“Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben”
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Kirche heute – Katholische Monatszeitschrift: Oktober 2021 (kirche-heute.de)
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Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel
“Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben” (Mt 5,14). Mit diesen Worten gibt uns Jesus in der Bergpredigt den Auftrag, Zeugnis für das Evangelium abzulegen. Es ist ein Licht, das Gott in die Welt gebracht hat, eine Botschaft, die alles irdische Erkennen übersteigt.
Und darin besteht die prophetische Sendung der Kirche. Sie spricht von Gott, sie hat das Wort des Lebens zu überbringen, das sich nicht Menschen ausgedacht haben, sondern das von oben kommt, sie hat das Leben und die Geschichte im Licht der Ewigkeit zu deuten.
Als Theodor Haecker (1879-1945) die Schriften des hl. John Henry Kardinal Newman (1801-1890) entdeckte und begann, sie ins Deutsche zu übertragen, schrieb er in einem Nachwort: “Und mit solchen Lehrern kann es, wenn Gott es also gefällt, geschehen, daß Nebelwolken, die über die Sonne gezogen sind, zerreißen, und sie da steht im Morgenglanz des ewigen Lichtes: die Stadt auf dem Berg, die alle sehen müssen.” Unter dem Einfluss Newmans ist Haecker selbst zur katholischen Kirche konvertiert und hat die Widerstandsgruppe “Weiße Rose” entscheidend inspiriert. Ohne Newman und Haecker wären die von ihr verfassten Flugblätter nicht denkbar gewesen. Wir dürfen eine durchgehende Linie erkennen, aber auch eine Reihe eindrucksvoller Beispiele, wie Christen ihre prophetische Berufung verwirklicht haben.
Das Titelbild zeigt den 52. Eucharistischen Weltkongress in Budapest, der vom 5. bis 12. September 2021 mit Gästen aus 74 Ländern stattgefunden hat. Er verwandelte die ungarische Hauptstadt tatsächlich in eine “Stadt auf dem Berg”. Wegen Corona um ein Jahr verschoben war bei der Veranstaltung von der Pandemie nicht mehr viel zu spüren. Die Zahl von über 100.000 Teilnehmern am Abschlussgottesdienst mit Papst Franziskus überraschte die Beobachter aus aller Welt. Zum prophetischen Zeugnis aber wurde der Kongress nicht durch die überall geführten Diskussionen über Migrationspolitik, sondern durch das Bekenntnis zur Gegenwart des allmächtigen Gottes unter der Gestalt des gebrochenen Brotes. Hier erkennen wir, wer Gott ist, so der Papst in seiner Predigt. Die “Logik Gottes” sei die der “demütigen Liebe”. Es war übrigens das zweite Mal, dass der Kongress in Ungarn stattgefunden hat. 1938 hatte Hitler bezeichnenderweise den deutschen Katholiken die Teilnahme verboten.
Nicht nur in Ungarn erinnerte Papst Franziskus ausdrücklich an die prophetische Sendung der Christen, sondern auch in seinem “Brief an das pilgernde Gottesvolk in Deutschland” vom 29. Juni 2019. Der Papst unterstrich, dass die Kirche “ihre Originalität und ihre prophetische Sendung verliere”, wenn sie sich “an den Zeitgeist anpasse”. Daran knüpfte Rainer Maria Kardinal Woelki in seinem Wort über den sog. “Pastoralen Zukunftsweg” an.
Eine bewegende Entdeckung stellt die Marienerscheinung 1685 im russischen Obwinsk dar. Sie ist von der Russisch-Orthodoxen Kirche offiziell anerkannt und in ihren Parallelen zu den Erscheinungen der Gottesmutter in der katholischen Kirche eine echte Sensation. Obwohl sie schon über 300 Jahre zurückliegt, hat sie gerade in Zeiten von Klimawandel und Corona-Pandemie eine besondere Aktualität. Die dortige Botschaft ist vielgestaltig, doch sollte sie uns zu denken geben, ob wir als Kirche angesichts der heutigen Probleme unsere prophetische Sendung erfüllen, wenn wir die Themen Sünde und Umkehr ausklammern.
Liebe Leser, in Ungarn rief der Papst die Kirche auf, “Baumeister der Hoffnung” zu sein. Dazu wünschen wir Ihnen auf die Fürsprache der Königin des hl. Rosenkranzes Gottes reichen Segen. Für Ihre Spenden, ohne die wir unser Apostolat nicht weiterführen könnten, sagen wir Ihnen ein aufrichtiges Vergelt’s Gott!
Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 10/Oktober 2021
© Kirche heute Verlags-gGmbH (Altötting)
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