Studie – Kath. Polen

Studie: Jeder zweite Priester in Polen Opfer von verbalen oder körperlichen Angriffen

Quelle

Von Alexander Folz

Redaktion – Freitag, 4. April 2025

Die Hälfte der polnischen Priester hat innerhalb eines Jahres verbale oder körperliche Angriffe erlebt. Das geht aus einer Studie des polnischen Instituts für Kirchenstatistik (ISKK) hervor, die am 3. April 2025 veröffentlicht wurde. Unter dem Titel “Gefährliche Mission? Aggression gegen Klerus, Kultstätten und -gegenstände in Polen” dokumentiert die Studie eine besorgniserregende Zunahme von Feindseligkeiten gegenüber Geistlichen.

An der Online-Befragung im Oktober und November 2024 nahmen 966 Priester teil. Fast die Hälfte (49,7 %) gab an, in den vorangegangenen zwölf Monaten Angriffe erlebt zu haben. Am häufigsten traten Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen auf (41,6 %), während ein Drittel (33,6 %) Aggressionen im Internet meldete.

“Wir können von einem verbreiteten Phänomen sprechen, wenn die Hälfte der Befragten entsprechende Erfahrungen macht”, erklärte Studienleiter Karol Leszczyński vom ISKK.

Nur jeder fünfte Vorfall (19,2 %) wurde bei den Behörden angezeigt. Als Gründe für die fehlende Anzeigepflicht nannten die Geistlichen vor allem die Bagatellisierung der Vorkommnisse (46,2 %), bürokratische Hürden (22,6 %) und Misstrauen gegenüber staatlichen Stellen (14,6 %).

Über die Hälfte der Priester ergreift inzwischen Schutzmaßnahmen – etwa das Tragen von Zivilkleidung in der Öffentlichkeit. Während sich 57,2 % im Talar sicher fühlen, steigt dieser Wert bei normaler Kleidung auf 89,7 %.

Als Hauptursachen für die Aggressionen sehen die Befragten das “negative Bild des Klerus in den Medien” (96,4 %) und zunehmende “politische und soziale Spannungen” (91,1 %). Rund 85 Prozent der polnischen Kleriker sind der Meinung, dass das “Ausmaß der Aggression gegen Geistliche in Polen in den letzten zehn Jahren zugenommen hat”.

Krzysztof Koseła vom ISKK-Wissenschaftsrat wies auf eine bedenkliche Parallele hin: “Seit 2020 gehören Priester zur gleichen Gefährdungsgruppe wie Journalisten – Menschen, die geschlagen oder getötet werden.”

Die Studie bestätigt einen Trend, der sich seit Jahren abzeichnet. Bereits 2019 hatte Erzbischof Stanisław Gadecki “symbolische und physische Gewalt” gegen Katholiken beklagt, nachdem ein Priester in Szczecin bei einem Raubüberfall schwer verletzt worden war. Wie das ungarische Portal “Hungarian Review” berichtete, kam es seit der Änderung der Abtreibungsgesetze zu koordinierten Angriffen feministischer Aktivisten und LGBTQ-Gruppen auf Kirchen in Polen.

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