US-Diplomat Huizinga: Trump kann ein geeinteres Amerika schaffen

Wahlen in den USA – Worin der Schlüssel dazu liegt – und in welchen Aspekten sich der Republikaner ändern müsse, erklärt der Kenner der Partei im ausführlichen Interview  *UPDATE

Quelle
RFI Names Todd Huizinga as Its First Senior Fellow for Europe – Religious Freedom Institute
Biographie
RFI Senior Fellow diskutiert im relevanten Radio über die Nominierung eines LGBTQ-Aktivisten zum Botschafter in der Schweiz – Religious Freedom Institute
*“Trump ist ein anderer Konservativer als Reagan” | Die Tagespost

10.11.2024

Vorabmeldung

Der künftige US-Präsident Donald Trump konnte bei der Präsidentschaftswahl Stimmenzuwächse in nahezu allen Wählergruppen verzeichnen, insbesondere auch unter Minderheiten wie Schwarzen und Latinos. Auch Katholiken stimmten mit deutlicher Mehrheit für den Republikaner – anders als 2020, als sie noch knapp dem Demokraten Joe Biden den Vorzug gaben.

Der langjährige US-Diplomat und intime Kenner der Republikaner, Todd Huizinga, sieht in dem Wahlergebnis die Chance auf eine neue Wählerkoalition, die den Republikanern über längere Zeit die Dominanz in der amerikanischen Politik bescheren könnte. Im ausführlichen Gespräch mit der “Tagespost” meint Huizinga, Trumps Wahlsieg biete sogar die Möglichkeit, ein geeinteres Amerika zu schaffen, da “die Republikaner Wähler gewinnen, die sonst für die Demokraten stimmen, und zwar aus allen Gesellschaftsschichten und allen ethnischen Gruppen, von Frauen und von Männern”.

Huizinga: Trump muss diplomatischer auftreten

Ob es tatsächlich zu solch einer Phase längerer republikanischer Vorherrschaft komme, hänge nach Ansicht Huizingas von mehreren Faktoren ab, letztlich vor allem auch von Trump selbst. Der 78-Jährige habe zwar schon in der Vergangenheit mit mehreren Entscheidungen Mut bewiesen, wie ihn vor ihm nur wenige Republikaner an den Tag gelegt hätten – etwa, das Pariser Klimaabkommen aufzukündigen, die israelische Botschaft nach Jerusalem zu verlegen oder die NATO-Partner zur Zahlung ihrer Beiträge zu verpflichten. Gleichzeitig müsse sich Trump ändern: “Er muss verständnisvoller, diplomatischer auftreten – auch gegenüber anderen Republikanern.” Wenn es Trump gelinge, eine gute, harmonische Zusammenarbeit zwischen den Abgeordneten im Repräsentantenhaus, den Senatoren und dem Team im Weißen Haus herstellt, könne er unheimlich viel erreichen. “Das würde vielleicht einer längeren Dominanz der Republikaner den Weg ebnen.”

Der Schlüssel dazu, die Spaltung des Landes zu überwinden, liegt laut Huizinga, der von 1992 bis 2012 im diplomatischen Dienst, darunter mehrere Jahre auch in Europa, tätig war, darin, gewisse Grundregeln zu akzeptieren. “Dazu gehört es, sich an die Verfassung zu halten, die Gewaltenteilung zu respektieren. Und nicht über die andere politische Seite zu reden, als handele es sich um Feinde.” Die Hauptschuld an einem Denken in Feindbildern sieht Huizinga “klar auf der Seite der Demokraten. Immer öfter respektieren sie die Regeln der Verfassung, der Gewaltenteilung nicht”.

Die Demokraten schüren Feindbilder

Verfolge man die Äußerungen von Demokraten, entstehe oft der Eindruck: “Wer Einwanderung besser kontrollieren will, sei xenophob. Wer die heterosexuelle Ehe zwischen Mann und Frau verteidigt, wer die traditionelle Familie mit Vater, Mutter und Kindern für das beste Modell hält, der sei homophob.” Dabei sei es nicht homophob, an traditionelle Werte zu glauben, an die fast die gesamte westliche Gesellschaft jahrhundertelang geglaubt habe, so Huizinga. “Die Demokraten sollten Argumente ins Feld führen, aber nicht den politischen Gegnern unterstellen, schlechte Menschen zu sein.”

Die Begründung für die Wahlniederlage der Demokratin Kamala Harris, die USA seien einfach noch nicht bereit, eine Frau ins Präsidentenamt zu wählen, lehnt Huizinga ab: “Das ist wieder der Versuch der politisch Korrekten, Menschen, die anders denken, die anders wählen, zu kritisieren.” Damit unterstelle man ihnen, sie seien grundsätzlich gegen Frauen. Huizinga aber meint: “Wenn Margaret Thatcher in den USA Präsidentschaftskandidatin gewesen wäre, dann hätten 90 Prozent der Trump-Wähler sie liebend gerne gewählt. Es geht nicht darum, ob Mann oder Frau – es geht um die Politik.”

Gleichzeitig blickt der langjährige Diplomat nüchtern auf Trump und dessen Charakter: Trump habe eine polarisierende Persönlichkeit. “Er ist sehr schroff, hat eine große Klappe, er sagt einfach, was er denkt – auch wenn es einem nicht gefällt.” Damit polarisiere er. Huizinga wörtlich: “Wenn er es schaffen will, tatsächlich der Präsident aller Amerikaner zu sein, darf er nicht immer abfällige Dinge über seine politischen Gegner sagen.” Anders als viele Anhänger der Republikaner derzeit sieht Huizinga Trumps Verhalten nach der verlorenen Wahl 2020 und insbesondere den 6. Januar 2021, als Trumps Anhänger das Kapitol stürmten, als “ganz großen Fehler”. Trump selbst habe natürlich nicht am Kapitolsturm teilgenommen. “Aber die Tatsache, dass Trump sich bis zu einem bestimmten Grad hat mitziehen lassen, war der größte Fehler seiner Präsidentschaft.”

DT/mlu

Was muss nach Ansicht Huizingas jetzt ganz oben auf Trumps Agenda stehen? Sieht er den designierten Präsidenten als Konservativen? Was erwartet er sich von J.D. Vance? Lesen Sie dazu das ausführliche Interview in der kommenden Ausgabe der “Tagespost”.

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