Streiter für die Soziallehre

Nachruf: Er war viele Jahre Vorsitzender des Bundes Katholischer Unternehmer und gründete “Ordo Socialis” mit, nun ist Cornelius G. Fetsch im Alter von 89 Jahren gestorben

Quelle
BKU trauert um Ehrenvorsitzenden Cornelius G. Fetsch – Bund Katholischer Unternehmer (BKU)
Ordo socialis – christlich, sozial, weltweit
Ordo Socialis (Verein) – Wikipedia
Bund Katholischer Unternehmer (BKU)
Enzyklika ‘Centesimus annus’

10.04.2025

Sebastian Sasse

Als Cornelius G. Fetsch im Jahre 2017 den Joseph-Höffner-Preis verliehen bekam, berichtete Lothar Roos, Gründungsvorsitzender der Höffner-Gesellschaft und emeritierter Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Uni Bonn, von einem Ereignis, das für das Engagement des Geehrten im Sinne der katholischen Soziallehre typisch war: “Anlässlich seines 40-jährigen Bestehens unternahm der BKU im Sommer 1989 eine ‘Jubiläumswallfahrt’ nach Rom.

Nach der Ansprache, die Papst Johannes Paul II. an die Teilnehmer der Wallfahrt gerichtet hatte, gab es einen protokollarisch kuriosen Vorfall: Herr Fetsch, der in der ersten Reihe saß, stand auf, ging zum Papst und überreichte ihm in einem Couvert eine Botschaft. Das alles ging so schnell, dass ihn niemand daran hindern konnte. Die Schweizer Garde war zum Glück nicht im Audienzsaal.” Was aber stand in dem Brief.? “Wir hatten uns im Grundsatzausschuss des BKU bei der Vorbereitung der Wallfahrt auch darüber Gedanken gemacht, was wohl in jener päpstlichen Enzyklika stehen könnte beziehungsweise sollte, die zwei Jahre später zum 100-jährigen Jubiläum der ersten Sozialenzyklika ‘Rerum novarum’ (1891) zu erwarten war”, so Roos weiter.

Sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Argumente

“Dabei wurde der Wunsch geäußert, der Papst möge sich deutlicher, als dies in den bisherigen Sozialenzykliken geschehen war, zum Thema einer menschenwürdigen Wirtschaftsordnung äußern, die ‘in gleicher Weise von den Grundwerten Freiheit und Soziale Gerechtigkeit’ geprägt sei. In Deutschland sei dafür der Begriff ‘Soziale Marktwirtschaft’ gefunden worden. Dann fährt der Brief fort: ‘Unabhängig vom Begriff halten wir die hier gemeinte Sache für so wichtig, dass sie auch in der kirchlichen Sozialverkündigung der Zukunft berücksichtigt werden sollte.’

1991 erschien dann tatsächlich die Enzyklika “Centesimus annus”. Und Johannes Paul wies auch darauf hin, dass, wenn man unter Kapitalismus ein Wirtschaftssystem verstehe, in dem die positive Bedeutung von Unternehmertum, Privateigentum und Markt betont werde, man doch lieber von “Unternehmenswirtschaft”, “Marktwirtschaft” oder auch einfach “freier Wirtschaft” sprechen solle.

Hatte sich hier der Papst von dem Fetsch-Brief inspirieren lassen? Das wüssten wir letztlich natürlich nicht, so Lothar Roos: “Dessen ungeachtet stellt die genannte Episode ein Musterbeispiel dafür dar, wie die drei Säulen, auf denen das Gebäude der Soziallehre der Kirche aufruht, zusammenwirken: Der Inhalt des Briefes benennt sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Argumente zu einer den Menschen dienliche Ordnung der Wirtschaft; er wurde dem Papst von einem Vertreter eines katholischen Sozialverbandes überreicht; offensichtlich enthält die Enzyklika ‘Centesimus annus’, von wem auch immer beeinflusst, wichtige Grundaussagen der kirchlichen Sozialverkündigung zur Ordnung der Wirtschaft, wie sie so bisher noch nicht formuliert worden waren.”

Führung mit katholischer Soziallehre im Sinn

Cornelius G. Fetsch, der nun im Alter von 89 Jahren verstorben ist, wurde 1935 in Mannheim geboren. Der Vater von vier Kindern war Textil-Kaufmann, er hatte verschiedene Führungspositionen bei C. & A. im In- und Ausland inne. Von 1979 bis 1993 war er Bundesvorsitzender des BKU, zuletzt war er Ehrenvorsitzender des Verbandes. Weiterhin zählte Fetsch zu den Gründern von “Ordo socialis”, er war Gründungsvorsitzender und später Vorstandsmitglied dieser wissenschaftlichen Tochter des BKU, die sich die Forschung zur katholischen Soziallehre auf die Fahne geschrieben hat. Fetsch war darüber hinaus auch Mitglied im Deutschen Orden (OT).

“Cornelius G. Fetsch führte unseren Verband stets mit der katholischen Soziallehre im Sinn, die er immerzu im Lichte der sich wandelnden Gegebenheiten in Kirche, Politik und Wirtschaft zu deuten wusste, ohne dabei den Blick für ihre Substanz zu verlieren. Neben vielen anderen großen Verdiensten sind ihm drei entscheidende Öffnungsbewegungen des BKU zu verdanken”, erklärte Martin Nebeling, der Bundesvorsitzende des BKU.

“Er öffnete den vormals auf Eigentumsunternehmer fokussierten BKU nicht nur für Führungskräfte und leitende Angestellte, sondern auch für Neumitglieder aus den damals neuen Bundesländern des wiedervereinigten Deutschlands.” Schließlich, so Nebeling, habe Fetsch als Gründungsvorsitzender von “Ordo socialis”, der BKU-Tochter zur weltweiten Förderung der Wissenschaftskommunikation auf dem Feld christlicher Sozialethik, der Arbeit des BKU auch “eine internationale Dimension” gegeben. “Wir werden seiner im Gebet gedenken und unsere Arbeit im Gedenken an ihn fortsetzen”, so Nebeling.

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