8. Juni : Der selige Nicola da Gesturi OFMCap

Wochenheiliger – Der Almosensammler von Cagliari war als schweigsamer Mönch bekannt, der treu seinen Dienst für die Armen versah

Quelle
Seliger Nikolaus von Gesturi | Offizielle Website des Vizepostulats (beatonicoladagesturi.org)
Heiligtum Unserer Lieben Frau von Bonaria – Wikipedia
27. Mai: Der selige Sixto Alonso Hevia | Die Tagespost (die-tagespost.de)

08.06.2024

Claudia Kock

In der sardischen Hauptstadt Cagliari steht eine Kapuzinerkirche, an die ein Konvent angeschlossen ist. Hier ruht seit 1980 in einem Granitsarkophag der selige Nicola da Gesturi, der zu Lebzeiten als “Frate Silenzio”, “Bruder Schweigen”, bekannt war und dem der Ruf der Heiligkeit vorausging.

Über seinen Tod am 8. Juni 1958 berichteten die Lokalzeitungen auf den Titelseiten, und an seiner Beerdigung zwei Tage später nahmen etwa 60.000 Menschen teil; die Prozession zum Friedhof blockierte stundenlang den Verkehr der Großstadt. Papst Johannes Paul II. hat den einfachen Kapuziner am 3. Oktober 1999 seliggesprochen.

Früher Tod der Eltern

Giovanni Medda, so sein bürgerlicher Name, wurde am 5. August 1882 in Gesturi im kargen Landesinneren von Sardinien als sechstes von sieben Kindern der armen Eheleute Giovanni Medda und Priama Cogoni Zedda geboren. Er wurde, wie damals üblich, gleich nach der Geburt getauft und mit vier Jahren gefirmt. Im Jahr darauf starb sein Vater, und als Giovanni 13 Jahre alt war, auch seine Mutter. Der Waisenjunge kam daraufhin in das Haus des Schwiegervaters seiner ältesten Schwester Rita, wo er gegen Essen und Unterkunft auf dem Feld arbeiten und das Vieh hüten musste. Die Grundschule konnte er nur kurze Zeit besuchen. Mit 14 empfing er die Erstkommunion, die ihm den Ansporn gab, ein heiligmäßiges Leben zu führen. Gerne wäre es Priester geworden, was jedoch aufgrund seiner Armut nicht möglich war.

Nach dem Tod ihres Schwiegervaters nahm Rita ihren Bruder in das eigene Haus auf, wo er weiterhin ohne Lohn auf dem Land arbeitete und sich mit dem Wenigen begnügte, was man ihm zur Verfügung stellte. So verinnerlichte er die Armut, und im Laufe der Jahre reifte bei ihm eine Ordensberufung heran, die dazu führte, dass er im März 1911, im Alter von 29 Jahren, mit Unterstützung des Ortspfarrers, der ihm ein hervorragendes Zeugnis ausstellte, bei den Kapuzinern in Cagliari eintrat. Er wurde am 30. Oktober 1913 eingekleidet und nahm die Namen Nicola an; ein Jahr später legte er die Ordensgelübde ab.

Gehört zum Stadtbild

In den ersten zehn Jahren wechselte er mehrmals zwischen den Klöstern in Cagliari, Sanluri, Oristano und Sassari, wo er als Küchenbruder arbeitete, bis die Oberen ihn 1924 endgültig nach Cagliari schickten und als Almosensammler einsetzten. Diese Aufgabe übte er 34 Jahre lang mit großer Hingabe und Geduld aus. Täglich legte er viele Kilometer zu Fuß zurück, bei Hitze ebenso wie bei Kälte, Regen und Wind, und bat mit immer gleichen Worten um Almosen im Namen des heiligen Franziskus. Viele Menschen gaben etwas, aber er musste auch Spott und Verachtung derer ertragen, die ihn als Schmarotzer und Faulpelz beschimpften.

Im Laufe der Jahre gehörte Bruder Nicola immer mehr zum Stadtbild in Cagliari, alle Leute kannten den schweigsamen Kapuziner, der um Almosen für seine Gemeinschaft und für die Armen bat. Viele näherten sich ihm und baten um ein Gebet oder um einen Rat oder luden ihn zu sich Hause ein, um den Kranken ein Wort des Trostes zu sagen und sie zu segnen. Als einige Kranke plötzlich wieder gesund wurden, kam Bruder Nicola in den Ruf eines Wundertäters.

In der zerbombten Stadt

Im Zweiten Weltkrieg wurde Cagliari hart von den Alliierten bombardiert, um die Kräfte der Achsenmächte zu schwächen. Im Februar 1943 wurden achtzig Prozent der Wohnhäuser zerstört; etwa 2.000 Zivilisten fielen den Bomben zum Opfer. Die Überlebenden flohen auf das Land, darunter auch die Kapuziner mit Ausnahme von vier Ordensbrüdern, die im Konvent blieben, dessen Tore für Zuflucht suchende Menschen geöffnet wurden. Unter den vier Zurückgebliebenen war auch Bruder Nicola, der nach den Bombardierungen durch die Stadt lief, nach Verwundeten suchte, Hilfen brachte und Tote begrub.

Nach dem Krieg sammelte er weiter Almosen in Cagliari, wo man ihn inzwischen als lebenden Heiligen betrachtete, der nur sprach, um die Menschen zu mahnen, den Willen Gottes zu tun. Am 1. Juni 1958 ging er zu seinem Oberen und sagte: “Vater, ich kann nicht mehr.” Eine Woche später schlief “Frate Silenzio”, ins Krankenhaus gebracht, nach dem Empfang der Sterbesakramente friedlich ein.

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