Zum “Jubiläum der Musikkapellen” in Rom

Mit Pauken und Trompeten: Zum “Jubiläum der Musikkapellen” in Rom

Quelle
Die Qual der Wahl beim katholischen Mega-Event – Domradio.de
Heiliges Jahr 2025 – Radio Horeb
Aus der Chronik der Kolpingkapelle Töging
Kolpingia Blaskapelle Gerolfing e.V. – Musikkapelle in Ingolstadt – Gerolfing
25-jähriges Jubiläum der Eitensheimer KAB-Bläser
Werkvolkkapelle Neumarkt i.d.OPf

Eichstätt/Rom, 12. Mai 2025

Sie umrahmen Patrozinien und Prozessionen, Primizen und Priesterjubiläen, Friedhofsgänge und Gedenkfeiern. Musikkapellen sind aus dem kirchlichen Leben nicht wegzudenken. Nicht ohne Grund widmete ihnen deshalb der Vatikan im Programm des Heiligen Jahres jetzt ein eigenes Wochenende: Am 10. und 11. Mai wurde in Rom das “Jubiläum der Musikkapellen und Volksmusik” begangen. Die Blaskapellen, die sich dafür angemeldet hatten, erlebten auf dem Petersplatz auch gleich das erste Mittagsgebet mit Papst Leo XIV. mit. Auch wenn aus dem Bereich des Bistums Eichstätt nichts von konkreten Reiseplänen zu hören war, so sei das Treffen im Heiligen Jahr doch grundsätzlich eine gute Idee gewesen, meinen Verantwortliche auf Nachfrage.

“Schön, wenn der Fokus mal auf uns gerichtet ist“, findet etwa Kathrin Ziegaus. Sie ist Dirigentin der Stadtkapelle Velburg, die “aus dem kirchlichen Jahreskreis nicht wegzudenken” sei und deren Engagement zeige, “dass Blasmusik in der Kirchenmusik ihren berechtigten Platz hat”. Aber mitunter “läuft sie etwas unter dem Radar”, beobachtet Ziegaus und nennt ein Beispiel: Bei einer Vorbesprechung zur Eröffnung des Wallfahrtsjahres auf dem Habsberg, traditionell seit über 50 Jahren musikalisch begleitet von der Velburger Stadtkapelle, hatte sich Wallfahrtsrektor Dekan Elmar Spöttle heuer die Hymne zum Heiligen Jahr, “Pilger der Hoffnung”, gewünscht. Bei der Suche nach Noten fand Ziegaus auf den Seiten des Vatikans und der Deutschen Bischofskonferenz zwar sofort Materialien für Chöre und Orgel, aber nicht für Blasorchester, so dass sie schließlich die Noten selbst setzte und für ihre Besetzung spielbar machte.

Die Brauchtumspflege im weltlichen und kirchlichen Bereich “spielt in der Velburger Stadtkapelle auch heute noch eine zentrale Rolle”, berichtet Ziegaus. Wichtig sei auch die Nachwuchsförderung. Die aktive Einbindung von Kindern und Jugendlichen, die bei den Auftritten vertraut werden mit den Festen des Jahreskreises, den Abläufen im Gottesdienst, sei genau genommen auch eine Art kirchlicher Jugendarbeit, findet Ziegaus, die viele Jahre im kirchlichen Dienst der Diözese Eichstätt tätig war.

Kolping- und KAB-Gründung

Unter den Kapellen, die bei religiösen, aber auch weltlichen Festen für den feierlichen Klang sorgen, gibt es im Bistum Eichstätt auch eine ganze Reihe, die kirchlichen Ursprungs sind. Die 1962 gegründete Kolping-Kapelle Töging etwa, die erstmals bei einer Straßeneinweihung musizierte, entstand auf Initiative des damaligen Ortspfarrers Johann Distler. Auch die Gerolfinger Blaskapelle “Kolpingia” geht auf das Bestreben eines Geistlichen zurück: Vor genau 50 Jahren gründete sie Ortspfarrer Josef Warganz. Zu den Mitgliedern zählte jahrelang ein gewisser Ottmar Breitenhuber, heute Pfarrer in Pleinfeld.

Jubiläum feiern heuer auch die Eitensheimer KAB-Bläser. Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens gestalteten sie am Osterwochenende einen festlichen Gottesdienst. Entstanden war das kleine Ensemble, das auch bei Pfarrfesten musiziert, eigens zur Gestaltung einer Mai-Andacht.

Im Zeichen der KAB, früher unter dem Namen katholisches Werkvolk bekannt, entstand auch die 1966 von Pfarrer Franz-Xaver Scheuerlein gegründete Werkvolkkapelle Neumarkt. Mit rund 70 Musikerinnen und Musikern ist sie zu einem Ensemble von beeindruckender Größe herangewachsen. “Mit über 50 Auftritten pro Jahr haben wir uns einen hervorragenden Ruf in unserer Heimatstadt und Umgebung erarbeitet”, heißt es auf der Homepage der Blaskapelle, die zu ihren kirchlichen Wurzeln steht, aber ebenso bei Fahnenweihen in Bierzelten musiziert.

In die Kapelle, in der auch sein Vater noch spielt, sei er quasi “hineingeboren worden”, meint der derzeitige erste Vorstand Michael Sammüller (37), der seit fast 25 Jahren die Tuba bläst. 15 kirchliche Termine stünden heuer im Kalender, gibt er Auskunft. In voller Besetzung, wie etwa beim traditionellen Frühjahrskonzert im historischen Neumarkter Reitstadel, tritt die Kapelle dabei nicht an. Aber 15, 20 Leute seien es schon, die etwa bei der Fronleichnamsprozession dabei sind, “dass halt alle Instrumente vertreten sind und dass es nach etwas klingt”.

Mit dem Nachwuchs sehe es gut aus, freut sich Sammüller. Die Kapelle arbeite bei der Ausbildung mit der städtischen Musikschule zusammen. Der Gründer, Pfarrer Scheuerlein, habe sich das Musizieren einst noch selbst beigebacht “und aus vorhandenen Orgelbüchern selbst Noten für Blaskapelle geschrieben und gesetzt. Die Noten haben wir bis vor zwei Jahren noch benutzt”. Nicht zuletzt durch die Umstellung des Gotteslobs seien aber Neuanschaffungen nötig geworden. Deshalb habe die Kapelle in Abstimmung mit den Neumarkter Geistlichen, Dekan Stephan Wingen und Domkapitular Norbert Winner, Noten für etwa 100 Stücke bei Musikverlagen bestellt.

“Eine Partyband sind wir nicht”

Für das Jubiläum “60 Jahre Werkvolkkapelle” im nächsten Jahr beginnen laut Sammüller gerade die Planungen. Unter den aktiv Musizierenden ist noch ein Gründungsmitglied, ansonsten “sind wir relativ jung”, informiert der Vorstand und erzählt, dass die Musikgruppe einst als reine Knaben- und Herrenkapelle gestartet sei. Erst nach einem Vierteljahrhundert hätten die ersten Frauen mitspielen dürfen. Heute stellen sie mehr als die Hälfte der Truppe.

Auch bei der Katholische Musikkapelle Kornburg sind die Frauen stark vertreten. Saxophonistin Melanie Wolz (33) gehört dem Vorstand des etwa 30-köpfigen Blasmusik-Ensembles an, das in der Amtszeit von Pfarrer Johann Zinner entstand und in genau einem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiern kann. Der Gründer und langjährige Dirigent Gosbert Rützel verstarb von eineinhalb Jahren. Musikalischen Nachwuchs “könnten wir an einzelnen Registern durchaus brauchen”, gibt Wolz Auskunft. Doch “weil wir recht nah an Nürnberg sind, ist die Konkurrenz durch andere Freizeitangebote relativ groß”.

Die Kapelle ist musikalisch breit aufgestellt, von der Papst-Benedikt-Hymne “Wer glaubt ist nie allein” bis zum Stimmungshit “Cordula Grün”. Eine Partyband wolle die Kornburger Kapelle aber nicht sein, versichert Wolz: “Vom Repertoire her pflegen wir eher die klassische Böhmische Blasmusik”. Zur Probe, die jeden Dienstagabend im Pfarrheim stattfindet, kam kürzlich auch der neue Pfarrer Korbinian Müller, seines Zeichens Tubaspieler.

Mit der Blasmusik auf Du und Du ist auch der Lauterhofener Pfarrer Gerhard Ehrl, der seine musikalische Karriere als Trompeter bei der Staufberg-Musikanten begann. “15 Jahre habe ich dort gespielt”, erzählt Ehrl, der aus der Pfarrei Waldkirchen (Petersberg) stammt. Als Gemeindereferent war er Dirigent im Musikverein Wolframs-Eschenbach, als Kaplan verstärkte er die Stadtkapelle Herrieden. Ein Kirchenjahr ohne Blasmusik? Für Ehrl kaum vorstellbar. Deshalb freut er sich, dass er  in seinem Pfarrverband von Zeit zu Zeit auf die Trautmannshofener “Dorfmusikanten” zurückgreifen kann. Und manchmal ergreift er im Gottesdienst auch selbst noch die Gelegenheit, Trompete zu spielen, zum Beispiel am Schluss der Christmette. Im Vatikan Blasmusik zu machen, das habe er leider noch nicht erlebt, meint der Geistliche, “aber ein tolles Erlebnis wäre das bestimmt”.

Gabi Gess für [inne]halten – Die Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt

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