Nach 52 Jahren ist der Konflikt in Kolumbien offiziell beendet

Friedensschluss von Cartagena: Wesentlicher Beitrag der Kirche

frieden2-150x150Zenit.org, 27. September 2016, Michaela Koller
Santegidio – Frieden in Kolumbien
Adveniat – Kolumbien

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat in seiner Predigt anlässlich der Unterzeichnung des Friedensabkommens in Kolumbien die Bedeutung der Religion für Verständigung und Frieden betont. „Religionen führen dazu, einander zuzuhören, sich zu verstehen und die Gründe des Anderen sowie seinen Wert anzuerkennen“, sagte der Kardinal in Cartagena de Indias. Glaube richte sich gegen die Verletzung der Würde der Person, die das gesellschaftliche Miteinander zerstöre. Er wende sich jedoch nicht gegen einen Säkularismus, der die Kompetenzbereiche der unterschiedlichen gesellschaftlichen und geistigen Sphären und Wirklichkeiten achte.

Insbesondere die katholische Kirche fördere die friedliche gesellschaftliche Koexistenz, ohne den Anspruch zu erheben, alle Menschen müssten derselben Konfession angehören. Sie biete vielmehr Referenzpunkte, damit Einzelne und Gemeinschaften in die Lage versetzt werden, das Gemeinwohl zu finden und in den Blickpunkt zu rücken. „Der Papst hat stets dazu ermuntert, die Menschenrechte und die christlichen Werte zu achten, die im Zentrum der kolumbianischen Kultur stehen“, sagte der Kardinalstaatssekretär.

Die Gemeinschaft Sant’Egidio war mit einer Delegation bei der Unterzeichnung des Abkommens anwesend. Im Einladungsschreiben an die Gemeinschaft wird von der „wichtigen Unterstützung“ durch Sant’Egidio „seit Beginn des Verhandlungsprozesses“ zwischen der Regierung Kolumbiens und der Farc gesprochen, der in die Gespräche auf Kuba mündete. Die Gemeinschaft bringt ihre Freude und grosse Zufriedenheit über dieses historische Abkommen zum Ausdruck, das einen Bürgerkrieg mit 200.000 Todesopfern und 5 Millionen Vertriebenen beendet. Das erreichte Abkommen für dieses nach der Bevölkerungszahl drittgrösste Land Lateinamerikas beweist, dass „Friede immer möglich ist“, auch wenn die Distanzen zwischen den Parteien scheinbar nicht zu überwinden sind. Seit Jahren ist Sant’Egidio in Kolumbien bemüht, Begegnungen und den Dialog zwischen den Konfliktparteien zu fördern. Die Gemeinschaft wird sich auch in Zukunft für das Zusammenleben und einen vollständigen Erfolg des Abkommens einsetzen.

„Der Friedensvertrag ist die entscheidende Grundlage, um nach fünfzig Jahren Krieg und Gewalt ein Kolumbien des Friedens und der Versöhnung aufzubauen.“ Das sagte Adveniat-Hauptgeschäftsführer Prälat Bernd Klaschka in einer ersten Reaktion auf die Unterzeichnung. Das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland unterstützt die Ortskirche dort, unter anderem mit  der Kampagne „Frieden jetzt!“. Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos und der Kommandeur der grössten Rebellenbewegung Kolumbiens, Rodrigo Londoño Echeverri – genannt „Timochenko“ – haben das fast 300 Seiten umfassende Abkommen am Montag nachmittags unterzeichnet. Das historische Ereignis fand in der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena statt. Die vier Jahre andauernden Friedensgespräche im kubanischen Havanna waren von der Nationalen Versöhnungskommission begleitet worden, die von der kolumbianischen Bischofskonferenz eingerichtet worden war. Auch bei der Überwachung der Abgabe der Waffen wird die kolumbianische Kirche künftig eine Schlüsselrolle spielen.

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