Für Gott in die Einsamkeit

Kinderkatechese – Niklaus von der Flüe verließ Frau und Kinder, um ganz für Gott zu leben. Was kann sein Beispiel heute für uns bedeuten?

Quelle
Wer ist wer? | Die Tagespost

28.09.2025

Magdalena Rauter

Wenn du an den Heiligen Nikolaus denkst, kommen dir bestimmt lebkuchengefüllte Stiefel, Orangen und Nüsse und ein alter Mann mit Bischofsmütze und Stab in den Sinn. Doch hast du gewusst, dass die Kirche noch einen anderen heiligen Nikolaus kennt, dessen Fest wir am 25. September feiern?

Nikolaus von der Flüe – auch Niklaus oder Bruder Klaus genannt – lebte vor 600 Jahren in der Schweiz in einem kleinen Dorf in den Bergen. Er war Bergbauer und bewirtschaftete die Wiesen und Felder um seinen Hof, um seine große Familie zu ernähren – und das war keine kleine Aufgabe, denn er hatte zehn Kinder! Niklaus konnte weder lesen noch schreiben. Das war damals allerdings keine Seltenheit, denn im 15. Jahrhundert bekamen nur sehr wenige Menschen eine Schulausbildung. Trotzdem muss er ein intelligenter Mann gewesen sein, der als Offizier Soldaten anführte und später als Ratsherr, also als Politiker, wichtige Entscheidungen traf und Gesetze festlegte.

Niklaus war sehr fromm und verbrachte viel Zeit im Gebet. Gemeinsam mit seiner Frau Dorothea, die elf Jahre jünger war als er, lehrte er auch seine Kinder das Beten, und sie besuchten als Familie oft die heilige Messe. Es wird erzählt, dass er in seinem Leben mehrere Visionen hatte – Erlebnisse, bei denen Gott ihm Bilder zeigte, um ihm Seinen Willen verständlich zu machen. Eine dieser Visionen soll er sogar schon vor seiner Geburt im Mutterleib gehabt haben!

Gottes Ruf

Als er etwa 50 Jahre alt war, spürte er, dass Gott ihn dazu rief, ein anderes Leben zu führen und seine Tage ausschließlich dem Gebet zu widmen. Doch wie sollte das möglich sein, wo er doch Frau und viele Kinder hatte, die von ihm abhingen? Lange wälzte er die Frage hin und her und versuchte zu überlegen, was Gott mit ihm vorhaben könnte. Schließlich beschloss er, Gottes Willen treu zu sein und dem Ruf zu folgen. Er fasste sich ein Herz und sprach mit seiner Frau darüber. Gemeinsam beschlossen sie, dass er den Hof seinem ältesten Sohn übergeben würde, der damals schon zwanzig Jahre alt war und in der Lage war, die Familie zu versorgen. Niklaus selbst würde aufbrechen und als Pilger von einem heiligen Ort zum anderen reisen.

Kannst du dir vorstellen, wie es wäre, wenn du erfährst, dass dein Vater die Familie verlassen will? Bestimmt waren die Kinder sehr überrascht und auch traurig, nicht weiter mit ihrem Vater zusammenleben zu dürfen. Doch sie sahen, dass er versuchte, Gott die Treue zu halten und das, was er als Gottes Willen verstanden hatte, zu befolgen. Er selbst und auch seine Frau Dorothea vertrauten darauf, dass Gott seine Familie nicht im Stich lassen und für sie sorgen würde, wenn er selbst das nicht mehr tun konnte.

Niklaus machte sich also auf und begann seine Wanderschaft. Es wird erzählt, dass er recht bald erkannte, dass sein Platz nicht draußen in der Welt, sondern in der Einsamkeit war. Er kehrte um und ließ sich in der Ranftschlucht nieder – nur wenige Minuten vom Wohnsitz seiner Familie entfernt. Dort lebte er als Einsiedler in einer kleinen Hütte – einer Klause – und verbrachte seine Tage im Gebet und im Nachdenken über Gott. Angeblich aß er in den letzten 19 Jahren seines Lebens sogar gar nichts mehr – außer der heiligen Kommunion, die er täglich empfing!

Ein weiser Berater

Seine vollkommene Einsamkeit hielt aber nicht lange an. Bald schon sprach sich die Geschichte vom “Bruder Klaus” herum, und viele Menschen besuchten ihn, um seinen Rat zu suchen und ihn um sein Gebet zu bitten. Als in der Schweiz ein Streit darüber ausbrach, welche Gebiete zur “Schweizer Eidgenossenschaft” gehören sollten, wurde er sogar dazu befragt. Bis heute weiß niemand genau, welchen Rat er den Streithähnen gab – aber kurze Zeit danach war eine Lösung gefunden und der Frieden wiederhergestellt.

Niklaus lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1487 in seiner Einsiedelei in der Ranftschlucht in völliger Abgeschiedenheit. Noch heute kann man diesen Ort besuchen, der immer noch viele Pilger anzieht. Sogar das Haus seiner Familie, in dem ihm seine Frau Dorothea bis zum Tod die Treue gehalten hat, kann besichtigt werden. Und stellt euch vor: Bis heute gibt es direkte Nachkommen von ihm! Einer davon heißt Martin Iten und lebt mit seiner Familie nicht weit von Niklaus’ Heimat entfernt. Er erzählt, dass ihn Niklaus schon als Kind beeindruckt hat: “Ich weiß, dass der kleine Niklaus schon als Bub eine enge Freundschaft mit dem lieben Gott gepflegt hat. Er hat sich immer wieder Zeit genommen um zu beten. Oft auch, wenn er mit anderen Kindern am Spielen war, hat er sich kurz verabschiedet, an einem ruhigen Ort niedergekniet und Gott sein Inneres anvertraut. Ich denke, dass diese gute Gewohnheit ihm sicher sehr dabei geholfen hat, dass er später als Erwachsener so gut auf Gottes Stimme hören konnte und dadurch zum großen Segen für ein ganzes Land wurde.”

Was können wir von dem heiligen Nikolaus lernen?

Er liebte den Frieden und die Wahrheit: Wenn du das nächste Mal einen Streit unter deinen Geschwistern oder Freunden erlebst, bemühe dich wie Niklaus, den Streit zu schlichten, anstatt dich mit hineinziehen zu lassen.

Er vertraute Gott und folgte seinem Ruf, auch wenn es nicht einfach war: Du musst keine Angst davor haben, schwierige oder unangenehme Dinge für Gott zu tun. Wie Niklaus kannst du darauf vertrauen, dass er immer nur das Beste für dich will.

Er hatte die treue Unterstützung seiner Familie: Eine Familie, die zusammenhält auch wenn es schwer ist, ist das schönste Geschenk. Versuche auch, deinen Eltern und Geschwistern deine Liebe zu zeigen, indem du sie unterstützt und ihnen den Rücken stärkst.

Von Niklaus ist ein Gebet überliefert, das er oft gebetet haben soll. Vielleicht kannst auch du es einmal mit deiner Familie beten:

Mein Herr und mein Gott,

nimm alles von mir,

was mich hindert zu Dir.

Mein Herr und mein Gott,

gib alles mir,

was mich fördert zu Dir.

Mein Herr und mein Gott,

nimm mich mir

und gib mich ganz zu eigen dir

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