Heimatstadt des Apostels Petrus gefunden?

Nach einem Buschbrand stoßen Archäologen in Israel auf Ruinen, die möglicherweise zum biblischen Bethsaida gehören – dem Ort, aus dem die Apostel Petrus, Andreas und Philippus stammen

Quelle
Bethsaida / Iulias – www.die-bibel.de
Mordechai Aviam – Biblische Gesellschaft für Archäologie
Ruinen, die durch Waldbrand entdeckt wurden, bestärken den Anspruch der galiläischen Stätte als Bethsaida des Neuen Testaments | Die Times of Israel
Projekt Ausgrabungen in Bethsaida
Das Ausgrabungsprojekt von Bethsaida
See Genezareth

02.09.2025

José García

Ein israelisches Archäologenteam unter der Leitung von Mordechai Aviam vom Kinneret College glaubt, das biblische Bethsaida gefunden zu haben – die Heimatstadt der Apostel Petrus und Andreas sowie Schauplatz mehrerer Wunder Jesu. Die Überreste wurden in el-Araj am Nordufer des Sees Genezareth gefunden, nachdem ein Buschbrand die Stätte teilweise freigelegt hatte, berichtet die israelische Zeitung “The Times of Israel”.

Aviam erklärte, dass das Gebiet mindestens seit einem Jahrhundert, wahrscheinlich sogar länger, entweder intensiv bewirtschaftet oder von dichter Vegetation überwuchert und häufig vom nahe gelegenen See überflutet worden sei. “Durch das Feuer war es jedoch möglich, die Dimensionen des Areals zu verstehen.” Bei den anschließenden Untersuchungen zeigte sich, dass die Stätte deutlich größer ist als bislang angenommen. Die Forscher fanden Reste von Privathäusern sowie Elemente öffentlicher Gebäude: Säulentrommeln, korinthische und dorische Kapitelle sowie mehrere Gesimse.

Drei Bethsaida-Kandidaten

Nach Einschätzung von Aviam stammen die Ruinen aus der Zeit Jesu. Diese Einordnung stützt sich auf architektonische Stilmerkmale und deckt sich mit den Beschreibungen des jüdisch-römischen Historikers Flavius Josephus, der berichtete, dass Philippus, Sohn des Herodes des Großen, das Dorf Bethsaida wegen seiner Größe und Bevölkerungszahl zur Stadt erhob und nach Julia, der Tochter des Kaisers Augustus, benannte. “Bethsaida kann kein kleines Dorf gewesen sein”, so Aviam.

El-Araj ist freilich nicht der einzige Kandidat für den Standort der galiläischen Stadt, in der laut den Evangelien die Apostel Petrus, Andreas und Philippus geboren wurden. Um zwei Kilometer entfernt liegt e-Tell, das seit 1987 als Bethsaida gilt, als Rami Arav das “Bethsaida Excavations Project” ins Leben rief. Argumente für eine dritte Möglichkeit, al-Mesydiah, etwa zwei Kilometer von der Mündung des Jordan entfernt, hätten in den letzten Jahren zugunsten der beiden anderen Orte an Boden verloren, so die “The Times of Israel”.

Aviam leitet die Ausgrabungen zusammen mit dem Historiker Steven Notley vom Pillar College in New Jersey. Besonders bedeutsam ist eine gefundene griechische Inschrift, die eine Kirche dem “Oberhaupt und Politiker der himmlischen Boten” sowie dem “Hüter der Schlüssel” widmete – klassische Titel für den Apostel Petrus.

Eine Wissenschaft der Zerstörung

Trotz solcher Indizien bleibt Aviam vorsichtig. “Wir haben keinen Beweis, dass dies das Haus von Petrus war”, räumt er ein. “Aber die Erbauer könnten geglaubt haben, dass es das Haus von Petrus und Andreas war – ähnlich wie in Kapernaum, wo über dem sogenannten Haus des Petrus eine Kirche errichtet wurde.” Bekannt ist, dass Petrus in Bethsaida geboren wurde, später aber nach Kapernaum zog.

Zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert wurde das jüdische Dorf möglicherweise aufgrund von Überschwemmungen durch den ansteigenden Seespiegel verlassen. Im 5. Jahrhundert bezeichneten Christen den Ort als Bethsaida und begannen mit dem Bau einer Kirche.

Die Wissenschaftler identifizierten die Siedlung anhand von drei Arten von Beweisen als jüdisch: hasmonäische Münzen, Steingefäße – die Juden verwendeten, um rituelle Unreinheit zu vermeiden – und eine sehr geringe Anzahl von Schweineknochen.

Aviam weist auf die methodischen Grenzen seiner Disziplin hin: “Archäologie ist auch eine Wissenschaft der Zerstörung – sobald wir etwas freilegen, beginnt es zu verfallen. Deshalb gehen wir selektiv vor. Die bisherigen Funde genügen, um die Datierung in die römische Zeit zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. zu sichern.”

Damit wird die These gestützt, dass es sich bei el-Araj tatsächlich um die Heimatstadt des Apostels Petrus handeln könnte – und um jenen Ort, den die Evangelien als Schauplatz mehrerer Wunder Jesu nennen.

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