Sudan: Hilfsorganisation schildert “verheerendes Szenario”
Nach der Eroberung von El Fasher, der Hauptstadt von Nord-Darfur im Nordwesten des Sudan, durch die Rapid Support Forces (RSF) am 28. Oktober, berichtet die Hilfsorganisation Coopi (Cooperazione Internazionale) im Interview mit uns über die verheerende Lage vor Ort


Quelle
Sudan | COOPI
Tawila (Sudan) – Wikipedia
Pietro Piga und Mario Galgano – Vatikanstadt
Chiara Zaccone, Missionsleiterin der seit mehr als 20 Jahren im Land tätigen NGO, erzählt den Vatikan-Medien von “Horror und Verwüstung” sowie ethnisch motivierten Gräueltaten.
“Was in El Fasher geschah, war vorhersehbar, da die Belagerung mehr als 500 Tage gedauert hat. Aber es ist noch schlimmer als die Szenarien, die wir angenommen hatten: Es ist ein Horror und es ist verheerend”, so Chiara Zaccone aus dem Koordinationsbüro in Port Sudan.
Sie berichtet, dass Zivilisten von den RSF “ethnisch motivierten summarischen Hinrichtungen” unterzogen würden. Die Opferzahl wird auf bis zu 1.500 geschätzt, wobei die Daten aufgrund der chaotischen Lage unsicher sind.
Angriffe auf Krankenhaus und Massenflucht
Die RSF griffen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum vierten Mal in einem Monat das Saudische Mutter-Kind-Krankenhaus an, das einzige noch teilweise funktionierende Spital der Stadt. Einem Kommuniqué der WHO zufolge sollen mehr als 460 Patienten und ihre Begleitpersonen im Inneren des Krankenhauses erschossen worden sein. Seit Beginn des Konflikts wurden in El Fasher 46 Gesundheitshelfer getötet und 48 weitere verletzt.
Die Stadt, in der laut UNICEF schätzungsweise 250.000 Menschen, darunter 130.000 Kinder, lebten, erlebt einen Exodus. Schätzungen zufolge sind 26.000 Menschen in ländliche Gebiete geflohen, und mehr als 100.000 werden in Tawila erwartet. Die Flucht sei “kompliziert und gefährlich”, wie Zaccone betont, da Menschen auch auf der Flucht Opfer von Gräueltaten würden.
“Der Zugang zu Nahrung und Wasser ist extrem schlecht”, führt Zaccone weiter aus.
Coopi kämpft um humanitäre Hilfe
Coopi, das seit 2004 im Sudan tätig ist, musste seine Operationen in El Fasher stark reduzieren, aber nie ganz einstellen. Ein lokaler Mitarbeiter konnte die Stadt nach einem dreitägigen Fußmarsch in Richtung Norden verlassen und Mellit erreichen, allerdings rissen die Kommunikationsverbindungen ab.
Die Organisation, die auch in Port Sudan, Gedaref, Atbara, Kassala und Khartum Einrichtungen unterhält, unterstützt nun die Flüchtlinge, die in Mellit, Tawila und Tina ankommen. Dort werde neben Notfall-Kits und Trinkwasser auch psychologische Hilfe geleistet, da die Menschen durch “unsägliche Gewalt” traumatisiert seien.
Die Missionsleiterin fordert eindringlich einen sofortigen Waffenstillstand, die Öffnung humanitärer Korridore und den ungehinderten Zugang für internationale Organisationen. Sie befürchtet zudem, dass die Eroberung von El Fasher weitreichende Konsequenzen für andere Gebiete wie Kordofan haben könnte, und schließt nicht aus, dass auch Port Sudan erneut zum Schauplatz von Angriffen wird.
Internationale Verurteilung
Die internationale Gemeinschaft reagierte mit scharfer Verurteilung auf die Ereignisse. Der Senior Advisor für arabische und afrikanische Angelegenheiten der Vereinigten Staaten, Massad Boulos, forderte die RSF-Führung auf, “sofort die Angriffe zu beenden, Zivilisten zu schützen und eine sichere Passage für diejenigen zu gewährleisten, die vor der Gewalt fliehen.” Die Europäische Union, vertreten durch ihren Sprecher für Außenangelegenheiten, Anouar El Anouni, äußerte sich tief besorgt und kündigte an, alle Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht zu dokumentieren, denn: “Es darf keine Straflosigkeit geben.”
vatican news, 31. Oktober 2025
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