Totengräber der Pietät

Gerade die Bestattungskultur sagt viel über den Zivilisationsgrad einer Region aus. Ein Kulturverlust zeichnet sich dieser Tage in Rheinland-Pfalz ab

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17.09.2025

Regina Einig

Pietät und Menschenwürde enden nicht am Sterbebett. Gerade die Bestattungskultur sagt viel über den Zivilisationsgrad einer Region aus. Ein Kulturverlust zeichnet sich dieser Tage in Rheinland-Pfalz ab. Dort will sich die Landesregierung mit dem deutschlandweit liberalsten Bestattungsgesetz dem Zeitgeist öffnen und dem Individualismus der Menschen Rechnung tragen. Die Friedhofspflicht und die Sargpflicht sollen künftig bei Erdbestattungen entfallen. Urnen können künftig auch in Privatgärten, in Rhein oder Mosel versenkt werden, Leichen in ein Tuch gehüllt und begraben werden.

Ein Spielfeld makabrer Möglichkeiten

Hier eröffnet sich ein Spielfeld makabrer Möglichkeiten: Zu Diamanten gepresste Totenasche und Urnen im Kellerregal sind nun denkbar. Auch wenn der Gesetzgeber einen Schutzmechanismus in Form einer Totenfürsorgeverfügung vorsieht, ohne die automatisch die Friedhofspflicht gilt, leuchten die Bedenken der Kirchenvertreter ein: Der beflügelnde Effekt auf die Esoterikszene und Sekten ist ebenso zu berücksichtigen wie schlichtes menschliches Versagen: Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst brachte das Problem präzise auf den Punkt: Sie wolle sich nicht vorstellen, dass der Diamantanhänger aus der Totenasche verloren gehe.

Das Gesetz folgt einer makabren Logik einer Kultur des Todes, vor der die Päpste seit Jahrzehnten warnen. Das Bewusstsein für die Würde des menschlichen Lebens ist von Gesetzgebern und Lobbyisten seit Jahrzehnten untergraben worden; die Entchristlichung der Gesellschaft hat ihren Teil dazu beigetragen. Wo die natürliche Hemmschwelle vor Abtreibung und Euthanasie verloren geht, zählt der menschliche Leib auch nach seinem Tod nicht mehr viel. Die radikal individualistische Gesellschaft maßt sich an, ungeborenen Kindern und pflegebedürftigen Alten das Recht auf Leben abzusprechen, sofern diese die eigene Lebensplanung stören. Wo sich der lebende Mensch der Diktatur des Lifestyles zu beugen hat, ist er auch als Toter nicht mehr vor ihr sicher.

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