Zürcher Hauptbahnhof wird zum Klostermarkt

Zürcher Hauptbahnhof wird zum Klostermarkt: Mönch aus Einsiedeln erklärt das Konzept – Interview mit Pater Thomas Fässler OSB

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Klostermarkt Zürich

Von Rudolf Gehrig

Redaktion – Samstag, 25. Mai 2024

Es begann im letzten Jahr als eine fixe Idee – und wurde zu einem großen Erfolg. Der Klostermarkt auf dem Hauptbahnhof in Zürich war unter anderem die Idee eines jungen Mönchs aus Einsiedeln. Dieses Jahr soll der Markt wieder stattfinden, diesmal vom 14. bis zum 15. Juni 2024. CNA Deutsch sprach mit Pater Thomas Fässler OSB, dem Initiator.

Pater Thomas, wenn die Menschen am 14. und am 15. Juni 2024 durch den Zürcher Hauptbahnhof schlendern, werden ihnen ein ganzer Haufen an Mönchen und Nonnen über den Weg laufen – was ist da los?

Geplant ist ein Klostermarkt, an dem auf einem gemütlich gestalteten Gelände über 20 Klöster und Ordensgemeinschaften teilnehmen werden, die an rund 30 Ständen meist selbsthergestellte Produkte verkaufen. Daneben gibt es ein vielfältiges Angebot an Begleitveranstaltungen wie etwa Rosenkranz-Knüpfen, Drechseln, Ikonen-Schreiben oder Hostienbacken – alles durchgeführt von Ordensleuten. Auch eine große, eigens dafür aufgebaute Kapelle wird zu sehen sein, in der zwei Mal am Tag ein gemeinsames Gebet angeboten wird. Daneben wird natürlich auch für das leibliche Wohl gesorgt, begleitet von Live-Musik, natürlich wiederum gespielt von Ordensleuten.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Klostermärkte gibt es in der Schweiz schon einige, doch meist eingebettet in einen kirchlichen Kontext. Am Ursprung unseres Klostermarktes in Zürich lag die Idee, einen solchen Anlass mal in einem Hotspot der Schweiz zu organisieren, an einem völlig unerwarteten Ort, mitten im größten Bahnhof der Schweiz, durch den täglich 400.000 Menschen strömen.

Warum haben Sie sich für den Klostermarkt ausgerechnet den Hauptbahnhof ausgesucht?

Die Ordensleute kommen so in den Alltag dieser Menschen und werden sichtbar, ansprechbar, nahbar – auch für solche, die sonst nie mit unserer Welt in Berührung kommen. Wir wollen damit einen Überraschungseffekt erlangen und Leute erreichen, die sonst nie auf Ordensleute treffen. Denn wir sind überzeugt, dass das, wofür wir stehen, eine bereichernde Botschaft für alle ist.

Sie machen das nun bereits zum zweiten Mal. Wie viele Menschen kamen denn letztes Jahr?

Zahlen liegen mir leider keine vor, aber es waren weit mehr, als ich gedacht hatte. Unser Stand vom Kloster Einsiedeln etwa wurde regelrecht überrannt, sodass die Mitbrüder nicht einmal dazu kamen, die verkauften Produkte nachzufüllen. Dieses Mal machen wir es besser, indem wir Helfer zur Unterstützung angefragt haben.

Was ist Ihnen vom letzten Mal besonders in Erinnerung geblieben?

Besonders beeindruckt hat mich die gesamte Atmosphäre. Es herrschte ein friedliches Miteinander. Zu beobachten waren lachende Kinder vor einer fast fünf Meter hohen Kugelbahn in Form eines Kirchturms, Menschen, die in ein Gespräch miteinander vertieft waren sowie Besucher, die neugierig einen Blick in diese für sie neue Welt warfen, Informationstafeln lasen und einfach darüber staunten, was sie hier erlebten. Viele meinten, dass sie das Gefühl hatten, mit dem Betreten des Marktgeländes in eine völlig andere Welt zu gelangen.

Welche Ordensgemeinschaften sind in diesem Jahr auf dem Klostermarkt vertreten?

Es ist eine bunte Palette von Ordensgemeinschaften, Frauen und Männer, von klassischen Orden wie Benediktiner, Jesuiten und Kapuzinerinnen bis hin zu neueren Orden wie die Spirituelle Weggemeinschaft. Auch protestantische Diakonissen werden mit dabei sein, genauso wie Leute aus der Fokolar-Bewegung.

Sogar die Schweizergarde ist mit einem Stand vertreten …

Ja, tatsächlich werden aktive junge Schweizergardisten anwesend sein, die in ihren bunten Uniformen bestimmt einen Blickfang darstellen werden. Der Link zur Ordenswelt ist schnell gemacht, da ein Mitbruder von mir, Pater Kolumban Reichlin, Kaplan − also Seelsorger − der Schweizergarde ist (lesen Sie hier das Interview mit dem Kaplan der Schweizergarde, Anm. d. Red.). Dies zeigt auch, wie vielfältig Ordensleben sein kann.

Sie wollen auf dem Klostermarkt auch eine “Oase der Stille” anbieten. Wie ist das möglich mitten auf in einem Hauptbahnhof?

Neben der großen Kapelle wird auch eine kleine, fahrbare Kapelle im Stil eines “Tiny House” auf dem Platz stehen. In diese kann man sich zurückziehen, still werden und eine Kerze anzünden. Ich war beeindruckt davon, wie letztes Mal fast alle Plätze durchgehend besetzt waren von Menschen, die sich Zeit für einen solchen Moment der Stille nahmen.

Das ist sicherlich beeindruckend.

Ja, es zeigt das große Bedürfnis der Menschen in einem meist sehr hektischen Umfeld nach Ruhe. Gerade hier liegt ja auch die große Faszination von Klöstern. Und deshalb ist es wichtig, dass wir den Menschen zeigen, was wir ihnen bieten können. Ich habe nun tatsächlich von mehreren Leuten gehört, dass sie aufgrund des letztjährigen Klostermarkts zum ersten Mal ein paar Tage zu Gast in einem Kloster waren.

Ab wann würden Sie den Markt als einen “Erfolg” bezeichnen?

Ein Erfolg wird der Anlass dann sein, wenn wir wieder eine so herzliche, friedliche Stimmung erleben dürfen wie letztes Mal. Dieses Anliegen tragen wir im Voraus auch im Gebet vor Gott. Der Anlass wird von einem sehr engagierten, tollen jungen Team organisiert. Zusammen beten wir eine Novene, zu der auch alle teilnehmenden Klöster und Ordensgemeinschaften eingeladen sind. Denn an Gottes Segen ist bekanntlich alles gelegen.

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Rudolf Gehrig

Jahrgang 1993, aufgewachsen in Serwichhausen (Unterfranken). Seit 2013 arbeitet Gehrig für das katholische Mediennetzwerk EWTN, unter anderem als Reporter, TV-Moderator und Produzent. Von 2019 bis 2022 war er Chefkorrespondent für das deutschsprachige Europa bei CNA Deutsch, bevor er als Rom-Korrespondent in die italienische Hauptstadt wechselte und seitdem für EWTN Vatican und CNA Deutsch direkt aus dem Herzen der Weltkirche berichtet.

Rudolf Gehrig ist Herausgeber des 2013 erschienenen “YOUCAT Update! Beichten!”. 2021 veröffentlichte er gemeinsam mit dem Passauer Bischof Stefan Oster das Buch “Den ersten Schritt macht Gott” (Herder).

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