Lieber Gleichstellungsrat, Frauen geht es ohne euch besser!

Wer wahllos geschlechtsspezifische Kinderspielsachen, Gehaltsunterschiede und Frauenmorde in einen Topf wirft, macht die Opfer realer Gewalt zu Verlierern

Quelle

27.01.2024

Franziska Harter

Alle Jahre wieder kommt der Sexismus-Bericht. Auch in dieser Woche stellte der französische Gleichstellungsrat fest, dass Eltern, die ihrem Mädchen Puppen statt Bauklötze schenken, im Endeffekt mit dafür verantwortlich sind, wenn ihr kleines Prinzesschen im Erwachsenenalter von ihrem maskulinistischen Partner sexuelle Übergriffe erfährt.

Leider ist das weder polemisierend noch überspitzt, denn genau so steht es in dem Bericht: “Sexismus erzeugt nicht nur Ungleichheiten, sondern auch sexistische und sexuelle Gewalt.” Und unter Sexismus fallen für den Gleichstellungsrat nicht nur die Geschlechterrollen, die Kindern ab dem zartesten Alter in der Familie “eingeimpft” werden, sondern auch die Ansicht – die auch von Frauen laut Bericht in steigender Zahl geteilt wird –, dass es normal sei, wenn Frauen aufhören zu arbeiten, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Und da zeigen sich die Damen und Herren des Gleichstellungsrats äußerst beunruhigt.

So sind am Ende die Frauen die Verlierer

Sexuelle und körperliche Gewalt an Frauen sind unbestritten ein gesellschaftliches Problem, das überdies leider oft im privaten Raum stattfindet und weiterhin tabuisiert wird. Wirft man aber wahllos geschlechtsspezifische Kinderspielsachen, das Gender Pay Gap und strafrechtlich relevante Handlungen in einen Topf, sind am Ende wieder Frauen die Verlierer. Denn reale Gewalt an realen Frauen wird dann zu einem Detail unter vielen, die Zweijährige, der man ein rosa Kleid übergestülpt hat, genauso zum Opfer wie das Vergewaltigungsopfer. Und der Mann, der finanzielle Verantwortung für seine Familie übernimmt, macht sich ebenso schuldig wie der Vergewaltiger. Das ist ebenso ignorant gegenüber den Opfern von Gewalt wie unfair gegenüber verantwortlichen Familienvätern. Ein gesundes Miteinander der Geschlechter fördert ein solcher Begriff von Sexismus sicher nicht.

Der “Hohe Rat für Gleichstellung von Frauen und Männern” gibt sich nicht einmal mehr den Anschein von wissenschaftlicher Neutralität – für eine staatliche Instanz absolut unwürdig, aber leider nicht überraschend. Man könnte das Papier, das gebetsmühlenartig jahrzehntealte Forderungen eines radikalen Feminismus wiederholt, einfach ignorieren, so lächerlich scheint es, wenn sich die Schreiber darüber echauffieren, dass manche Menschen “immer noch” an natürliche Unterschiede zwischen Mann und Frau glauben. Doch leider haben Berichte wie dieser reale Auswirkungen auf Familien und Kinder: In Paris steht aktuell eine katholische Privatschule unter Beschuss, unter anderem, weil sie durch nach Jungen und Mädchen getrennte Klassen eine “sexistische Atmosphäre” verbreite. Innenminister Gabriel Attal kündete an, den verpflichtenden Sexualkundeunterricht zu verstärken und auch hier “Rollenstereotype” zu bekämpfen. Und geht es nach dem Gleichstellungsrat, so braucht es verpflichtenden Unterricht gegen Sexismus, eine entsprechende Weiterbildung für Lehrer und geänderte Schulbücher.

Gleichstellungsrat bleibt viele Nachweise schuldig

“Gegen die Wurzeln des Sexismus anzugehen, bedeutet, ab der frühesten Kindheit bis zum Erwachsenenalter auf alle Aspekte des privaten und öffentlichen Lebens einzuwirken.” Der Satz spricht für sich. Gerade hat Staatspräsident Emmanuel Macron angekündigt, die Elternzeit von bis zu drei Jahren auf sechs Monate pro Elternteil zu kürzen, angeblich, um die Nachteile von Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu verringern. (Bezeichnenderweise kommt er nicht auf die Idee, dass Frauen, die gerne kurz nach der Geburt wieder ihre Karriere aufnehmen wollen, mündig genug sind, diese Entscheidung von ganz alleine zu treffen.) Im Sinne des Gleichstellungsrats eine doppelt gute Nachricht: Nicht nur können Frauen dann rasch den Vorsprung der Männer auf der Karriereleiter wieder einholen, sondern die kleinen Franzosen sind auch ab dem siebten Lebensmonat dem ungesunden Einfluss der Familie entzogen, wo man ihnen doch nur geschlechtsspezifische Rollenstereotype einhämmert.

Den Nachweis, wie genau solche Stereotype (“Der Mann ist dafür verantwortlich, die Familie zu versorgen.” – “Es ist schön, wenn die Mutter für die ganze Familie kocht.”) körperliche und sexuelle Gewalt an Frauen fördert, bleibt der Gleichstellungsrat schuldig. Offensichtlich geht ja durch die auch durch Instagram und die digitalen Medien beförderten Rollenbilder (“Die Frau wird zu oft in einer Mutterrolle dargestellt.”) noch nicht einmal die Geburtenrate hoch. Im Gegenteil, sie ist in Frankreich dieses Jahr so tief wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Wie sie da indirekt für Frauenmorde verantwortlich sein sollen, erschließt sich der Vernunft nicht. Letztere gingen übrigens 2023 im Vergleich zum Vorjahr zurück, während traditionelle Rollenbilder angeblich wieder Aufschwung erhielten.

Geht es um reale Gewalt gegen Frauen, weist der Bericht – wenig erstaunlich, aber umso skandalöser – bemerkenswerte blinde Flecken auf. Besonders in gläubigen Familien aller Religionen sei Sexismus ausgeprägter als in der Gesamtbevölkerung. Eine Zahl, die der Bericht dafür anführt: 21 Prozent der Personen, die zu dieser Gruppe gehören, seien der Ansicht, dass Männer manchmal gewalttätig sein müssen (gegenüber zehn Prozent in der Gesamtbevölkerung).

Eine Frechheit gegenüber allen Religionen

Das ist nicht nur eine Frechheit gegenüber allen Religionen, die die gleiche Würde von Mann und Frau vertreten, sondern unterschlägt völlig, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Gewalt gegen Frauen ein importiertes Problem ist. Importiert aus einem Kulturkreis, in dem kleine Mädchen gegen ihren Willen an ältere Männer verheiratet werden und die Frau schuld ist, wenn sie sich vergewaltigen lässt.

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Was der Gleichstellungsrat auch unterschlägt: Die schlimmsten Orte des Sexismus in der heutigen Gesellschaft wurden gerade von der Sexuellen Revolution als Orte der “sexuellen Befreiung” der Frau befördert, nämlich Prostitution und Pornografie. Prostitution findet gar keine Erwähnung, während von den 40 Seiten des Berichts sich eine einzige mit der Pornografie beschäftigt. Dabei stellt sie nicht nur eine Industrie dar, in der Frauen missbraucht und erniedrigt werden, sondern vermittelt nachweislich ein frauenverachtendes Bild der Sexualität und schlägt sich in realer sexueller Gewalt gegen Frauen nieder. Und wenn wir schon bei sexuellen Übergriffen gegen Frauen sind: Der beste Schutz davor ist und bleibt eine dauerhafte, treue, ausschließliche, von Liebe getragene Beziehung. Klingelt da was?

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