Kongress christlicher Führungskräfte
Lütz: “Christen, kennt und bekennt euren Glauben!”
Der Theologe und Arzt Manfred Lütz. Foto: idea/kairospress
Hamburg, idea, 26. Februar 2015
– Christen sollten ihren Glauben kennen und bekennen. Das forderte der katholische Theologe, Psychiater und Bestsellerautor Manfred Lütz (Köln) auf dem Kongress christlicher Führungskräfte. Das Treffen unter dem Motto “Mit Werten in Führung gehen” findet vom 26. bis 28. Februar mit mehr als 3.000 Teilnehmern in Hamburg statt.
Lütz kritisierte, dass viele Christen nicht verständlich von ihrem Glauben sprechen könnten. Das sei aber gerade im Austausch mit Atheisten und Menschen anderen Glaubens wichtig. “Meine muslimische Nachbarin kennt ihren Glauben genau. Deshalb sollten auch wir Christen in der Lage sein, unsere Überzeugungen zu erklären”, so Lütz. Die wachsende Zahl der Kirchenaustritte hänge nicht mit Bischöfinnen zusammen, die betrunken Auto fahren, oder Bischöfen, die zu gross planen. Vielmehr glaubten die Menschen schlicht nicht mehr an Gott.
“Fachchinesisch von der Kanzel” verbannen
Um sie wieder zum Glauben zu bringen, müsse man ihn verständlich erklären können. Doch sei die Verkündigung “an Profis“ abgegeben worden. Pfarrern, Priestern und Predigern sei es aber nicht immer möglich, so zu sprechen, “dass es die Aldi-Verkäuferin versteht“. Lütz forderte daher, das “Fachchinesisch von der Kanzel“ zu verbannen: “Alles was wichtig ist, kann ich in verständlichem Deutsch ausdrücken.” Kritik übte er in diesem Zusammenhang am Theologiestudium. Er habe den Eindruck, dass das Ziel des Studiums sei, etwas, was man vorher verständlich ausdrücken konnte, anschliessend unverständlich ausdrücken zu können.
Das Christentum hat das Mitleid erfunden
Laut Lütz ist die Kirchengeschichte voller “Wissen und Schätze”. Um eine christliche Identität auszubilden, sei es unerlässlich, diese Geschichte zu kennen. Doch zu oft betone man in der Öffentlichkeit nur negative Ereignisse wie die Kreuzzüge oder die Inquisition, ohne genau zu wissen, was es mit diesen Themen auf sich habe. Die Wissenschaft sei ebenso eine Errungenschaft des Christentums wie die Abschaffung der Sklaverei. Die modernen Menschenrechte seien ohne christlich-jüdische Tradition undenkbar. Das Christentum habe auch das Mitleid mit den Schwachen erfunden. “Deshalb ist die Kirchengeschichte auch Heilsgeschichte“, so Lütz.
Gott kann man nicht messen
Kritik übte er an der zunehmenden Wissenschaftsgläubigkeit der Gesellschaft. Immer mehr Menschen neigten dazu, nur zu glauben, was nachweisbar ist. “Doch Liebe, Gut und Böse sowie Gott kann man nicht messen”, erklärte Lütz. Auch Psychotherapeuten oder Hirnforscher könnten die Welt nicht vollständig erklären. Vielmehr bearbeiteten sie nur Teilgebiete. Für gefährlich hält es Lütz, dass immer mehr Menschen in “Scheinwelten“ lebten. Die Finanzwelt, die Medienwelt oder die virtuelle Welt lenkten von der tatsächlichen Existenz ab. “Wer die Tagesschau für wichtiger hält als die Tränen der eigenen Tochter, der lebt in einer gefälschten Welt”, so Lütz. Es sei daher wichtig, ab und zu aus zugeteilten Rollen auszusteigen. Eine Möglichkeit dazu sieht er im Gottesdienstbesuch. “Ich nenne den Gottesdienst gerne ‘Die Mutter der Muse‘. Denn dort bin nur ich selbst vor Gott.”
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