Franziskus, ein Chauvi mit Charme

Der Papst und die Frauen – Der argentinische Papst konnte Ordensfrauen das Fürchten lehren, Frauen aber auch beeindrucken

Quelle
12 Jahre Pontifikat: Franziskus und die Frauen im Vatikan – Vatican News
Vultum Dei quaerere, über das kontemplative Leben in Frauenorden (29. Juni 2016) | Franziskus
Cor Orans: Neue Richtlinien für kontemplative Frauenorden – Vatican News
Papst-Gedenk-Rosenkranz in Santa Maria Maggiore: Tränen trocknen – Vatican News
Parolin leitete 2. Gedenk-Rosenkranz bei S. Maria Maggiore – Vatican News

23.04.2025

Regina Einig

Mit dem Pontifikat Jorge Bergoglios begann nach dem Rücktritt des schüchtern auftretenden Bildungsbürgers Benedikt XVI. eine neue Ära für katholische Frauen. Während Verschärfungen im Ordensrecht manche Oberin ratlos zurückließen, bejubelten die Medien die Besetzung hoher Kurienämter mit Frauen.

Die Ernennung der italienischen Ordensschwester Simona Brambilla zur Präfektin des Ordensdikasteriums erregte Aufsehen, weil Kleriker in der Kurie bis dato keine weiblichen Vorgesetzten hatten. Auch Schwester Raffaela Petrini verkörpert als Präsidentin des Governatorats der Vatikanstadt weibliche Führungskompetenz in der Welt der Kurie.

Manchmal regte sich Widerspruch

Zugleich lehrte der Jesuitenpapst, dessen Ordensbrüder im Volksmund als Soldaten Christi gelten, Ordensfrauen das Fürchten. Vor allem die Apostolische Konstitution “Vultum Dei Quaerere” von 2016 und die 2018 erlassene Instruktion “Cor Orans” zur Umsetzung dieses Dokuments gelten in Frauenorden eher als Problem denn als Teil der Lösung. Angesichts der verlängerten Ausbildungszeit für Novizinnen in kontemplativen Klöstern fragte sich manche Oberin seufzend, ob denn der Ordensnachwuchs in Frauenklöstern dümmer sei als in Männerklöstern.

Auch den drohenden Autonomieverlust von Frauenklöstern beziehungsweise die am grünen Tisch angeordnete Auflösung kleiner Konvente wollen nicht alle Ordensfrauen widerspruchslos hinnehmen. So kritisiert die Oberin des Klarissenklosters Santo Cristo de Balaguer in der nordostspanischen Provinz Lérida in ihrer kürzlich erschienenen Dissertation, dass ein vom Vatikan entsandter apostolischer Visitator die Situation zahlenmäßig kleiner Frauenklöster prüfen und gegebenenfalls die Versetzung der Schwestern sowie die Schließung des Klosters veranlassen kann. Diese Vorschrift, so Schwester María Victoria Trivino, gelte nicht für männliche Klostergemeinschaften. Kommunitäten mit weniger als fünf Ordensfrauen sollten wie ihre männlichen Ordensbrüder selbst über die Zukunft ihres Klosters entscheiden können statt durch eine starre Regelung zur Schließung gezwungen zu werden, so ihr Vorschlag. Denn in Zeiten der Berufungskrisen und wirtschaftlicher Schwierigkeiten erleben die Menschen vor Ort solche Klosterauflösungen faktisch als “Enteignung von Kirchengut durch die Kirche selbst”, schreibt die spanische Klarissin.

Tiefe Marienverehrung zeigt charmante Seite

Doch Franziskus konnte Frauen auch beeindrucken. Die charmante Seite des Papstes zeigte sich vor allem in seiner tiefen Marienverehrung. Auf seinen Reisen besuchte er zahlreiche Marienwallfahrtsorte und pflegte in aller Natürlichkeit eine echte marianische Volksfrömmigkeit. So ernst er Marienverehrung nahm, so heiter konnte er seinen rustikalen Charme im persönlichen Umgang mit Frauen entfalten. Unvergessen bleibt sein Spruch “Wer meine Mutter beleidigt, kriegt eins auf die Nase”. Vor allem der Großmüttergeneration bezeugte der Papst immer wieder seine Wertschätzung für ihre Rolle in der Weitergabe des Glaubens.

Ein besonderes Faible für heilige Frauen ließ der Jesuitenpapst allerdings vermissen. Franziskus erhob im Gegensatz zu den nachkonziliaren Päpsten keine Frau zur Kirchenlehrerin. Während Johannes Paul II. anlässlich des 400. Todestags der heiligen Teresa von Ávila 1982 eine der längsten Reisen seines Pontifikats durch Spanien unternommen hatte, verblüffte der spanischsprachige Papst die Bischöfe auf der iberischen Halbinsel 2015 mit einer Absage zu den Feierlichkeiten aus Anlass des 500. Geburtstags der Heiligen.

Auch in Rom setzte sich Papst Franziskus in Frauenfragen über seine Vorgänger hinweg. Das zeigte sich vor allem im Audienzstil auf dem Petersplatz. Das ungeschriebene Gesetz, das die Altersgrenze für Papstkussempfängerinnen bei maximal einem halben Jahr zieht, wurde von ihm spontan und flexibel ignoriert. Dafür wurden Rompilgerinnen aller Generationen in Audienzen geherzt und geküsst. Immerhin: Im Pontifikat der Barmherzigkeit kam es dabei weder auf Alter noch auf Schönheit an.

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