“Ohne Glaube wäre die Welt leer, hoffnungslos und voller vaterloser Kinder”

Heiligsprechung in Rom – Wieder eine große Feier auf dem Petersplatz: Sieben neue Heilige und Papst Leo erklärt, warum ihr Glaubenszeugnis daran erinnert, was das Wichtigste im Leben jedes Getauften ist

Quelle
Missionarin im Regenwald | Die Tagespost
Papst würdigt neue Heilige: Licht in einer oft glaubensfernen Welt – Vatican News

19.10.2025

Guido Horst

Wieder war der Petersplatz gedrängt voll – wie bei der Heiligsprechung der beiden Italiener Carlo Acutis und Pier Giorgio Frassati am 7. September. Nur die Temperaturen lagen am Sonntagmorgen deutlich tiefer, auch wenn die Sonne an einem strahlend blauen Himmel schien. Papst Leo hat seine zweite große Heiligsprechung gefeiert und sieben neue Namen für die gesamte Kirche zur Ehre der Altäre erhoben. Zwei von ihnen stammen aus Venezuela, deswegen sah man die gelb-blau-roten Nationalfarben dieses Landes zwischen den Kolonnaden besonders oft.

Es war eine bunte Schar von neuen Heiligen, die man an der Fassade des Petersdoms sah: einen armenisch-katholischen Erzbischof, der 1915 während des Völkermords an den Armeniern hingerichtet wurde. Daneben einen Laien und Katecheten aus Papua-Neuguinea, der während der japanischen Besatzung im Zweiten Weltkrieg starb, weil er gegen den Willen der Besatzer seine seelsorgliche Arbeit bis zum Ende weiterführte.

Wahrhafte Zeugen des Glaubens an Gott

Dann drei Ordensfrauen: eine Italienerin, Gründerin des Instituts der Barmherzigen Schwestern, sowie die aus Venezuela stammende Gründerin der Kongregation der Diener Jesu und eine Salesianerin und Missionsschwester, die im ecuadorianischen Amazonasgebiet indigene Gemeinschaften sowohl medizinisch als auch seelsorglich betreute. Schließlich ein “Arzt der Armen”, ebenfalls in Venezuela, und ein ehemaliger Anwalt aus Italien, der sich vom Satanismus abwandte und später zu einem der bedeutendsten Förderer des Rosenkranzgebets und des Heiligtums von Pompeji wurde.

Erst am Ende seiner Predigt nannte Papst Leo ihre Namen, als er sie als wahrhafte Zeugen des Glaubens an Gott pries, „die keine Helden oder Verfechter irgendeines Ideals sind, sondern glaubwürdige Männer und Frauen. Diese treuen Freunde Christi sind Märtyrer für ihren Glauben, wie Bischof Ignatius Choukrallah Maloyan und der Katechet Peter To Rot; sie sind Verkünder des Evangeliums und Missionare, wie Schwester Maria Troncatti; sie sind charismatische Gründerinnen, wie Schwester Vincenza Maria Poloni und Schwester Carmen Rendiles Martinez; mit ihrem gläubig brennenden Herzen sind sie Wohltäter der Menschheit, wie Bartolo Longo und José Gregorio Hernández Cisneros.”

“Ohne Glaube würde der Tod alles zunichtemachen”

Leo XIV. über diesen Glauben gepredigt, den die neuen Heiligen an unterschiedlichsten Orten und unter den unterschiedlichsten Umständen bezeugt hatten. Der Glaube sei das Wichtigste im Leben jedes Getauften, sagte der Papst: “Die Beziehung zu Gott ist von höchster Bedeutung, weil er am Anfang der Zeiten alles aus dem Nichts erschaffen hat und er alles vor dem Nichts rettet, was in der Zeit sein Ende findet. Eine Welt ohne Glauben wäre voll von vaterlosen Kindern, das heißt voll von Geschöpfen ohne Erlösung.”

Wird der Gottessohn bei seiner Wiederkunft noch Glauben auf der Erde finden, fragte der Papst mit den Worten Jesu aus dem zuvor verlesenen Lukas-Evangelium. “Was würde passieren, wenn dieser Glaube aus der Welt verschwände?”, sagte Leo und gab die Antwort: “Himmel und Erde würden bestehen bleiben, aber in unseren Herzen gäbe es keine Hoffnung mehr; die Freiheit eines jeden würde vom Tod zunichtegemacht; unser Wunsch nach Leben liefe ins Leere. Ohne den Glauben an Gott können wir nicht auf Erlösung hoffen. Die Frage Jesu versetzt uns also in Unruhe, ja, aber nur, wenn wir vergessen, dass Jesus selbst es ist, der sie stellt. Denn die Worte des Herrn bleiben immer Evangelium, also frohe Heilsbotschaft. Dieses Heil ist das Geschenk des ewigen Lebens, das wir vom Vater, durch den Sohn und in der Kraft des Heiligen Geistes empfangen.”

“Die Seele braucht das Gebet, so wie der Körper atmen muss”

Der Glaube äußere sich im Gebet, und echtes Gebet lebe vom Glauben, meinte der Papst weiter. “So wie das Atmen den Körper am Leben erhält, so hält das Gebet die Seele am Leben.” Genau aus diesem Grund sage Christus zu seinen Jüngern, dass sie “allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten”. So wie man nicht müde werde zu atmen, solle man auch nicht müde werden, zu beten, sagte Leo und fuhr fort: “Lassen wir diese Worte in unserem Gewissen nachklingen: Der Herr fragt uns, ob wir glauben, dass Gott allen ein gerechter Richter ist. Der Sohn fragt uns, ob wir glauben, dass der Vater immer unser Wohl und das Heil eines jeden Menschen will.”

In dieser Hinsicht würden zwei Versuchungen den Glauben auf die Probe stellen: “Die erste speist sich aus dem Skandal des Bösen und verleitet uns zu der Annahme, dass Gott nicht auf die Klagen der Bedrängten hört und kein Mitleid mit unschuldigem Leid hat. Die zweite Versuchung besteht in dem Anspruch, dass Gott so zu handeln habe, wie wir es wollen: An die Stelle des Gebets tritt dann eine gebieterische Haltung Gott gegenüber, die ihn darüber belehren möchte, wie man gerecht und effektiv ist.” Das Gebet der Kirche erinnere aber daran, dass Gott allen Gerechtigkeit widerfahren lasse, indem er sein Leben für alle hingegeben habe. “Wenn wir zum Herrn rufen: ‘Wo bist du?’, verwandeln wir diese Anrufung in ein Gebet und dann erkennen wir, dass Gott dort ist, wo Unschuldige leiden. Das Kreuz Christi offenbart die Gerechtigkeit Gottes. Und Gottes Gerechtigkeit ist Vergebung: Er sieht das Böse und erlöst es, indem er es auf sich nimmt. Wenn Schmerz und Gewalt, Hass und Krieg uns ans Kreuz bringen, dann ist Christus bereits dort, am Kreuz für uns und mit uns.”

Genau dieser Glaube sei es, “der unser Engagement für die Gerechtigkeit trägt, gerade weil wir glauben, dass Gott die Welt durch Liebe rettet und uns von Fatalismus befreit. Fragen wir uns also”, sagte Papst Leo weiter: “Wenn wir den Ruf derer hören, die in Not sind, sind wir dann Zeugen der Liebe des Vaters, so wie Christus es für alle war? Er ist der Demütige, der die Anmaßenden zur Umkehr ruft, der Gerechte, der uns gerecht macht”, wie es die neuen Heiligen mit ihrem Leben und Wirken glaubhaft vorgemacht hätten. Zwei von ihnen taten es bis hin zum Martyrium.

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