Für das Leben quer durch Rom
Pro-Life-Demonstration mit Kardinal Leo Burke
Familien- und Lebensschutzbewegungen haben den zweiten Sonntag im Mai in Rom bereits zur Institution werden lassen.
Pro-Life-Demonstration mit Kardinal Leo Burke – Kardinal George Pell am Samstag: Synode wird Kirchenlehre bekräftigen.
Von Guido Horst
Rom, Die Tagespost, 11. Mai 2015
Pfarreien aus Rom und weiter entfernten Regionen Italiens wie aber auch Lebensrechtsgruppen aus dem Ausland prägten am Sonntag den Fünften Marsch für das Leben, zu dem mehrere italienische Organisationen eingeladen hatten. Tausende waren diesmal zum Petersplatz gekommen – nicht, um wie in anderen Jahren den Marsch dort zu beenden, sondern weil das Gebet des “Regina coeli” mit Papst Franziskus diesmal der Startpunkt war.
Mit bunten Fahnen, Standarten, Transparenten und viel Musik sammelte man sich schliesslich um 14 Uhr auf der Via Conciliazione, um dann geleitet von Sicherheitskräften quer durch die römische Innenstadt zu dem Platz vor der bekannten “Bocca della verita“ am Fusse des Kapitols zu ziehen, wo die Koordinatorin der Demonstration, die Italienerin Virginia Coda Nuziante, die teilnehmenden Gruppen begrüsste. Proteste oder Gegendemonstrationen gab es nicht. Anders als angekündigt nahmen keine Kardinäle der römischen Kurie oder italienischen Bischöfe an dem Marsch teil, nur Kardinal Raymund Leo Burke, Protektor des Malteser-Ordens, ging wie in den Vorjahren mit einigen Priestern einen Teil des Zuges mit. Zwei italienische Ortsbischöfe, die von Ferrara und Triest, hatten Grussworte geschickt.
Ohne den Marsch für das Leben beim Namen zu nennen, hatte Papst Franziskus nach dem mittäglichen Gebet alle gegrüsst, die “an der Initiative für das Leben” in Rom teilnehmen; es sei wichtig, “zusammenzuarbeiten, um das Leben zu verteidigen und zu fördern”. Dann wandte sich der Papst besonders an die Mütter, die tatsächlichen und die geistlichen, es war schliesslich Muttertag.
Bevor sich der Zug am frühen Nachmittag in Bewegung setzte, gab es von einem Podium aus einige Zeugnisse. Eine Frau berichtete, dass sie mit 21 Jahren schwanger geworden sei, von ihrem Freund dann aber vor die Wahl gestellt worden sei: “Ich oder das Baby.“ Sie habe sich dank eines römischen Zentrums für Lebenskrisen für ihr Kind entschieden und dies nie bereut. Ein junger Benediktiner sprach über seine Eltern, die einen Bruder von ihm hatten abtreiben lassen. Ergreifend war dann sein Bericht, wie die Mutter durch den Schmerz über die Abtreibung zum christlichen Glauben fand.
Mitglieder von Pfarreien, Familien mit Kindern, junge Priester in langen Soutanen, Ordensfrauen und Pro-life-Aktivisten in ihren bedruckten T-Shirts prägten dann den Marsch, der eine gute Stunde brauchte, bis er den Platz an der “Bocca della verita” erreicht hatte. Neben den vielen Italienern fiel eine starke Präsenz von Teilnehmern aus Kanada, den Vereinigten Staaten und mitteleuropäischen Ländern auf. Viele freiwillige Helfer traten ehrfürchtig an Kardinal Burke heran und küssten ihm den Ring.
Am Samstagnachmittag zuvor war ein anderer in Rom residierender Kardinal mit den Lebensschützern zusammengekommen: George Pell, der Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats. Auf Einladung der amerikanischen Familien-Organisation “Voice of he Family“, einer “Initiative katholischer Laien“ zur Unterstützung der beiden Familiensynoden, waren etwa hundertzwanzig Verantwortliche verschiedener Pro-life- und Pro-family-Organisationen aus aller Welt und weitere Gäste in der “Aula Pius X.“ an der Via della Conciliazione zusammengekommen. Kardinal Pell hielt einen kurzen Vortrag darüber, warum Eltern die besten Erzieher seien. Er zeigte sich überzeugt, dass die kommende Synode die traditionelle Lehre der Kirche über die Kommunionzulassung der Wiederverheirateten “massiv bekräftigen” werde. Jesus Christus sei sehr klar in Sachen Scheidung gewesen, und der heilige Paulus “sehr klar über die Bedingungen, um selber die Kommunion empfangen zu können”. Im Anschluss an den Vortrag nach der Bedeutung der Lehre des heiligen Johannes Pauls II. befragt, meinte der Kardinal, dass dessen Lehre die Lehre der Kirche sei. “Ich glaube, dass die Delegierten der Synode die christliche Tradition von Johannes Paul dem Grossen, Papst Benedikt und dem Konzil von Trient bekräftigen werden.”
Bei ihren abschliessenden Grussworten nach dem Marsch für das Leben am Sonntag sagte Organisatorin Virginia Coda Nuziante, dass “unsere entschiedene Zurückweisung jeglichen Kompromisses nicht nur die Abtreibung betrifft, sondern alle Formen der Verletzung des moralischen Gesetzes, denn dieses Gesetz, das natürliche und göttliche Recht, kennt keine Ausnahmen, es ist absolut, weil es in das Gewissen jedes Menschen eingeschrieben ist”.
Der italienische Marsch für das Leben im Jahr 2016 wird wieder am zweiten Sonntag im Mai stattfinden.
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