Weihnachten, Heiliger Tag 2012

“Gloria in excelsis Deo. Et in terra pax hominibus bonae voluntatis.”

Homilie von Vitus Bischof Huonder von Chur  UPDATE  Christmette

“Ehre sei Gott in der Höhe. Und auf Erden Friede den Menschen, die guten Willens sind.”

Brüder und Schwestern im Herrn

Gott im Himmel wird verherrlicht, den Menschen auf Erden wird Friede zuteil. Dies verkünden die Engel bei der Geburt Christi. Das Gloria in excelsis Deo nimmt diese Wort auf. In der Heiligen Nacht haben wir über den Anfang dieses Hymnus nachgedacht:

Ehre sei Gott in der Höhe. Ich möchte nun auf den zweiten Teil eingehen:

Und auf Erden Friede den Menschen, die guten Willens sind.

Der lateinische Text, der Text, welcher für die Heilige Messe massgebend ist, spricht einfach von den Menschen guten Willens – hominibus bonae voluntatis. Die Menschen guten Willens sind die Menschen, die den göttlichen Frieden, den Frieden des weihnachtlichen Ereignisses aufnehmen können. Das kann bedeuten, dass dies die Menschen sind, die unter dem guten Willen Gottes stehen, auf denen Gottes Wohlgefallen ruht. Das kann anderseits bedeuten, dass dies die Menschen sind, die einen guten Willen haben, die Gott gegenüber willig sind. Es ist sinnvoll, beides zu beachten, auch wenn in der deutschen Übersetzung nur von den Menschen die Rede ist, die guten Willens sind.

Friede – und darum geht es – kann in der Welt nur dann werden, wenn dieser Friede von Gott ausgeht, wenn Gott am Menschen Gefallen findet und ihm seine Gnade schenkt. Ohne das Wohlgefallen Gottes gibt es keinen echten, bleibenden Frieden. Das können wir auf die Kurzformel bringen: Ohne Gott gibt es keinen Frieden. Das geht aus der Weihnachtsbotschaft hervor. Deshalb muss unser Bemühen um Frieden immer mit dem Bemühen um Glauben einhergehen. Denn der Glaube verbindet uns mit Gott. Durch den Glauben tritt Gott in unsere Existenz ein, und wir treten ein in Gottes Heiligtum. Erst dann kann Friede werden und können unsere Gemeinschaften und Staaten gesund und lebensfähig sein. Deshalb müsste das Wort Gott in allen Parlamenten und Sitzungsräumen gross und sichtbar geschrieben stehen.

Mit der Geburt Jesu Christi hat Gott uns sein Wohlgefallen erwiesen. Er hat uns Menschen gezeigt, dass er sich um uns kümmert, und dass er uns liebt. Die Geburt Jesu Christi ist das Zeichen, dass wir Menschen bonae voluntatis, Menschen des guten Wollens Gottes, Menschen des Wohlwollens Gottes, Menschen der Gnade Gottes sind; Menschen, die Hoffnung haben dürfen, Menschen, denen der wahre Frieden zuteil wird, der Friede Gottes. Doch dieser Friede Gottes kann nur jene Menschen im Herzen erreichen, die selber bonae voluntatis sind, die guten Willens sind, die eine gute Einstellung haben. Gott kann uns alles schenken, der Glaube kann uns alles geben. Doch letztendlich bleibt alles umsonst, wenn wir nicht guten Willens sind. Es geht darum, dass wir das grosse Geschenk Gottes annehmen, das Geschenk, das er uns in seinem Sohn Jesus Christus gemacht hat. Wirkt dieses Geschenk nicht bis in unser Herz hinein, bleibt alles umsonst. Das sagt uns auch das Tagesevangelium des heutigen Hochfestes:

Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf (Joh 1,11)

Das ist die Erfahrung, die der Herr damals gemacht hat. Er wurde von vielen nicht angenommen. Er wurde verworfen. Er wurde verschmäht. Der Evangelist schreibt den Prolog seines Evangeliums eben aus der Retrospektive. Wenn wir ihn, das Wort, nicht aufnehmen, kann er nicht wirken, kann er uns nicht verändern, kann er uns nicht die Fülle seiner Gnade schenken. Die Folge ist: Unser Leben bleibt leer und finster: “Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst” (Joh 1,5).

Das Tagesevangelium sagt uns aber auch, was geschieht, wenn wir uns dem Herrn öffnen: “Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind” (Joh 1,12-13). Er gibt ihnen die Macht Kinder Gottes zu werden. Der Ausdruck ist eigenartig und muss wohl bedeuten, dass der Herr den Menschen, die ihn annehmen, eine innere Kraft gibt, als Gottes Kind zu leben, im Wohlgefallen Gottes zu stehen und das ewige Ziel zu erlangen.

Beten wir vor dem Kind in der Krippe, dass diese Macht, die letztlich eben Gnade ist, allen Menschen zuteil werde.

Amen.

Quelle

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