Wen trifft – und was macht – Papst Franziskus im Irak, und warum?

Vom 5. bis 8. März ist der Papst im Irak: Alles was man über die anstehende Reise des katholischen Oberhaupts wissen muss

Quelle
Irak: „Wir brauchen die Hoffnungsbotschaft von Franziskus“
Bagdad von Sicherheitskräften abgeriegelt

Von AC Wimmer

Vatikanstadt, 26. Februar 2021 (CNA Deutsch)

In einer Woche wird Papst Franziskus voraussichtlich Geschichte schreiben, wenn er als erster Papst den Irak besucht. Seine Reise vom 5. bis 8. März wird ihn von Ausgrabungen historischer biblischer Stätten, die tausende Jahre alt sind, zu Kirchen führen, in denen Katholiken erst vor ein paar Jahren schreckliche Terroranschläge erlitten.

Bei den geplanten Treffen mit irakischen Politikern und prominenten muslimischen Geistlichen wird der Papst in etwas mehr als drei Tagen knapp 1500 Kilometer im Irak zurücklegen.

Hier ist eine Übersicht der Orte, die Papst Franziskus im Irak besuchen soll.

Freitag, 5. März: Bagdad

Ansprache im Palast des Präsidenten

Nach der Ankunft auf dem internationalen Flughafen von Bagdad ist ein Treffen des Papstes mit dem irakischen Premierminister Mustafa Al-Kadhimi geplant, bevor er den irakischen Präsidenten Barham Salih im Präsidentenpalast besuchen wird, wo der Papst eine Rede vor einer Versammlung ziviler Behörden halten wird.

Die Treffen des Papstes mit den irakischen Behörden finden zu einer Zeit statt, in der das Land mit schweren politischen, sozioökonomischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen konfrontiert ist, darunter eine Protestbewegung, die ein Ende der Korruption in der Regierung fordert, eine hohe Arbeitslosigkeit sowie konfessionelle Spaltungen innerhalb des politischen Systems, die nach der von den USA geführten Invasion des Irak im Jahr 2003 entstanden sind.

Kathedrale Unserer Lieben Frau der Erlösung

Die syrisch-katholische Kathedrale Unserer Lieben Frau der Erlösung, auch bekannt als Sayidat al-Nejat, war 2010 Schauplatz eines Selbstmordanschlags des Islamischen Staates während der Sonntagsmesse. Dabei starben über 50 Menschen.

Die Terroristen töteten zwei Priester und nahmen mehr als 100 Geiseln, bevor irakische Sicherheitskräfte mit Unterstützung der US-Streitkräfte die Kirche stürmten. Der Seligsprechungsprozess für die 48 Katholiken, die in der Kirche starben, wurde im Oktober 2019 von der Diözese auf den Vatikan übertragen.

Die Kathedrale war auch eine von sechs Kirchen, die im August 2004 bombardiert wurden, als fünf Autobomben in Bagdad und eine in Mossul in Fahrzeugen gezündet wurden, die vor Kirchen geparkt waren. Dabei wurden insgesamt 12 Menschen getötet und über 70 verletzt.

Papst Franziskus wird die Kathedrale besuchen und eine Rede vor den örtlichen Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und anderen irakischen Katholiken halten.

Ein Wandgemälde des Papstes mit vatikanischen und irakischen Flaggen wurde in Erwartung des Papstbesuches auf eine Wand ausserhalb der Kathedrale gemalt, wie Fotos in den sozialen Medien zeigen.

Samstag, 6. März: Nadschaf und die Ebene von Ur

Treffen mit schiitischem Kleriker in Nadschaf

An seinem zweiten Tag im Irak wird Papst Franziskus mit Iraqi Airways nach Nadschaf reisen, um sich mit Ali al-Sistani zu treffen, einem einflussreichen Führer der schiitischen Muslime im Irak.

Nadschaf gilt als eine der heiligsten Pilgerstätten im schiitischen Islam, nach Mekka und Medina. Es ist die Grabstätte von Imam Ali ibn Abi Talib, dem Schwiegersohn von Mohammed und dem ersten schiitischen Imam. Der Streit um Alis Recht auf das Kalifat führte zum grossen Schisma zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen.
Nicht weit von Nadschaf entfernt befindet sich das Grab des Propheten Ezechiel in Al Kifl, wo die historische jüdische Synagoge in einer neu gebauten schiitischen Moschee untergebracht ist.

Interreligiöse Begegnung in der Ebene von Ur

Anschliessend reist Papst Franziskus in die Ebene von Ur im Südirak, die in der Bibel als Geburtsort Abrahams bezeichnet wird. Die archäologische Stätte von Ur, die im 20. Jahrhundert ausgegraben wurde, umfasst eine mesopotamische Zikkurat und einen antiken Häuserkomplex.

Der Papst plant, bei einem interreligiösen Treffen in Ur eine Rede zu halten, um die Bedeutung Abrahams für alle drei grossen monotheistischen Religionen zu unterstreichen. Im Judentum wird Abraham als der erste Patriarch des jüdischen Volkes verehrt. Muslime glauben, dass Muhammad ein Nachkomme von Abrahams Sohn Ismael ist.

Chaldäische Kathedrale des Heiligen Joseph in Bagdad

Papst Franziskus wird bei seiner Rückkehr nach Bagdad den Tag mit einer Messe in der chaldäisch-katholischen Kathedrale St. Joseph beenden. Die Kathedrale, genannt Mar Yousef, wurde in den 1950er Jahren gebaut. Sie wurde kürzlich vom chaldäischen Patriarchen Louis Raphaël Sako restauriert.

Die Chaldäer sind eine von mehreren ostkatholischen Gemeinschaften im Irak. Die Chaldäer, die ihre Geschichte durch ihre Verbindung mit der Kirche des Ostens bis zu den frühen Christen zurückverfolgen, machten zwei Drittel der irakischen Christen aus, bevor die Bevölkerung durch die Gewalt des Islamischen Staates dezimiert wurde. Andere Gemeinden des Östlichen Ritus im Irak sind die syrischen Katholiken, die armenischen Katholiken und die melkitischen griechischen Katholiken.

Sonntag, 7. März: Mossul und die Ninive-Ebene

Gedenkfeier in Mossul

Papst Franziskus wird seinen letzten ganztägigen Aufenthalt im Irak in den nördlichen Ninive-Ebenen verbringen, wo der Islamische Staat nach der Einnahme von Mossul im Sommer 2014 seinen genozidalen Feldzug gegen Christen, Jesiden und andere Minderheiten geführt hat.

Der Papst wird am Flughafen von Erbil von den religiösen und zivilen Autoritäten Irakisch-Kurdistans empfangen, bevor er mit dem Hubschrauber nach Mossul reist, wo er auf dem Platz Hosh al-Bieaa für die Opfer des Krieges beten wird.

Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis in Karakosch

Papst Franziskus wird dann mit dem Hubschrauber reisen, um die lokale christliche Gemeinde in Karakosch, auch bekannt als Bakhdida, in der syrisch-katholischen Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis zu besuchen, wo er den Angelus beten wird.

Der Dom, der auch als Al-Tahira-Kathedrale bekannt ist, wurde entweiht und sein Inneres stark verwüstet, nachdem der Islamische Staat ihn in Brand gesetzt hatte, als er 2014 die Kontrolle über die Stadt übernahm. Die Restaurierung der Kathedrale wurde kürzlich von Kirche in Not abgeschlossen. Eine neue Marienstatue, die von einem lokalen christlichen Künstler geschaffen wurde, wurde im Januar auf dem Glockenturm aufgestellt.

Stadionmesse in Erbil

An seinem letzten Abend im Irak wird Papst Franziskus am 7. März eine Messe im Franso-Hariri-Stadion in Erbil feiern. Es wird erwartet, dass diese Messe die grösste Versammlung von irakischen Katholiken mit dem Papst während seiner Reise sein wird.

Die lokalen Behörden in Kurdistan haben gesagt, dass sich 4.500 Menschen für die Messe angemeldet haben. Ein spezieller Ausweis, der von der katholischen Universität in Erbil ausgestellt wird, wird benötigt, um das Stadion für die Messe zu betreten.

Montag, 8. März: Rückreise von Bagdad nach Rom

Nach einer Abschiedszeremonie am Montagmorgen auf dem internationalen Flughafen von Bagdad wird Papst Franziskus mit Alitalia zurück nach Rom fliegen, in etwas mehr als fünf Stunden. Auf dem Rückflug wird der Papst in einer Pressekonferenz die Fragen der Journalisten beantworten – erwarten zumindest Medienvertreter.

Der chaldäisch-katholische Erzbischof Bashar Warda sagte CNA, dass der bevorstehende Besuch von Papst Franziskus in der Region ein Wendepunkt für die immer kleiner werdende, einst prägende christliche Bevölkerung des Landes sein könnte. “Er hat das Potenzial, die Geschichte des Christentums im Irak zu ändern, von einem verschwindenden Volk zu einem überlebenden und blühenden Volk”, sagte der Erzbischof von Erbil.

Courtney Mares trug zur Berichterstattung bei.

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