Christen zwischen Hammer und Amboss
Im Heiligen Land werden die einheimischen Christen von allen Seiten hart bedrängt. Die Weltpolitik schenkt ihnen jedoch keine Beachtung
18.07.2025
Drei Katholiken kamen am Donnerstag bei einem israelischen Angriff auf die Kirche zur Heiligen Familie in Gaza-Stadt ums Leben: eine 84-jährige Frau, der 60-jährige Hausmeister und eine 70-jährige Lehrerin, die ihr Leben der Begleitung der traumatisierten Kinder gewidmet hatte. Etwa zehn Personen wurden verletzt, darunter der Ortspfarrer, der sich seit Jahren hingebungsvoll um seine bedrängte Gemeinde kümmert. Die Welt jedoch schweigt. Zu marginal scheint der internationalen Politik die Existenz von Christen im Lande Jesu, ohne jede Relevanz für den Nahostkonflikt und die Neuordnung des Orients.
Seit Jahren leben die Christen im Heiligen Land zwischen Hammer und Amboss: Im Hamas-kontrollierten Gazastreifen fristen noch rund 600 Christen unter mehr als zwei Millionen Muslimen auch ohne Kriegshandlungen ein marginalisiertes Dasein. Nun aber missbrauchen die gewissenlosen Hamas-Terroristen wehrlose Zivilisten und humanitäre Einrichtungen als “menschliche Schutzschilder”; und die israelische Armee verfolgt das Regierungsziel, die Hamas zu vernichten, vielfach ohne Rücksicht auf Zivilisten zu nehmen.
Bedrängt in der Heimat Jesu
Dramatisch ist aber auch die Lage im Westjordanland, wo keine Terrorbrigade regiert, sondern die Palästinensische Autonomiebehörde. Offiziell zumindest, denn faktisch untergraben die von der Netanjahu-Regierung und dem israelischen Militär geschützten Siedler die palästinensische Verwaltung und das friedliche Leben. Und auch hier gerieten die einheimischen Christen vor wenigen Tagen ins Fadenkreuz der Aggression: Die Siedlerbewegung, die widerrechtlich Land okkupiert und die Lebensgrundlagen der angestammten arabischen Bevölkerung vernichtet, unterscheidet nicht zwischen Christen und Muslimen.
Die letzte rein christliche Stadt des Westjordanlandes, Taybeh bei Ramallah, wurde überfallen, die orthodoxe St.-Georgs-Kirche aus dem 5. Jahrhundert und der angrenzende Friedhof wurden gezielt in Brand gesetzt. Auch im Westjordanland drohen die angestammten Christen einerseits in einem Meer des Islam zu ertrinken, andererseits wehr- und hilflos radikaler Siedlergewalt ausgeliefert zu sein. Für Christen, die die Inkarnation ernstnehmen, also die Menschwerdung Gottes an einem ganz bestimmten Ort nicht für einen Zufall halten, ist die Vorstellung, dass das Christentum in der Heimat Jesu und seiner Apostel vor unseren Augen ausgelöscht wird, unerträglich.
Es ist nicht akzeptabel, dass lediglich der König von Jordanien laut und vernehmbar gegen diese Gewalttaten protestiert, sich die Weltpolitik aber verschweigt. Und es ist nicht hinnehmbar, dass zwar Christen aus aller Welt als zahlende Touristen und Pilger im Heiligen Land willkommen sind, nicht aber die angestammten Christen, die seit Jahrhunderten unter widrigsten Umständen unseren Glauben in der Heimat Jesu am Leben erhalten.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.
Themen & Autoren
Schreibe einen Kommentar