Internationale Theologische Sommerakademie Aigen

Die Wiederentdeckung der Sakramentalien – Die Internationale Theologische Sommerakademie in Aigen befasste sich mit den von der Kirche eingesetzten Gnadenmitteln

Quelle
Internationale Theologische Sommerakademie Aigen – kathPedia
Das, was an Christus sichtbar war, ist in die Sakramente übergegangen « kathnews
«An Gottes Segen ist alles gelegen»: Swiss Cath News (swiss-cath.ch)
Amazon.de : leo scheffczyk

18.09.2023

Marian Eleganti

Nach mehrjähriger Corona-Pause fand im österreichischen Aigen im Mühlkreis die 33. Internationale Theologische Sommerakademie statt, die älteste ihrer Art im deutschsprachigen Raum. Die Vorträge boten eine außerordentlich interessante und umfassende Tour d’Horizon über sämtliche Sakramentalien. Dabei zeigte sich der vielfältige Schatz der Kirche für fast jede Situation des Alltags. In konzentrischen, sich ergänzenden Kreisen boten die Vorträge immer wieder neue Zugänge zum Gesamtthema und eine systematische wie lebenspraktische Auslegung und Fundierung der Sakramentalien.

Im Unterschied zu den Sakramenten, die ex opere operato, also allein aufgrund ihrer gültigen Spendung Wirkung zeigen, hänge letztere bei den Sakramentalien von der Glaubenseinstellung und vom Tugendleben des Spenders wie des Empfängers ab. Mit anderen Worten: Sie wirkten ex opere operantis (ecclesiae). Insgesamt boten die Vorträge eine Systematik der Sakramentalien und viele seelsorgliche, lebenspraktische Ausführungen.

Metaphysische Aufladung der materiellen Elemente geht verloren

Quintessenz der Tagung: Die meisten Gebete im deutschsprachigen “Benediktionale”, das seit 40 Jahren immer noch nur in einer Studienausgabe vorliege, fokussierten fast ausschließlich auf die Empfänger, weniger auf die gesegneten Gegenstände wie Weihwasser, Rosenkranz oder Wohnung. Entsprechend würden sie seitdem vorwiegend als Erinnerungs- und Ausdeutungsriten verstanden.

Verloren gehe dabei die gleichsam metaphysische Aufladung der materiellen Elemente, die als Sakramentale verwendet werden, zum Beispiel das Wasser, das zum Weihwasser werde. Die Sakramentalien wirkten nämlich nicht nur aufgrund der Psychologie der Empfänger oder durch die natürliche Symbolkraft der Elemente, sondern auch aufgrund der ihnen eingestifteten Gnade und Segenskraft.

Gnadenwirkung abhängig von Tugend der Spender und Empfänger

Das Weihwasser sei das beste Beispiel dafür. Denn zur Erinnerung an die Taufe genüge ungeweihtes Wasser oder auch ein Foto von der Taufe. Die Sakramentalien seien aber gleichsam mit dem Segen Gottes aufgeladen, auch wenn die Glaubens-Disposition und Tugend des Spenders und Empfängers letztlich entscheidend für die Gnadenwirkung sei – im Unterschied zu den Sakramenten, die schon aufgrund der gültigen Spendung eine Wirkung entfalteten, wie zum Beispiel die Einprägung eines untilgbaren Prägemals bei Taufe, Firmung und Weihe, unabhängig vom Glauben des Spenders oder Empfängers.

Die seit 1989 vom Linzer Priesterkreis veranstaltete Tagung wurde erstmals nun auch von der Kardinal-Scheffczyk-Gesellschaft mitgetragen. Neben den aus vielen Ländern angereisten Teilnehmern vor Ort konnte man sich auch online der Veranstaltung zuschalten.

Sakramentalien – von Kirchenrecht bis zur sakramentaler Feier

Zwei vatikanische Kurienmitarbeiter aus dem Dikasterium für die Gesetzestexte beziehungsweise dem Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung – Markus Graulich und Michael Kahle – referierten über die Sakramentalien im Allgemeinen, beziehungsweise die diesbezüglichen kirchenrechtlichen Regelungen. Die Sakramentalien als von der Kirche eingesetzte heilige Zeichen würden dabei helfen, die von der Sünde verwundete Schöpfung wieder in die göttliche Ordnung einzubinden. Ihre Spendung sei je nachdem dem Bischöfe oder dem Priester vorbehalten; allerdings könnten manche Sakramentalien auch von Laien gespendet werden, so zum Beispiel der Segen von Kindern durch ihre Eltern.

Die Hochschullehrer Ralph Weimann und Manfred Hauke nahmen die Personen, die Gegenstände und die Orte in den Blick, die entweder schlicht gesegnet oder aber auch nichtsakramental geweiht, also dem Profanen völlig entzogen werden könnten, beispielsweise durch die Jungfrauenweihe. Mit den Sakramentalien innerhalb sakramentaler Feiern befasste sich der Dogmatiker Michael Stickelbroeck, zum Beispiel mit jenen, die die Feier der Taufe umranken, wie die Bezeichnung mit dem Kreuzzeichen durch Taufspender, Eltern und Paten, mit dem Exorzismus, der Salbung mit Katechumenenöl, der Chrisamsalbung, der Übergabe des weißen Kleides sowie der Taufkerze und mit dem Effata-Ritus.

Sakramentalien im christlichen Leben

Die Theologinnen Raphaela Pallin und Gudrun Theurer brachten ganz praktische Anwendungen für Sakramentalien im Leben der Christgläubigen zur Sprache: zum einen das reiche religiöse Brauchtum und die Sakramentalien im christlichen Leben und Laienapostolat, zum anderen die Sakramentalien für Kranke, Sterbende und Verstorbene. Hier sprach sich die Referentin dafür aus, Sterbebegleitung wieder als Kernkompetenz der Kirche ernst zu nehmen und nicht an eine rein säkulare Palliative Care auszulagern. Ohnehin spielten die zahlreichen Sakramentalien für den Christen eine große Rolle für das eigene Leben wie für die Evangelisierung der Welt.

Den Abschluss der Tagung bildete der Vortrag von Peter H. Görg über den Exorzismus der Täuflinge und den Großen Exorzismus. Den liturgischen Rahmen der Tagung bildeten drei bischöfliche Messfeiern, unter anderem durch den Ortsbischof Manfred Scheuer von Linz. Kurzfristig musste der Lemberger Erzbischof Mokrzycki seine Teilnahme absagen; die ergreifende Predigt des ukrainischen Oberhirten über seine Ortskirche angesichts des Krieges wurde in seiner Abwesenheit im Gottesdienst vorgetragen.

Sämtliche Vorträge stehen als Audio-Datei zur Verfügung. Ein Tagungsband wird alle Beiträge dokumentieren. Der Verfasser ist emeritierter Weihbischof im Bistum Chur.

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