Synodaler Weltprozess: Die Stilübung soll weitergehen
Das römische Synodensekretariat veröffentlicht den Fahrplan bis 2028. Es geht nicht um Inhalte, sondern um eine Methode. Die Ortsbischöfe haben den ganzen Betrieb zu organisieren
Quelle
Vatikan kündigt “Kirchliche Versammlung” für 2028 an | Die Tagespost
07.07.2025
In der katholischen Kirche soll jetzt im Juni ein dreijähriger Prozess der Umsetzung der Beschlüsse der beiden Weltbischofssynoden zur Synodalität von 2023 und 2024 beginnen. Das geht aus einem Dokument hervor, das das römische Synodensekretariat am Montag veröffentlicht hat.
Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der römischen Bischofssynode, schreibt dazu in einem Begleitbrief, dass Papst Franziskus am vergangenen 11. März, also bereits während seines Aufenthalts im Krankenhaus, diese Umsetzungsphase dem Synodensekretariat “anvertraut” habe und Papst Leo XIV. am 26. Juni bei seinem ersten Treffen mit dem Ordentlichen Rat des Generalsekretariats der Synode diesen Prozess bestätigt habe.
Es geht darum, so Grech, “die Einheit der Kirche im Auge zu behalten, indem die Rezeption in den verschiedenen kirchlichen Kontexten harmonisiert wird, ohne die Verantwortung der einzelnen Ortskirchen in irgendeiner Weise zu schmälern”. In Übereinstimmung mit den Hinweisen des Schlussdokuments der beiden römischen Synoden zur Synodalität gehe es darum, “die Perspektive des Austauschs der Gaben zwischen den Kirchen und in der Gesamtkirche zu konkretisieren”.
Ein “Kirchenversammlung” in Rom im Oktober 2028
Doch was versteckt sich hinter diesen etwas nebulösen Formulierungen? Inhaltlich geht es, grob gesprochen, darum, den synodalen Stil, der auf den beiden römischen Synoden mit ihren runden Tischen in der vatikanischen Audienzhalle eingeübt wurde, auf die Kirchenleitungen von den lokalen bis zur universalen Ebene zu übertragen und zu verstetigen.
Auch der formale Rahmen ist abgesteckt. Wie es in dem Dokument des Synodensekretariats heißt, sollen von Juni 2025 bis Dezember 2026 in den einzelnen Ortskirchen Wege der Umsetzung der Doppelsynode zur Synodalität gesucht und beschritten werden. In der ersten Hälfte des Jahres 2027 sollen dann Bewertungsversammlungen in den Diözesen und ostkirchlichen Eparchien stattfinden. Für das zweite Halbjahr 2027 sind Evaluierungsversammlungen in den nationalen und internationalen Bischofskonferenzen sowie den ostkirchlichen hierarchischen Strukturen und anderen kirchlichen Gruppierungen vorgesehen. In den ersten vier Monaten des Jahres 2028 sollen schließlich kontinentale Evaluierungsversammlungen die Ergebnisse zusammenfassen, bevor am Ende im Oktober 2028 eine “Kirchenversammlung” im Vatikan stattfinden soll, die den Umsetzungsprozess zur Synodalität abschließt.
Die Verantwortung liegt bei den Bischöfen
In den unterschiedlichsten Ortskirchen – etwa in Deutschland, wo es schon genügend synodale Beratungsorgane gibt, im Vergleich zu einer jungen Ortskirche, wo wenige Bischöfe mit wenigen Seelsorgern Missionsarbeit leisten – dürfte es jetzt ganz unterschiedliche Reaktionen auf diesen “Synodalisierungsbefehl” aus Rom geben. Kardinal Grech selbst schreibt, dass die Lage in der Weltkirche völlig unterschiedlich sei: “Viele Ortskirchen in allen Teilen der Welt sind mit Enthusiasmus bei der Sache” – sprich: Sie sind eifrig dabei, die Beschlüsse der Synodalitäts-Synoden umzusetzen. Grech schreibt aber nicht, welche.
Andere Ortskirchen, so der Kardinal weiter, “fragen sich noch, wie sie die Umsetzungsphase angehen sollen, oder befinden sich in einem frühen Stadium”. In jedem Fall, das bestätigt das Dokument klar, ist es Aufgabe der Bischöfe, den ganzen Prozess in ihren Ortskirchen und Diözesen zu gestalten: “Gerade weil es sich um einen kirchlichen Prozess im wahrsten Sinne des Wortes handelt”, heißt es in dem Dokument, “ist der Diözesan- oder Eparchialbischof der erste Verantwortliche für die Umsetzungsphase in jeder Ortskirche: Ihm obliegt es, sie zu eröffnen, die Zeiten, Methoden und Ziele offiziell festzulegen, ihren Verlauf zu begleiten und sie abzuschließen, indem er die Ergebnisse bestätigt. Es wird eine günstige Gelegenheit sein, die Ausübung der Autorität im synodalen Stil zu üben.” Gleichzeitig sind alle Mitglieder der Kirche, Priester, Ordensleute und Laien, aufgerufen, sich in diese Arbeit einzubringen. Da es bei der Synodalität um eine Stilfrage geht, dürften inhaltliche oder gar doktrinelle Fragen außen vor bleiben.
Nun aber sollen – in dem zeitlich vorgegebenen Rahmen – zunächst einmal die Ortskirchen liefern. Das Synodensekretariat in Rom steht zur Unterstützung bereit, wie Grech schreibt: “Auf der Grundlage der Beiträge und Fragen, die es von den Ortskirchen erhält und die ihm nützlich erscheinen, wird das Sekretariat weitere Anregungen und Instrumente anbieten, um die gemeinsamen Bemühungen zu begleiten und zu unterstützen, in der Hoffnung, dass wir zusammenarbeiten, um die Durchführungsphase der Synode noch fruchtbarer zu machen.” Was am Ende dabei herauskommen soll, ist aber offen.
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