Die Kultur der Freiheit **UPDATE
Der Westen gerät in Gefahr, weil eine falsche Idee der Freiheit die Alltagsvernunft zerstört
*Udo Di Fabio – Neuste Meldungen | Die Tagespost (die-tagespost.de)
Literatur/Musik/DVD (3827)
**“Die Tendenz zur Lenkung der Gesellschaft steigt unentwegt” | Die Tagespost (die-tagespost.de)
Kurzbeschreibung
Der westliche Lebensstil bestimmt den Rhythmus der Welt. Zugleich mehren sich Krisenzeichen. Im internationalen Wettbewerb gehen diejenigen Nationen und Weltregionen in Führung, die ein solides kulturelles Fundament haben. Erfolg haben Kulturen, die zur dynamischen Weltwirtschaft passen, Menschen motivieren, ihnen Mitte und Identifikation bieten. Wer seine kulturellen Kraftquellen nicht pflegt, steigt ab. In Deutschland haben wir uns an alten Ideen und Mächten abgearbeitet und dabei Sinngehalte menschlicher Existenz verschüttet: Liebe, Intimität, Familie, die Erkenntnis, dass nur Kinder Zukunft bedeuten, Leistungswille, Achtung vor Anderen, Hilfsbereitschaft, religiöses Bekenntnis. Noch fehlen Konzepte, die persönlichen Erfolg, Glück und gemeinschaftliche Vitalität versprechen. Wir bekennen uns zur Freiheit, aber spüren wir auch ihren Eros? Wir müssen den Aufbruch wagen in eine neue Epoche, mit einem Bürgerbegriff ohne soziale Schranken, mit weniger staatlicher Bevormundung, mehr Leistungsfreude, mehr Sinn auch für Gemeinschaften, ohne die individuelles Freisein gar nicht möglich wäre.
Gemeinschaften sind nur vital, wenn in ihnen eine stimmige Alltagsvernunft gepflegt wird. Ohne sprachliche und historisch gewachsene Kulturgemeinschaft vermag der freie Mensch sich nicht zu entfalten. Der Verfasser analysiert brillant die Krise der westlichen Kultur und speziell die Lage in Deutschland. Er zieht seine Leser in Bann, indem er das Bewusstsein für Werte schärft, die vernachlässigt sind, und Wege in die Zukunft weist. Ein Anstoss auch zu Änderungen unserer staatlichen Ordnung, im Recht und bei der Rechtsprechung, um die Spielräume der Freiheit zum Wohle aller zu erweitern und ihre Grenzen neu zu justieren.
Wer mehr Weltoffenheit und Freiheit will, muss ihre kulturellen Grundlagen umso stärker pflegen. Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio, geb. 1954, verheiratet, vier Kinder. Kommunalverwaltungsbeamter Abendgymnasium, Jurastudium und Studium der Sozialwissenschaften, 1985/86 Richter am Sozialgericht Duisburg, 1988
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Wir sollten den Aufbruch in eine neue bürgerliche Epoche wagen, mit einem Bürgerbegriff ohne soziale Schranken, mit weniger staatlicher Bevormundung, mehr eigener Leistungsfreude. Das alles fordert Udo Di Fabio in seinem Buch. Stärker als bisher sollten alle den Zusammenhang von individueller Freiheit und unentbehrlichen Gemeinschaften wie Familien, Nationen, Religionsgemeinschaften beachten. Der Autor möchte Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit mehr als zwei Jahrhunderte nach der Französischen Revolution mit dem immer aktuellen Thema der kulturellen Richtung einer Gesellschaft verbinden. Die Kultur der Freiheit lebt von hohen Erwartungen an den einzelnen Menschen. Und neue Kraft entsteht, so folgert Di Fabio, wenn Menschen aufhören, wirtschaftliches, kulturelles und politisches Geschehen wie Zuschauer und Besucher eines Einkaufsparadieses zu betrachten. Sie sollten fragen, wie man etwas besser machen kann und — vor allem — was sie selbst dazu beitragen können. Der Jurist und Hochschullehrer, seit 1999 Richter am Bundesverfassungsgericht, hat seine Gedanken über das Individuum, dessen Chancen und Grenzen, den Wert der Familie und die Verantwortung der Gesellschaft klug formuliert. Behutsam, moralisch, anregend. Keine lähmende Besserwisserei, sondern Ermunterung für den Leser nachzudenken. Nachzudenken über das eigene Dasein und dabei nicht den Blick zu verlieren für eine interessante, aber wenig geordnete, ja gefährliche Welt.Wichtig sei bei alldem ein solides kulturelles Fundament. Nationen und Weltreligionen, die sich darauf gründen, werden in diesem Jahrhundert in Führung gehen. Davon ist Di Fabio überzeugt. Sie werden sich auch deshalb behaupten können, weil sie zu einer dynamischen Weltwirtschaft passen.
– Hans Jürgensen
Patrick Bahners, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.7.2005, zur 1. Auflage
“(…) Unserem Land (…) verordnet Di Fabio ein Programm des “reflexiven” Pétainismus: Arbeit, Familie, Vaterland, alles unter dem Schutz des lieben Gottes. So würde Di Fabio es natürlich nicht sagen, aber es sei hier so deutlich formuliert um des Streits willen, den er sich wünscht und der seinen Angaben nach unter der Tyrannei von Antidiskriminierungsbeauftragten und Nichtregierungsorganisationen ebenso vom Aussterben bedroht ist wie eigentlich fast alles. (…) Mit der Kultur der Freiheit sind die Ordnungen gemeinschaftlichen Lebens gemeint, die dem Individuum seine Wahlmöglichkeiten erst eröffnen: Familie, Kirche, Volk. (…) Zu beherzigen ist Di Fabios Mahnung, wir sollten als Tatsache zur Kenntnis nehmen, dass es Gründe gibt, die “westliche” Kultur grenzenloser Freizügigkeit geringzuachten. (…)”
Weckruf eines Berufenen
18. März 2006, von Barnos
Bis zu dieser Einsicht wird Di Fabio folgen, wer sich den Realitäten einigermassen stellt: Der Identifikationskern eines geläuterten, im Kreise der Völker zu neuem Ansehen gelangten Deutschland, dieses Grundgesetz (das sogar bereits zur Projektionsfläche eines Verfassungspatriotismus geworden ist) wird nur Bestand haben und fortwirken können, wenn der gesellschaftliche Unterbau das erlaubt und fördert. Allerdings gilt das in gleicher Weise für Verfassungen und Gesellschaften aller demokratischen Länder. Und die für das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland massgeblichen Werte sind ja zum überwiegenden Teil solche, die auch anderen westlichen Demokratien zugrunde liegen. Ähnliche gesellschaftliche Entwicklungstendenzen vorausgesetzt (die drei ersten Kapitel in Di Fabios Abhandlung (S. 1-70) stehen explizit unter diesem Eindruck), dürften anderwärts demnach näherungsweise gleichartige Disparitäten zwischen Verfassungsintentionen und Lebensalltag zu finden sein.
Wenn aber Deutschland mit diesem Problem nicht allein ist und wenn auch die Problemursachen nicht nur spezifisch deutsche sind (nebenbei: die vorläufig aus historischen Gründen hierzulande noch wirksame Immunreaktion der öffentlichen Meinung gegenüber nationalem Überschwang und Deutschtümelei soll man nicht fahrlässig auf den Müllhaufen der Geschichte werfen), dann muss auch die Besinnung auf die kulturellen Wurzeln unserer westlich-demokratischen Verfassung nicht allein, nicht einmal primär, am deutschen Stamme stattfinden. Di Fabio liegt sicher richtig damit, die positiven Seiten unserer nationalen Kultur und Geschichte für den gemeinten Reorientierungsprozess fruchtbar zu machen; doch geht das ergiebige kulturelle Spektrum über den nationalen Rahmen weit hinaus und endet nicht einmal an den Grenzen des von Di Fabio argusäugig betrachteten EU-Europa (Di Fabio selber zählt allein zum “Westen”, zu den Erben des “christlichen Abendlands”, sowohl Europa als auch Nordamerika, Neuseeland und Australien (S. 2f.); und ein im Ganzen national verengter Blickwinkel ist ihm auch nicht etwa vorzuhalten). Man wird daher z.B. nicht unbedingt das immer noch affektbeladene Preussen bemühen müssen (S. 222ff.), um die Gesellschaft, für die das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland geschaffen wurde, mit Kulturgehalten versorgen zu können.
Fazit: Di Fabios Weckruf darf weder ungehört verhallen noch als rückwärtsgewandte Spinnerei billig abgefertigt werden. Der Problemaufriss überzeugt; die Dringlichkeit der Bearbeitung ist gegeben; über die adäquaten Lösungswege sollte in demokratischer Offenheit beraten und danach schleunigst gehandelt werden. Und wegen der Bedeutung der Nachwuchsfrage, die zu vernachlässigen keiner Gesellschaft bekömmlich sein kann, haben Familienförderung sowie Bildungs- und Integrationsanstrengungen oberste Priorität.
Die Kultur der Freiheit: Der Westen gerät in Gefahr, weil eine falsche Idee der Freiheit die Alltagsvernunft zerstört
Autor: Udo Di Fabio
Gebundene Ausgabe: 295 Seiten
Verlag: Beck; Auflage: 1. A. (26. Juli 2005)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3406537456: amazon
ISBN-10:3-406-53745-6: buch.ch
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