Irak: Ein bitterer Jahrestag
“Trotz der enormen Herausforderungen bleiben die Christen in ihrem Glauben standhaft”. Das erklärte der chaldäische Patriarch Louis Sako am Mittwoch zum 11. Jahrestag der Vertreibung der Christen aus der Ninive-Ebene. Damals wurden Christen von den Mitgliedern der Terrorgruppe Islamischer Staat gezwungen, Mossul und die Städte der Ninive-Ebene zu verlassen, nachdem ihr Eigentum, ihre Häuser und Kirchen geplündert und niedergebrannt worden waren
Quelle
Patriarch Sako zum so genannten “12-Tage-Krieg”: “Regimewechsel-Strategien können die Situation nur verschlimmern“ – Agenzia Fides
Patriarch Louis Sako
Die Christen wurden mitten in der Nacht von den Dschihadisten geweckt und gezwungen, ihre Häuser und ihr gesamtes Hab und Gut sofort zu verlassen.
Ein dramatischer Vertreibungsakt
Ganze Familien wurden mit Lautsprechern aus dem Bett geworfen: “Die Menschen waren gezwungen, im Schlafanzug zu fliehen”, sagte die Ordensschwester Luigina Sako, eine Schwester des Patriarchen, damals gegenüber Fides. “Die Christen mussten alles zurücklassen, sogar ihre Schuhe, und barfuß wurden sie gewaltsam in Richtung Kurdistan geführt”, so die Stimme eines anderen Zeitzeugen.
Insgesamt verließen in dieser Nacht etwa 120.000 Christen die Ninive-Ebene. Unter ihnen waren auch Christen, die erst einige Wochen zuvor aus Mossul geflohen waren.
Standhaft trotz andauerender Herausforderungen
Die Flucht der Christen vor den IS-Milizionären begann jedoch nicht erst am 6. August, sondern bereits im Juni 2014, als der sogenannte Islamische Staat die Stadt eroberte. Schon in den Jahren zuvor hatte sich ihre Lage verschlechtert, da nach dem Sturz von Saddam Hussein im Jahr 2003 die konfessionelle Gewalt immer weiter zunahm.
Auch heute noch würden die Städte in der Ninive-Ebene von bewaffneten Gruppen kontrolliert, die Erpressung, Belästigung und Einschüchterung ausübten und sich sowohl die für Christen reservierten Parlamentssitze als auch die ihnen zustehenden Beschäftigungsmöglichkeiten im öffentlichen Sektor aneigneten, kritisierte Patriarch Sako.
Doch, so betonte der irakische Kardinal, “trotz dieser enormen Herausforderungen bleiben die Christen in ihrem Glauben standhaft: Der rote Buchstabe ‘N‘ (kurz für “Nazarener”) an den Türen ihrer Häuser bleibt in ihrem Gedächtnis eingebrannt und inspiriert sie, ungeachtet der Schwierigkeiten, denen sie gegenüberstehen, ein treues Zeugnis für Christus abzulegen.”
Regierung muss endlich Verantwortung übernehmen
Der Patriarch appellierte an die Regierung, “die Verantwortung für den Schutz dieser einheimischen christlichen Bevölkerung zu übernehmen und ihre Rechte zu gewährleisten”. Dies sei nicht nur eine “humanitäre Notwendigkeit”, sondern auch “ein nationales Gebot”.
“Die Christen”, so der chaldäische Patriarch, “sind die ursprünglichen Bewohner dieses Landes, Träger einer reichen Kultur und eines reichen Erbes, treu zu ihrer Heimat und Protagonisten im Leben der irakischen Nation in den Bereichen Bildung, Kultur, Medizin und soziale Dienste. Sie “können immer noch zur Wiedergeburt und zum Fortschritt des Irak beitragen”.
Daher verdiene die christliche Gemeinschaft Sicherheit und Gerechtigkeit. “Der Verbleib der Christen in ihrem eigenen Land und ein friedliches Zusammenleben auf der Grundlage von Toleranz, Respekt und Harmonie müssen garantiert werden”, schloss Sako.
fides – rva, 8. August 2025
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.
Themen
Irak
Glaube
emergenza umanitaria
Politik
Islam
Louis Raphaël I Sako
Schreibe einen Kommentar