Mit dem Radio missionarisch zum Glauben führen

Nikolaus Albert: Mit dem Radio missionarisch zum Glauben führen – Einer ging über den Riedbergpass: Wie der Theologe Nikolaus Albert zum Redaktionsleiter von Radio Horeb wurde

Quelle
Schlicht und einfach glauben
Blick hinter die Kulissen: “Es macht mir sehr, sehr viel Freude!” | radio horeb Leben mit Gott …
Heilige Messe aus St. Anton, Balderschwang | 22.08.2023 (youtube.com)
Balderschwang, Pfarrkirche St. Anton | Kunstverlag Josef Fink (kunstverlag-fink.de)
Balderschwang

20.01.2024

Rocco Thiede

Auf über 1.000 Metern Höhe hat Radio Horeb mit seinem katholischen Hörfunkprogramm seinen Hauptsitz in Balderschwang im Landkreis Oberallgäu. In dem abgelegenen, knapp 400 Seelen zählenden Dorf, der zweitkleinsten Gemeinde Bayerns, ist Radio Horeb einer der größten Arbeitgeber. Hier im modernen 2009 eingeweihten Medienhaus arbeitet Nikolaus Albert. Der studierte Theologe ist seit November 2016 Redaktionsleiter des Senders und für über 20 festangestellte Mitarbeiter verantwortlich.

Studiert hat Albert zuerst drei Jahre in Vallendar bei den Pallottinern und dann noch zwei Jahre an der LMU in München. Wie kommt ein Theologe zum Radio?

“Ehrlicherweise habe ich davor gar kein Radio gehört”, gibt Nikolaus Albert offen zu, um gleich hinterher zu schieben, “ich hatte aber eine große Affinität zur Evangelisation”. Hier wollte der 1987 in Kasachstan geborene junge Mann aktiv mitwirken. Die Gemeindearbeit wäre nicht so seine Sache gewesen, also schaute er sich um und traf auf Menschen, die missionarisch andere zum Glauben führen wollen.

In Kasachstan den Glauben immer aktiv gelebt

“In der ehemaligen Sowjetunion hat meine Familie in Kasachstan den Glauben immer aktiv gelebt. Es gibt sogar einen Märtyrer, der des Glaubens wegen sein Leben verlor.” Dann erzählt er von Clemens Albert, dem Bruder seines Urgroßvaters, der Nottaufen machte, als alle Priester weg waren. Die Kommunisten steckten ihn in der Stalinzeit ins Gefängnis, weil sie meinten, er sei auch ein Priester, obwohl er verheiratet war und Kinder hatte. Dort starb er unter menschenunwürdigen Bedingungen. Ob er verhungerte oder erschossen wurde, weiß Familie Albert bis heute nicht.

Was Nikolaus und seine Familie immer an Deutschland wunderte, war die Tatsache, “dass der Glaube frei gelebt werden kann und trotzdem die Kirchen leer sind. Das kannten meine Vorfahren aus der Sowjetunion so nicht, wo der Glaube teilweise geheim gehalten werden musste oder uns die Lehrer in der Schule mit unserem Glauben lächerlich machten”.

Nikolaus Albert ist heute selbst Vater von zwei kleinen Jungen: Philipp ist zwei und sein jüngerer Bruder Marius gerade wenige Wochen alt. Seine Frau Bernadette studierte Kunst und kommt aus Essen. Sie malt gerne. Noch wohnt die junge Familie recht beengt, so dass es für ein Atelier nicht reicht, “aber wir bauen gerade”, verrät Vater Nikolaus.

Höchster befahrbarer Gebirgspass in Deutschland

Beim Bewerbungsgespräch sagte Pfarrer Richard Kocher, der Programmchef von Radio Horeb: “Wer es über den Riedbergpass schafft, der ist genau der Richtige für uns.” Kein Wunder, ist doch die mit 1.404 Metern hohe Kreisstraße OA 9 der höchste befahrbare Gebirgspass in Deutschland.

Seinen Namen hat Radio Horeb nach dem biblischen Berg Horeb im Sinai. Im blauen Logo des Senders erkennt man ein “M” für Maria und drei Bögen für die Heilige Dreifaltigkeit. Radio Horeb gibt es seit 1996. Finanziert wird das Radio nicht aus Gebührengeldern, sondern ausschließlich von Spenden seiner Hörerschaft. Es gehört zur privaten Senderfamilie von Radio Maria mit weltweit über 50 Radiostationen. Der Sender beschäftigt rund 60 hauptamtliche Mitarbeiter und 560 freiwillige Referenten. Zusätzlich sind etwa 420 Personen im sogenannten “Team Deutschland” ehrenamtlich tätig.

“Unser 24-7-Programm hat mit dem Tonunterträger vom TV-Sender Pro7 begonnen. Dort wo man Superman sehen konnte, war es auch möglich, Radio Horeb zu hören”, sagt Albert schmunzelnd. Aber warum sendet Radio Horeb nicht von München aus, wo es auch ein Studio und die lokale Frequenz via UKW gibt? “Weil die Ruhe des Ortes hier uns ein ideales Arbeiten ermöglicht.”

Auch Atheisten hören zu

Die Hörerschaft besteht nicht nur aus kirchentreuen Sonntags-Katholiken, “sondern Dank der DAB-Plus-Einspeisung melden sich immer mal wieder Autofahrer, die sich als Atheisten outen und zufällig Radio-Horeb einschalteten”. Sie finden hier einen Radiosender, der jenseits des Dudelfunks “mit den besten Hits aus den 70ern, 80ern, 90ern” ein Programm anbietet, das radikal unterscheidbar ist, wenn es um Spiritualität mit heiligen Messen oder die Tagzeitenliturgie von der Laudes am Morgen über das Mittagsgebet, die Vesper oder das Nachtgebet geht und mit der Sendung “Lebensberatung” konkrete Hilfe für den Alltag in vielen Situationen bietet. Aber es gibt auch blinde Stammhörer und nicht wenige Zuhörer in Gefängnissen, wohin immer wieder DAB-Rundfunkgeräte gespendet werden.

“Wir sind ein Radio und bleiben ein Radio – aber gerade bei der Liturgie bieten sich zusätzlich Videoaufnahmen an, die man auf unserer Internetseite sieht. Hier können die Farben der Gewänder, der Weihrauch oder liturgische Gegenstände noch besser dargestellt werden”, erklärt Nikolaus Albert beim Gang durchs Funkhaus. Vieles läuft hier hochtechnisiert und computergesteuert und die Regie kann sogar über das Smartphone gelenkt werden. “Sollte mal länger Stille herrschen, zum Beispiel durch eine technische Panne, dann wird der Computer, der in Luxemburg steht, nach 24 Sekunden selbst aktiv und spielt ruhige Orgelmusik.”

Keine richtige Zusatzausbildung

Wie hat sich der Theologe Nikolaus Albert all sein Wissen um den Radiobetrieb angeeignet? Eine richtige Zusatzausbildung gab es nicht: “Das ist wie Autofahren, reinsetzen und machen, und irgendwann überlegt man nicht mehr, welcher Regler für was da ist, sondern gibt Gas, wenn es weiter gehen soll. ‘Learning by doing’ halt.” Zudem hat ihm sein Coach Günter Lindinger, ein erfahrener ARD-Hörfunkmann, viele Kniffe mit Blick auf den Journalismus beigebracht. Redakteure, wie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, gibt es in dem Sinne nicht; bei Radio Horeb moderieren “Referenten”.

Zu den Räumlichkeiten in Balderschwang gehört eine Radio-Kapelle, die dem heiligen Petrus Canisius (1521–1592) geweiht ist. “Der Tabernakel, die Kruzifixe – alles ist auf die Aufnahmen ausgerichtet. Wir sind auf die Neuevangelisierung Deutschlands ausgerichtet, dafür steht auch unser Patron Petrus Canisius. Mittlerweile finden viele Messen als Live-Übertragungen aus der Kirche statt, weil da auch viel mehr Besucher teilnehmen können”, erklärt Nikolaus Albert. Vor der Gottesmutter machen wir dann noch ein Foto, bevor wir uns verabschieden, denn der Radiobetrieb muss 24/7 weitergehen.

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