“Förderung ganzheitlicher Entwicklung”

Safeguarding bei Papst Leo “Förderung ganzheitlicher Entwicklung”

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Zollner: Leo XIV. ist für Safeguarding sensibilisiert – Vatican News

Der Safeguarding-Experte Hans Zollner sieht bei Papst Leo einen ganzheitlichen Ansatz im kirchlichen Umgang mit Missbrauch und Betroffenen. Das legte der deutsche Jesuit jetzt in einem Interview mit dem US-amerikanischen Online-Magazin Crux dar.

Sein Team am IADC-Safeguarding-Institut in Rom fühle sich durch Leo XIV. “positiv bestätigt”, so Zollner in dem Interview von Crux. In seinem jüngsten Gespräch mit der US-amerikanischen Vatikan-Korrespondentin Elise Ann Allen habe der Papst Schutzmaßnahmen als Teil der Förderung einer ganzheitlichen Entwicklung des Menschen begründet. Leo XIV. gehe es nicht “bloß” um den Kampf gegen Missbrauch, sondern einen breiten Ansatz, so Zollner sinngemäß. “Dazu gehört auch die Frage nach einem Umgang mit Tätern im Einklang mit der christlichen Morallehre, ohne Strafe, Sühne, Buße und Vergebung gegeneinander auszuspielen”, ergänzte der IADC-Direktor.

Lernen, und Schritt für Schritt

Papst Leo habe in seinem Interview auf die Notwendigkeit des Lernens verwiesen, was die Begleitung Betroffener betrifft. Das sei “ermutigend und positiv”, so Zollner. Es gehe nicht darum, “perfekt sein zu müssen”, sondern “Schritt für Schritt auf das Gute hinzuarbeiten” und “aus Fehlern und Versäumnissen zu lernen”, so der Experte. Sensibilität und Mitgefühl gegenüber den Opfern von Missbrauch sei nicht allein eine Frage des Bewusstseins, sondern auch kulturell geprägt, weitete Zollner den Blick. Diese verschiedenen Ausdrucks- und Umsetzungsformen gelte es “zu verstehen, einzuordnen und sie synergetisch miteinander in Beziehung zu setzen”. “Gerade in diesem Punkt ist der päpstliche Aufruf, sich mit dem Thema Sensibilität und Mitgefühl auseinanderzusetzen, von großer Bedeutung”, unterstrich der Jesuit.

Leo XIV. hat in dem jüngsten Interview auch die Gefahr falscher Missbrauchsanschuldigungen angesprochen. Indem er das Recht Angeklagter auf ein ordnungsgemäßes Verfahren ansprach, habe der Papst Betroffene aber nicht vernachlässigt, so Zollner, weil er ihren Schmerz in Worte gefasst habe. Es sei nicht Aufgabe der Opfer, sich um die Rechte der Angeklagten zu kümmern, stellte der IADC-Direktor klar. “Diese Verantwortung obliegt anderen, beispielsweise kirchlichen Gerichten. Opfer sexueller Gewalt müssen sich jedoch darauf verlassen können, dass diejenigen, die für den Schutz der Rechte der Angeklagten verantwortlich sind, dies nicht auf Kosten der Opfer tun”, betonte der deutsche Jesuit. Genau das sei “eines der größten Probleme in der Vergangenheit“ gewesen. “Opfer mussten auf die harte Tour lernen, dass ihre Rechte viel zu oft nichts zählten, die der Angeklagten jedoch alles. Diese Erfahrung und die daraus gezogenen Lehren verursachen Opfern oft Schmerz, wenn über die Rechte der Angeklagten gesprochen wird”, erläuterte Zollner.

“Opfer mussten auf die harte Tour lernen, dass ihre Rechte viel zu oft nichts zählten.”

Den Verletzten zuwenden

Mit Blick auf die Verortung von Schutzmaßnahmen und Safeguarding innerhalb der Mission der katholischen Kirche plädiert der IADC-Direktor mit Papst Leo für Angemessenheit. Es bestehe immer die “Gefahr des Zuviels und des Zuwenig”, so Zollner, Kirche sei mehr als Missbrauch, Safeguarding aber auch kein Randthema. Im Wesentlichen gehe es um eine Kultur der Sorge entsprechend der Botschaft des Evangeliums, bei der sich die Kirche Verletzten und Schwachen, Ausgegrenzten und Missbrauchten zuwendet.

Menschliche Verletztlichkeit sei ein “Paradigma” für das grundlegende Handeln und den Dienst der Kirche an den Menschen insgesamt, erinnert Zollner. “Jeder Mensch ist in seiner Grundveranlagung verletzlich und muss lernen, damit umzugehen, auch wenn er das Glück hatte, dass diese Verletzlichkeit von niemandem ausgenutzt wurde”. Der Safeguarding-Experte plädiert zugleich dafür, Synergien stärker zu nutzen und auszubauen, um die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Missbrauch tatsächlich als wichtigen Teil der kirchlichen Mission zu begreifen.

“Jeder Mensch ist in seiner Grundveranlagung verletzlich und muss lernen, damit umzugehen, auch wenn er das Glück hatte, dass diese Verletzlichkeit von niemandem ausgenutzt wurde”

Leo XIV., den Zollner bereits als Generalprior der Augustiner und später Bischof in Peru kennengelernt hat, bescheinigt Pater Zollner Authentizität und Entschiedenheit im Umgang mit Missbrauch in der katholischen Kirche. Der Papst sei sich “nicht nur des vollen Ausmaßes der Missbrauchskrise bewusst”, sondern werde auch “alles in seiner Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass Missbrauch in seinen vielen Formen angemessen, professionell, differenziert und sorgfältig untersucht, aufgearbeitet und wirksam verhindert wird”, ist Pater Zollner überzeugt.

vatican news – pr, 29. September 2025

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