Und wieder gewinnt Putin

Vermutlich merkt US-Präsident Donald Trump nicht einmal, dass er gerade zum zweiten Mal von Wladimir Putin über den Tisch gezogen wurde

Quelle
Ukraine: Zivilbevölkerung zwischen Angst, Verlust und Solidarität – Vatican News
Trump/Putin

26.03.2025

Stephan Baier

 Vermutlich merkt US-Präsident Donald Trump nicht einmal, dass er gerade zum zweiten Mal von Wladimir Putin über den Tisch gezogen wurde. Die Pendeldiplomatie, mit der die USA in gesonderten Gesprächsrunden mit Russland und der Ukraine im saudischen Riad einen 30-tägigen Waffenstillstand erreichen wollten, endete mit einem 3:0 für den Kreml. Putins Unterhändler gaben nämlich nur dort nach, wo ein Übereinkommen ganz den russischen Interessen entspricht.

Vereinbart wurde die freie Fahrt für zivile Schiffe im Schwarzen Meer. Klingt gut: Immerhin wollen Russland und die Ukraine Getreide auf dem Seeweg exportieren, und weil die Ernährungssicherheit von Teilen Afrikas und des Orients davon abhängt, gab es im Juli 2022 dazu einen von der Türkei vermittelten Getreidedeal. Den ließ Moskau ein Jahr später platzen. Nun arrangiert sich Russland in der Schwarzmeer-Frage, weil die Ukrainer ihre Exporte auf dem Seeweg und über ihre Donauhäfen sichern konnten, jedoch Russlands Agrarexporte teilweise blockiert sind. So weit, so gut: 1:0.

Moskau delegitimiert die ukrainische Staatlichkeit

Kaum hatte man sich geeinigt, legte der russische Außenminister Sergej Lawrow aus dem fernen Moskau mit Bedingungen nach: Er fordert den Zugang der russischen Banken zum internationalen Finanzsystem Swift und die Aufhebung des Boykotts russischer Landwirtschaftstechnologie – also die teilweise Aufhebung der westlichen Sanktionen gegen das System Putin. Das wäre dann 2:0. Damit nicht genug, schob Lawrow auch noch der Ukraine die Schuld am Scheitern des alten Schwarzmeer-Deals zu, indem er sagte, die USA müssten garantieren, dass Kiew sich diesmal an die Vereinbarung halte, und zwar durch einen “Befehl” an Kiew. Lawrow delegitimiert damit erneut die ukrainische Staatlichkeit, als sei die Ukraine nicht souverän, sondern nur ein Vasall der USA. 3:0!

Ähnlich lief das schon bei Trumps mit riesigen Erwartungen überfrachtetem Telefonat mit Putin: Der US-Präsident wollte eine 30-tägige Waffenruhe, bekam von Putin aber lediglich das Zugeständnis, im Fall der Wechselseitigkeit auf den Beschuss von Energie-Infrastruktur zu verzichten. Damit schützte Putin die russische Öl-Industrie, während er die Zerstörung der Ukraine seither mit Kampfdrohnen und Raketen ungebremst vorantreibt. Einem Frieden kam man so nicht näher. So makaber das auch ist: Donald Trump kann von Wladimir Putin noch lernen, wie man harte Deals macht. Das Lehrgeld zahlt die Ukraine.

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