz und Furcht errichteten Mauern zu überqueren helfen.“ Mit diesem tiefen Wunsch beendete Franziskus seine Ansprache.
Der Volltext der Papstrede ist hier abrufbar (auf Englisch)
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