Belarus lässt zwei katholische Priester frei
Politische Gefangene – “Zeichen des guten Willens und der Barmherzigkeit”: Nach einem Besuch von Kardinal Gugerotti hat Belarus zwei katholische Priester aus der Haft entlassen
Quelle
Belarus
Belarus: Zwei Geistliche überraschend freigelassen – Vatican News
21.11.2025
In Belarus sind zwei römisch-katholische Priester nach mehrjährigen Haftstrafen freigelassen worden. Die staatliche belarussische Nachrichtenagentur Belta bezeichnet dies in ihrer deutschsprachigen Ausgabe als ein “Zeichen des guten Willens und der Barmherzigkeit” im Kontext des Heiligen Jahres 2025. Die katholische Kirche in Belarus dankte “allen, die zur Freilassung beigetragen haben”.
Freigelassen wurden Henryk Akalatowitsch und Andrzej Juchniewicz, die zuvor in politisch motivierten Verfahren zu langen Haftstrafen verurteilt worden waren. Belta spricht nun lediglich von “schweren Verbrechen gegen den Staat” und verzichtet auf frühere Vorwürfe wie Hochverrat oder sexuelle Delikte. Die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA erinnert daran, dass diese Anschuldigungen international als politisch motiviert eingestuft werden.
Laut der britischen Zeitung “The Independent” reiht sich der Schritt in eine vorsichtige diplomatische Öffnung ein. Bereits ein Telefonat zwischen Präsident Alexander Lukaschenko und dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump im August führte zur Freilassung weiterer politischer Gefangener. Akalatowitsch war wegen regierungskritischer Predigten inhaftiert worden und bezeichnete die Spionagevorwürfe für Polen und den Vatikan als “Lügen und Erpressung”. Auch Juchniewicz war wegen politischer Äußerungen und Aktivitäten mehrfach inhaftiert, unter anderem wegen des Zeigens einer ukrainischen Flagge.
Mindestens 29 Priester politische Gefangene
Die belarussische Bischofskonferenz hob die Rolle des Vatikans hervor. Kardinal Gugerotti, ehemaliger Nuntius in Minsk und heute Präfekt des Dikasteriums für die Orientalischen Kirchen, habe bei seinem Besuch im Oktober “einen positiven Impuls für weitere Kontakte” gesetzt. Auch Apostolischer Nuntius Ignazio Cheffalia sowie Erzbischof Iossif Stanewski hätten erheblich vermittelt.
Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja begrüßte die Entscheidung auf “X” und dankte Papst Leo XIV. für seine Unterstützung, mahnte jedoch, dass weiterhin viele Gläubige und Geistliche in Haft seien. Laut der Menschenrechtsorganisation Viasna gibt es in Belarus mehr als 1.200 politische Gefangene, darunter mindestens 29 Priester.
Die katholische Kirche, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung Belarus‘ ausmacht, steht seit den Protesten gegen die Wahl 2020 unter besonderem Druck. Geistliche, die Demonstranten Schutz boten oder Kritik äußerten, wurden gezielt verfolgt. Ob die jüngste Freilassung einen echten Schritt zu einem neuen Dialog zwischen Minsk und den westlichen Staaten ist, bleibt abzuwarten.
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