Kardinal Pizzaballa: “Frieden ist noch möglich”

“Es wirkt wie eine Nacht, die niemals endet” – mit diesen Worten beschreibt der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, die dramatische Lage im Gazastreifen. Er wandte sich im Rahmen des Jugendtreffens zum Heiligen Jahr am Donnerstagabend in einer Videobotschaft an rund 40.000 junge Menschen auf dem Petersplatz in Rom

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“Die Zahl der Toten ist unüberschaubar, es fehlt an Medikamenten, es fehlt an Nahrung – der Hunger ist keine Theorie, sondern eine konkrete Realität, die auf unvorstellbare Weise Tausende und Abertausende Menschen direkt trifft”, schilderte Kardinal Pizzaballa einmal mehr den Alltag der Menschen in Gaza. “Alles scheint von Tod, Hass, Zerstörung und Gewalt zu sprechen – es wirkt wie eine Nacht, die niemals endet.”

“Wir alle müssen einen Weg finden, um neu anzufangen und weiterzugehen”

Aber angesichts von Hunger und anhaltender Gewalt sei es umso wichtiger, Hoffnung zu bewahren.

Er hob das Engagement zahlreicher Organisationen, religiöser Gruppen und Freiwilliger hervor, die trotz widriger Umstände konkrete Hilfe leisten. “Es sind viele Menschen, die in diesem unglaublichen Meer aus Misstrauen und Hass dennoch bereit sind, sich einzubringen – weil sie an den anderen glauben und sich nicht mit dieser Haltung von ‘ich und sonst nieman’‘ abfinden, sondern auf ein ‘wir gemeinsam’ setzen. Das ist die Zukunft des Heiligen Landes – ob man es will oder nicht: Wir alle werden hierbleiben, wir alle müssen einen Weg finden, um neu anzufangen und weiterzugehen.”

Worte und Taten

Der Patriarch von Jerusalem ist der höchste Vertreter der römisch-katholischen Kirche im Heiligen Land. In seinen Verantwortungsbereich fallen Israel, Palästina, Jordanien und Zypern. “Als Kirche müssen wir genau dort sein – mitten in den Schwierigkeiten und Missverständnissen, im Dialog, in der Auseinandersetzung, auch in der kontroversen, wenn nötig”, betonte er in seiner Botschaft an das Jugendtreffen. Es brauche “eine Sprache, die aufbaut, die Horizonte eröffnet, die Gelegenheiten schafft zu vertrauen. Und das vor allem durch Taten – denn Worte allein reichen nicht aus; sie müssen von konkreten Gesten begleitet werden.”

“Man muss den Frieden nur wollen”

Nach den Massakern der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 hatte Pizzaballa sich bereit erklärt, sich gegen israelische Geiseln der Hamas austauschen zu lassen. Friede sei noch möglich, so Pizzaballa. “Man muss es nur wollen, daran glauben und sich engagieren – so wie es viele Männer und Frauen zu allen Zeiten und überall getan haben, auch im Heiligen Land.”

Jugendtreffen im Zeichen des Friedens

Das Jugendtreffen am Donnerstagabend war vor allem eine für italienische Pilger vorbereitete Veranstaltung mit Musik und Glaubenszeugnissen. Auch der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, rief in seiner Predigt zu einer klaren Absage an Gewalt und Krieg auf.

“Die Menschheit muss den Krieg beenden, oder der Krieg wird die Menschheit beenden”, sagte er. Immer wieder wurden die Worte des Kardinals von Applaus unterbrochen. Es gebe “zu viele unnötige Massaker, zu viele Kriege”. Zuppi kritisierte eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber bewaffneten Konflikten und warnte vor der Normalisierung von Feindbildern.

“Entwaffnen wir unsere Herzen und Hände”

Der bei der Friedens- und Hilfsorganisation Sant‘Egidio engagierte Kardinal erinnerte auch an die Worte von Papst Leo XIV. direkt nach dessen Wahl, als um einen entwaffneten und entwaffnenden Frieden bat. Zuppis Appell an die Jugendlichen: “Entwaffnen wir unsere Herzen. So viele Menschen laufen mit einem Messer herum. Andere perfektionieren ihre Waffen. Doch am Ende fügen sie immer Leid zu. Entwaffnen wir unsere Herzen und Hände in einer gewalttätigen Welt, um ihre Wunden zu heilen und neue Konflikte zu verhindern!”

vatican news – bp, 1. August 2025

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