Papst an Gardisten: Signal der Einheit für die gesamte Kurie
“Jeder kann durch seine Worte und sein Verhalten, durch seine Nächstenliebe und seinen Glauben ein Vorbild für den anderen sein (vgl. 1 Tim 4,12). Und ihr könnt ein Signal der Einheit für die gesamte Römische Kurie sein” – das hat Papst Leo XIV. den neuen Rekruten der Schweizer Garde mitgegeben, die diesen Samstag vereidigt werden. Der Termin war aufgrund der Papstwahl verschoben worden. Das katholische Kirchenoberhaupt empfing die Päpstliche Schweizergarde diesen Freitag in Audienz
Quelle
Bundespräsidentin Keller-Sutter trifft im Vatikan Papst Leo XIV. – News – SRF
Papst an Gardisten
Schweizergarde (208)
Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Seit dem Jahr 1506 schützen Schweizer Gardisten den Papst und seine Residenz – im Falle des Falles sind sie bereit, auch ihr Leben zu geben. Papst Leo XIV. dankte allen mit den Worten:
“Seit den ersten Tagen meines Pontifikats, liebe Schweizergardisten, kann ich auf euren treuen Dienst zählen, den ihr mit großer Selbstlosigkeit und großem Eifer verrichtet. Ich nutze die Gelegenheit der traditionellen Vereidigungszeremonie, um euch meinen herzlichen Dank für euren Einsatz und eure Hingabe auszusprechen. Der Nachfolger Petri kann seine Sendung im Dienst der Kirche und der Welt in der Gewissheit erfüllen, dass ihr über seine Sicherheit wacht.”
“Der Nachfolger Petri kann seine Sendung im Dienst der Kirche und der Welt in der Gewissheit erfüllen, dass ihr über seine Sicherheit wacht”
Vorbild für andere sein
Die feierliche Vereidgungszeremonie der Gardisten findet eigentlich immer am 6. Mai statt – in Erinnerung an den Sacco di Roma am 6. Mai 1527. Damals gaben 147 Gardisten ihr Leben, um Papst Clemens VII. zu schützen. Dieses Jahr war die Zeremonie aufgrund der Sedisvakanz nach dem Tod von Papst Franziskus verschoben worden. So werden die 27 neuen Rekruten nun ausnahmsweise am 4. Oktober vereidigt. Sie stammen aus verschiedenen Schweizer Kantonen, darunter Wallis, Freiburg, Waadt und Zürich und können so ein Vorbild für Einheit und Gemeinschaft und weitere wichtige Werte sein, betonte der Papst:
“Ihr braucht einander, um zu lernen, um voranzukommen, um zu dienen – in einer Welt, die immer mehr zu Spaltung und Isolation neigt. Wohlwollen, Ehrlichkeit, Solidarität und gegenseitige Achtung sind die Säulen, auf denen ein stimmiges Leben aufgebaut werden kann“
“Liebe Freunde, ihr kommt aus verschiedenen Gegenden der Schweiz, mit ihren jeweiligen Kulturen, Sprachen und Traditionen. Dennoch sollt ihr ein geeintes Korps bilden sowie starke und solide Bande der Freundschaft untereinander knüpfen. Alleine könntet ihr euch nicht voll entfalten. Ihr braucht einander, um zu lernen, um voranzukommen, um zu dienen – in einer Welt, die immer mehr zu Spaltung und Isolation neigt. Wohlwollen, Ehrlichkeit, Solidarität und gegenseitige Achtung sind die Säulen, auf denen ein stimmiges Leben aufgebaut werden kann.”
Im Glauben und im gesellschaftlichen Leben wachsen
Beim Eintritt in die Schutztruppe des Papstes gilt ein Mindestalter von 19 und maximal 30 Jahren. Eine Generation, die laut Papst Leo derzeit vor vielen Herausforderungen steht. Er verwies in seiner Rede etwa auf Umweltfragen, ökonomische Veränderungen, soziale Spannungen, die Digitale Revolution, Künstliche Intelligenz und “andere komplexe Gegebenheiten, die Urteilsvermögen und Verantwortungsbewusstsein” erforderten. Die Zeit in der Garde könne helfen, im Glauben sowie in diesen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zu reifen:
“Vor allem aber ermutige ich euch, dem Evangelium und den Grundwerten eures christlichen Glaubens treu zu bleiben, die euch zu Getauften machen, die von ihren Entscheidungen überzeugt sind.”
“Vor allem aber ermutige ich euch, dem Evangelium und den Grundwerten eures christlichen Glaubens treu zu bleiben, die euch zu Getauften machen, die von ihren Entscheidungen überzeugt sind”
Hektik und Heiliges Jahr
Bei aller Hektik und dem Trubel, die die Stadt Rom mit sich bringen, empfahl Papst Leo, der dem Augustiner-Orden angehört, unter Berufung auf den Heiligen Augustinus den Gardisten:
“inmitten der Hektik unserer Gesellschaft euer Seelenleben und eure Beziehung zum Herrn zu vertiefen, wie es der heilige Augustinus empfahl, als er sagte: “Geh nicht nach draußen, kehr wieder ein bei dir selbst! Im inneren Menschen wohnt die Wahrheit” (De vera religione, 39).”
Das katholische Kirchenoberhaupt erinnerte zudem daran, dass die neuen Rekruten im Heiligen Jahr 2025 der katholischen Kirche vereidigt werden, welches der Hoffnung gewidmet ist:
“Möget ihr in diesem Heiligen Jahr durch euer einfaches Zeugnis Missionare der Hoffnung für die Menschen sein, denen ihr begegnet. Möge die Flamme der Hoffnung euer Leben erhellen und euch den Mut geben, etwas zu wagen und gemeinsam zu einer Zivilisation der Liebe beizutragen”, lautete der Appell von Papst Leo XIV.
“Möget ihr in diesem Heiligen Jahr durch euer einfaches Zeugnis Missionare der Hoffnung für die Menschen sein, denen ihr begegnet. Möge die Flamme der Hoffnung euer Leben erhellen und euch den Mut geben, etwas zu wagen und gemeinsam zu einer Zivilisation der Liebe beizutragen”
Die Rekruten verpflichten sich, mindestens 26 Monate Dienst in der Garde zu leisten. Auch für die Zeit danach gab Papst Leo XIV. ihnen jetzt schon etwas mit:
“Einige werden studieren, andere werden in die Arbeitswelt eintreten. Vielleicht ist in dem einen oder anderen eine priesterliche Berufung gereift. Einige werden sich vielleicht aufmachen, um die Welt zu entdecken, bevor sie endgültige Entscheidungen treffen. Wie auch immer eure Entscheidung ausfällt: Denkt daran, dass eure Erfahrung in der Römischen Kurie euch helfen wird, den Veränderungen mit Zuversicht und mit dem weiten Blick, der einem Christen eigen ist, zu begegnen.”
Präsidentin der Schweizerischen Eidgenossenschaft beim Papst
Zur Vereidigungszeremonie ist auch die Präsidentin der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Karin Keller-Sutter, angereist. Papst Leo empfing sie diesen Freitagvormittag in Privataudienz. Anschließend fand ein Treffen mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem vatikanischen Außenbeauftragten, Erzbischof Paul Richard Gallagher, statt.
“Während des herzlichen Austauschs im Staatssekretariat ging es um den engagierten und professionellen Dienst der Päpstlichen Schweizergarde hinaus auch um den gegenseitigen Ausdruck der Wertschätzung für die guten und konstruktiven bilateralen Beziehungen”, teilte der Vatikan anschließend mit. Es seien zudem „ internationale Fragen sowie Themen von gemeinsamem Interesse erörtert” worden – “insbesondere im Hinblick auf Friedensperspektiven zur Beendigung der Kriege in der Ukraine und in Gaza.”
“Engagierter, professioneller Dienst der Päpstlichen Schweizergarde – gute, konstruktive bilaterale Beziehungen – internationale Fragen: insbesondere im Hinblick auf Friedensperspektiven zur Beendigung der Kriege in der Ukraine und in Gaza”
Hintergrund
Die Schweizer Garde wurde 1506 von Papst Julius II. gegründet. Sie zählt aktuell rund 135 Mitglieder unter der Leitung von Oberst Christoph Graf. Ihre Hauptaufgabe ist der Schutz des Papstes und die Kontrolle der Zugänge zum Vatikan. Um Gardist zu werden, muss man Schweizer sein und praktizierender Katholik. Die Garde ist rein männlich. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Garde.
Vereidigungs-Zeremonie: Live bei uns!
Die Vereidigung findet am Samstag, 4.10.2025 um 17 Uhr im Damasushof des Apostolischen Palastes statt. Radio Vatikan/Vatican News überträgt ab ca 16.55 Uhr live auf deutsch auf unserer Webseite sowie über unsere Social-Media-Kanäle wie Youtube und Facebook sowie auf der Internetseite der Garde www.schweizergarde.ch.
vatican news – sst, 3. Okober 2025
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