Der selige Omeljan Kovč
Der ukrainische Pfarrer starb im Jahr 1944 in der Gaskammer des KZ Majdanek
Quelle
Omeljan Kovc (1884-1944) (vatican.va)
Seligsprechungen in der Ukraine, 23. – 27. Juni 2001 (vatican.va)
Pastoralreise in die Ukraine, 2001 | Johannes Paul II. (vatican.va)
Ikone von Omeljan Kovč – Basilika des Hl. Bartholomäus (sanbartolomeo.org)
Märtyrer in der Karpato-Ukraine.doc (kirche-in-not.de)
Geschichte der Juden in der Ukraine – Wikipedia
Montag der Karwoche | Tägliches Gebet | Gemeinschaft Sant’Egidio (santegidio.org)
25.03.2024
Claudia Kock
Der 25. März, das Hochfest der Verkündigung des Herrn – das in diesem Jahr aufgrund der Karwoche auf den 8. April verlegt ist – ist gleichzeitig der Gedenktag des seligen Omeljan Kovč, seit 2008 Schutzpatron der ukrainischen griechisch-katholischen Priester.
Omeljan Kovč wurde am 20. August 1884 in dem westukrainischen Dorf Kosmatsch geboren, das damals zum österreichisch-ungarischen Kronland Galizien gehörte. Sein Vater war Priester der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, die mit Rom uniert ist, aber die Liturgie im byzantinischen Ritus feiert und den östlichen Traditionen folgt, nach denen Priester vor ihrer Weihe heiraten dürfen. Omeljan folgte dem Weg seines Vaters und nahm am Priesterseminar von Lemberg das Theologiestudium auf, das er in Rom abschloss. Anschließend kehrte er nach Galizien zurück, wo er heiratete und im Jahr 1911 zum Priester geweiht wurde. Aus seiner Ehe gingen sechs Kinder hervor.
Pfarrer in Bosnien
Zunächst war Omeljan Kovč in seiner Heimat und dann in Bosnien unter ukrainischen Emigranten in der Seelsorge tätig, bis er 1922 nach Peremyschljany kam, das seit dem Ende des Ersten Weltkriegs zu Polen gehörte. Hier wirkte er zwei Jahrzehnte lang als Pfarrer, kümmerte sich engagiert um Arme, Waisen und Jugendliche. In Peremyschljany lebten neben Polen und Ukrainern zahlreiche galizische Juden. Pfarrer Kovč war bemüht um ein friedliches und harmonisches Miteinander der drei Bevölkerungsgruppen und setzte sich gegen Antisemitismus ein.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Lage zunehmend dramatisch. Im September 1939 nahm die Rote Armee die Stadt ein und errichtete ein sowjetisches System; zahlreiche Polen wurden nach Sibirien abtransportiert. Am 1. Juli 1941 wurde Peremyschljany von der deutschen Wehrmacht besetzt. Wenige Tage später ging die Synagoge, in der sich zahlreiche Juden befanden, in Flammen auf. Die überlebende jüdische Bevölkerung wurde in ein Ghetto zusammengetrieben. Omeljan Kovč versuchte zu helfen, wo er konnte, indem er die Juden in Schutz nahm und ihnen auch Taufscheine ausstellte, um sie vor der Verfolgung zu bewahren, insgesamt etwa 600 bis 2000 Stück.
Protest gegen Unmenschlichkeit
Aus Protest gegen die unmenschliche Behandlung der Juden schrieb er sogar einen Brief an Hitler, in dem er um Erlaubnis bat, die im Ghetto eingeschlossenen Juden zu besuchen. So geriet er in das Visier der deutschen Besatzer, die ihn im Dezember 1942 verhafteten. Im Gefängnis von Lemberg kam es zu folgendem Verhör durch die Gestapo: “Weißt Du nicht, dass es untersagt ist, Juden zu taufen?” – “Ich wusste gar nichts.” – “Weißt Du es jetzt?” – “Ja.” – “Wirst Du es weiterhin machen?” – “Natürlich.”
Im August 1943 wurde Omeljan Kovč in das Konzentrationslager Majdanek bei Lublin abtransportiert. Auch hier widmete er sich nach Kräften weiter der Seelsorge, hörte die Beichte seiner Mithäftlinge und feierte im Verborgenen mit ihnen die Liturgie. Seine Familie setzte sich für seine Befreiung ein, aber er bat sie, dies nicht zu tun, damit er seinen Mitgefangenen weiterhin beistehen könne.
Hier sind wir alle gleich
In einem Brief an seine sechs Kinder schrieb er: “Mit Ausnahme des Himmels ist es der einzige Ort, wo ich wünsche zu sein. Hier sind wir alle gleich: Polen, Juden, Ukrainer, Russen. Ich bin der einzige Priester, und wenn ich die heilige Liturgie zelebriere, beten sie für alle, jeder in seiner Sprache. Versteht Gott nicht jede Sprache?” Außerdem mahnte er: “Gestern wurden fünfzig Häftlinge hingerichtet. Wenn ich nicht hier wäre, wer würde ihnen helfen, einen Moment wie diesen zu ertragen? Was könnte ich von Gott mehr erbitten? Macht Euch keine Sorgen um mich. Jubelt mit mir!”
Am 25. März 1944, Hochfest der Verkündigung des Herrn, wurde Omeljan Kovč in der Gaskammer von Majdanek ermordet und sein Leichnam verbrannt. An seine Familie schrieb er: “Betet, für jene, die dieses Lager und dieses System errichtet haben. Sie brauchen nur das Gebet… Der Herr sei ihnen gnädig.”
1999 wurde Omeljan Kovč vom Jüdischen Rat der Ukraine unter die “Gerechten unter den Völkern” aufgenommen, 2001 sprach Papst Johannes Paul II. ihn selig.
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