“Er macht sich klein, wird ein Kind”
Papstrede vor den Stiftern des Weihnachtsbaums und der Krippe auf dem Petersplatz — Volltext
Quelle
Franziskus verschenkt geschenkte Krippe nach Bethlehem
Wir übernehmen im Folgenden die Ansprache von Papst Franziskus vor den Stiftern des Weihnachtsbaums und der Krippe auf dem Petersplatz. Der Text wurde auf der Webseite von Radio Vatikan veröffentlicht.
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Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Ich heisse Sie herzlich willkommen und danke Ihnen für die Gaben, die Sie vorbereitet haben. Sie sind sehr schön; und es macht Freude, wenn man bedenkt, dass Sie diese nicht nur dem Papst und den Pilgern darbringen, die sie bewundern können, sondern vor allem Jesus, dem Herrn, denn er ist der Gefeierte!
Für ihre freundlichen Worte danke ich Bischof Voderholzer und Erzbischof Bressan, Frau Dr. Merk, Herrn Falk und Herrn Thun. Und ich begrüsse Sie alle: die Repräsentanten der bayerischen Gemeinden Hirschau, Schnaittenbach und Freudenberg, die den Weihnachtsbaum gestiftet haben, sowie die Vertreter der Provinz Trient, die gemeinsam mit der Erzdiözese die Krippe gestaltet haben. Ich möchte auch den kleinen “Künstlern” danken, die den Baumschmuck hergestellt haben, und ihnen gratulieren: Ihr seid noch sehr jung, und schon stellt Ihr Eure Werke auf dem Petersplatz aus!
Die Dekorationen, die Ihr dank der Fondazione Lene Thun vorbereitet habt, stellen Eure Träume dar. Diese Wünsche, die Ihr in Eurem Herzen tragt, befinden sich jetzt an dem Ort, der am meisten dafür geeignet ist, denn sie sind in der Nähe des Kindes von Bethlehem: Ihm sind sie anvertraut, ihm, der gekommen ist, um unter uns zu wohnen (vgl. Joh 1,14). Jesus ist nämlich nicht einfach auf der Erde erschienen, er hat uns nicht nur ein bisschen von seiner Zeit gewidmet, sondern er ist gekommen, um unser Leben mit uns zu teilen und auf unsere Wünsche einzugehen. Denn er wollte und will immer noch hier leben, mit uns und für uns. Unsere Welt liegt ihm am Herzen, und zu Weihnachten ist sie seine Welt geworden. Die Krippe erinnert uns daran: Wegen seiner grossen Barmherzigkeit ist Gott zu uns herabgestiegen, um beständig bei uns zu bleiben.
Die Krippe sagt uns ausserdem, dass er sich niemals mit Gewalt aufzwingt. Um uns zu retten, hat er nicht etwa die Geschichte verändert, indem er ein grossartiges Wunder vollbrachte. Er ist hingegen in aller Einfachheit, in Demut und Sanftmut gekommen. Gott liebt nicht die gewaltigen Revolutionen der Mächtigen der Geschichte und benutzt nicht den Zauberstab, um die Situationen zu verändern. Stattdessen macht er sich klein, wird ein Kind, um uns mit Liebe anzulocken, um unsere Herzen mit seiner demütigen Güte anzurühren; um mit seiner Armut diejenigen zu erschüttern, die sich abmühen, um die trügerischen Schätze dieser Welt anzuhäufen.
Das waren auch die Absichten des heiligen Franziskus, als er die Krippe erfand. Er wollte – wie uns die Franziskus-Quellen berichten – “das Gedächtnis an jenes Kind begehen, das in Bethlehem geboren wurde, und […] die Not, die es schon als kleines Kind zu leiden hatte […], so greifbar als möglich mit leiblichen Augen schauen“. Denn „zu Ehren kommt da die Einfalt, die Armut wird erhöht, die Demut gepriesen” (FF 468-469, Kevelaer 2009, S. 250). So lade ich Sie ein, vor der Krippe zu verweilen, weil dort die Zärtlichkeit Gottes zu uns spricht. Dort kann man sich in die göttliche Barmherzigkeit versenken, die menschliches Fleisch angenommen hat und unseren Blick zu erweichen vermag.
Vor allem möchte sie aber unser Herz erweichen. Es ist schön, dass es in dieser Krippendarstellung eine Figur gibt, die sofort das Weihnachtsgeheimnis aufnimmt. Es ist derjenige, der ein wohltätiges Werk vollbringt, indem er sich niederbeugt, um einem alten Menschen zu helfen. Er schaut nicht nur auf Gott, sondern er ahmt ihn auch nach, denn wie Gott neigt er sich voller Erbarmen dem Bedürftigen zu. Mögen diese Ihre Gaben, die heute Abend erleuchtet sein werden, viele Blicke anziehen und vor allem im Leben das Licht des wirklichen Weihnachtsereignisses neu entzünden. Ich danke Ihnen. Und – bitte! – vergessen Sie nicht, für mich zu beten.
(Quelle: Radio Vatikan, 18.12.2915)
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