‘Portoghesi nicht einfach nur ein Katholik konventioneller Prägung’

“In seinem religiösen Glauben war Portoghesi nicht einfach nur ein Katholik konventioneller Prägung”  *UPDATE

Quelle
St. Peter’s and the Papal Basilicas of Rome 3D – Trailer [OV] | IMDb
Paolo Portoghesi, ein Nachruf auf den Wegbereiter der Postmoderne (baumeister.de)
Paolo Portoghesi – Wikipedia
In Rom entstand ein neues Creative Centre von Casalgrande Padana
*Sant’Agnese in Agone – Wikipedia

“Sein zeitweiliges Engagement für die sozialistische Partei war mehr mit der katholischen Soziallehre affin als dem religionskritischen Impetus des Marxismus…” – Predigt für verstorbenenen weltbekannten Architekten.

Von Gerhard Ludwig Cardinal Müller

Rom, kath.net, 4. Juli 2023

kath.net dokumentiert die Predigt von Gerhard Ludwig Kardinal Müller (Archivfoto) für den im Alter von 92 Jahren verstorbenen weltbekannten Architekten Prof. Paolo Portoghesi in seiner Titelkirche Sant’ Agnese in Agone zum 30-Tage-Seelenamt. Das letzte Werk Portoghesis war der Entwurf einer neuen Altarraumgestaltung von Sant’ Agnese in Agone, ihrem Erbauer Francesco Borromini ist er kongenial. kath.net dokumentiert die Predigt im deutschen sowie im italienischen (unten) Originaltext und dankt S.E. für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung.

Paolo Portoghesi ist von Geburt ein Römer und seit der Taufe ein Katholik. In dieser glücklichen Herkunft vereinte der italienische Intellektuelle höchsten Ranges alle Quellen und Strömungen des kulturellen und religiösen Universalismus, die uns die Einheit der ganzen Menschheit vor Gott zum Bewusstsein gebracht haben.

Dem Beruf des Architekten eignet eine signifikante Beziehung zum Schöpfungshandeln Gottes. Portoghesi war sich, wie er immer wieder betonte, natürlich bewusst, dass die Kreativität des Menschen in der Arbeit und in der Kunst keine creatio ex nihilo sein kann. Dennoch erkennt der Mensch durch die Beobachtung der Natur das Schöpferhandeln Gottes. Er lernt es nachzuahmen, so dass er in der Kombination der vorhandenen Möglichkeiten die vorgefundene Natur in menschliche Kultur überformt und Gott ähnlich wird. Mit der Technik wird das Nützliche zum Überleben bereitstellt. Die Kunst aber bringt die Schönheit des Seins zum Leuchten und erfüllt das Herz und den Verstand mit der Sehnsucht nach dem Unendlichen.

Der jugendliche Portoghesi machte sich einen Namen mit seinen Studien über Francesco Borromini, dessen Genie ihn nicht nur ein Leben lang faszinierte, sondern dem er durch seine eigenen Meisterwerke kongenial geworden ist. Als wichtigster Repräsentant des Italienischen Postmodernismus, der mit dem Projekt der Casa Baldi (1960) begann, überwand er die Engführung der Architektur auf einen Funktionalismus. Ohne sich anachronistisch auf einen Kanon vergangener Epochen festzulegen, sieht er die Kunst als eine Bewegung in Kontinuität und Innovation, um die Welt als Wohnraum des Menschen angenehm und schön zu machen.

Sein Haus in Calcata ist die bewundernswerte Verwirklichung dieser Idee, welche die Weite und Güte, das Interesse und die allseitige Lernwilligkeit seines Erbauers spiegelt. Ich muss aber auch gestehen, dass ich meinen eigenen Neigungen entsprechend noch mehr von seiner immensen Bibliothek beeindruckt war. Sie repräsentiert die ganze europäische Geistes- und Kulturgeschichte und schmeichelt keineswegs nur dekorativ dem Schönheitssinn flüchtiger Besucher. Wie sich in intensivem Gespräch erwies, war sie dem Autor hochkarätiger Veröffentlichungen das Instrument zum Studium der Grundfragen des Menschen nach dem Sinn des Seins, der Wahrheit unseres Erkennens und dem letzten Ziel der Welt.

Paolo Portoghesi hat der Nachwelt eine beeindruckende Vielzahl und Vielgestaltigkeit seiner architektonischen Werke und wissenschaftlichen Publikationen hinterlassen. Seine Produktion sowohl von profanen als auch von sakralen Bauten bedeuten eine Überwindung des Dualismus eines weltlosen Gottes und einer gottlosen Welt. Denn gemäß dem katholischen Prinzip, dass die Gnade die Natur voraussetzt und sie vollendet, besteht für ihn eine Einheit der Stadt des Menschen und der Stadt Gottes.

In seiner letzten Schaffensperiode entwickelte Portoghesi im Anklang an Le Corbusier die Idee der Geoarchitektur. Sie will dem Menschen in seiner Endlichkeit und zugleich in seiner Sehnsucht nach Gottes Ewigkeit gerecht werden. Sie schaut auf den wirklichen und nicht ideologisch verbogenen Menschen in seiner naturalen Ausstattung und Bodenhaftung. Sie nimmt ihn ernst in seinem lokalen Kolorit, seiner geschichtlichen Situation, seiner kulturellen und sprachlichen Prägung, aber auch in seiner Innovationsfähigkeit und der Einsicht in die Grenzen des materiellen Wachstums. Das bedeutet auch die demütige Akzeptanz der Endlichkeit all unseres Schaffens und der Vergänglichkeit des Ruhms bei den Menschen. “Die Frömmigkeit ist dagegen nützlich zu allem: Ihr ist das gegenwärtige und das zukünftige Leben verheißen.” (1Tim 4,8).

Die Erde ist das gemeinsame Haus aller Menschen, das in einem sorgfältigen Umgang mit der Natur und einer verantwortungsvollen Anwendung der modernen technischen Möglichkeiten bewohnbar bleiben muss, so sagt es Paolo Portoghesi in Übereinstimmung mit der Enzyklika “Laudato sì” von Papst Franziskus.

In seinem religiösen Glauben war Portoghesi nicht einfach nur ein Katholik konventioneller Prägung oder einer, der sich in rebellischer Distanz von der römischen Kirche wichtig machen will. Sein zeitweiliges Engagement für die sozialistische Partei war mehr mit der katholischen Soziallehre affin als dem religionskritischen Impetus des Marxismus, der die geistige Natur des Menschen und damit seinen Transzendenzbezug leugnet und damit den Menschen auf ein das Produkt der gesellschaftlichen und Bedingungen reduziert. Immer war für ihn das Grundprinzip des christlichen Menschenbildes leitend: “Gott schuf den Menschen als sein Abbild – als Mann und Frau schuf er sie” ( Gen 1, 27).

Gerade auch der Bau der beiden Moscheen in Rom und Straßburg ist ein Beweis, dass er nicht einfach nur Zweckbauten errichten wollte. Er setzte sich inhaltlich mit dem Islam auseinander, für dessen Anhänger die Moschee ein Haus ist des Gebetes zu dem allmächtigen Schöpfer der Welt. Wenn Christen und Muslime in den Inhalten ihres Glaubens an Gott auch wesentlich voneinander verschieden sind, so sind sie dennoch verbunden in der Überzeugung von der Existenz eines einzigen, allmächtigen und wohlwollenden Gottes. Das verpflichtet sie am Frieden und der Gerechtigkeit in der Welt mitzuwirken.

Besonders beim Bau der Kirche San Benedetto in Lamezia Terme ließ sich Paolo Portoghesi anregen von Papst Benedikt XVI. II. bezüglich der Interpretation der Liturgie gemäß den Reformen des II. Vatikanums, aber im Gefüge der gesamten Tradition der Kirche in Ost und West.

Es kann letztendlich nicht anders verstanden werden als eine Fügung der göttlichen Vorsehung, dass Paolo Portoghesi sein Werk vollendete mit der Neugestaltung des Altarraums hier in Sant‘Agnese in Agone, einer wunderbaren Schöpfung seines geliebten Francesco Borromini. Wer den Entwurf betrachtet, erkennt die Kongenialität der beiden Künstler, die gelungene Vermählung von Gegenwart und Vergangenheit, die reale Präsenz Christi in seinem kirchlichen und sakramentalen Leib. Das Gebäude aus Stein weist symbolisch über sich hinaus auf das Haus und Volk Gottes. Durch die Taufe sind wir Haus Gottes geworden, der wie in einem Tempel kraft des Heiligen Geistes in unserem Leib wohnt, der für die Auferstehung und die Verherrlichung im ewigen Leben bestimmt ist.

Prof. Portoghesi hat sein Leben der Architektur der Stadt der Menschen gewidmet, in deren Mitte der Sohn Gottes durch die Inkarnation selbst Wohnung genommen hat. Prof. Portoghesi hat unseren Glauben aufgebaut, indem seine Bauten aus Stein Sinnbilder sind für den unvergänglichen Bau der Stadt Gottes im himmlischen Jerusalem.

Welch anderes biblisches Wort könnte man einem weltbekannten Architekten und gläubigen Christen, der uns ins Haus des Vaters voraus gegangen ist, nachrufen als das, das wir in der Lesung von heute gehört haben?

“In Christus, dem Eckstein, wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet ihr zu einer Wohnung im Geist miterbaut.” (Eph 2, 21).

Messa in occasione del trigesimo del Prof. Paolo Portoghesi
Lunedì, 3 luglio 2023
Omelia del Card. Gerhard Müller

Paolo Portoghesi era romano di nascita e cattolico in virtù del Battesimo. Una fortunata origine, che ha permesso a questo intellettuale italiano di altissimo livello di unire le fonti e le correnti dell’universalismo culturale e religioso, quelle che ci hanno resi consapevoli dell’unità di tutta l’umanità davanti a Dio.

La professione di architetto è in stretto rapporto con l’azione creatrice di Dio. Naturalmente, Portoghesi sapeva – e lo sottolineava sempre – che la creatività dell’uomo espressa nel lavoro e nell’arte, non può essere una creatio ex nihilo. Tuttavia, proprio osservando la natura, l’uomo riconosce l’azione creatrice di Dio, imparando ad imitarla, così che, nella combinazione delle possibilità disponibili, può trasformare la natura che gli si presenta in cultura umana, diventando simile a Dio. La tecnologia fornisce ciò che è utile per la sopravvivenza. L’arte, invece, fa risplendere la bellezza dell’essere, colmando cuore e mente con il desiderio di infinito.

Il giovane Portoghesi si affermò con gli studi su Francesco Borromini, il cui genio non solo lo avrebbe affascinato per tutta la vita, ma al quale, attraverso i propri capolavori architettonici, divenne persino affine. Come rappresentante di spicco del Postmodernismo italiano, iniziato con il progetto “Casa Baldi” (1960), Portoghesi riuscì a superare la riduzione dell’architettura al funzionalismo. Senza mai cedere al canone di epoche passate in modo anacronistico, egli amava considerare l’arte come movimento in continuità, un’innovazione in grado di far diventare il mondo una dimora piacevole e bella per l’uomo.

La sua casa a Calcata è la mirabile realizzazione di questa idea, che riflette non solo l’ampiezza e la bontà di colui che l’ha costruita, ma anche il suo l’interesse e la volontà di apprendimento a tutto tondo. Vista la mia personale propensione alla lettura, devo però confessare che ciò che mi ha colpito di più era la sua immensa biblioteca. Una biblioteca capace di soddisfare non soltanto il senso di bellezza dei visitatori occasionali, dato che rappresenta l’intera storia intellettuale e culturale europea. Come emerso nel corso di un’intensa conversazione, per Portoghesi, autore di pubblicazioni di alto livello, essa era lo strumento ideale per studiare le domande fondamentali dell’uomo sul significato dell’essere, sulla verità della nostra conoscenza e sul fine ultimo del mondo.

Ai posteri, Paolo Portoghesi ha lasciato un’impressionante varietà e diversità di opere architettoniche e pubblicazioni scientifiche. La sua produzione di edifici, sia quelli sacri come anche quelli destinati a un ambito profano, testimonia il superamento del dualismo tra un Dio senza mondo e un mondo senza Dio. Infatti, seguendo il principio cattolico in base al quale la grazia presuppone la natura e la perfeziona, per lui esisteva un’unità tra la città dell’uomo e la città di Dio. “La vera fede è utile a tutto, portando con sé la promessa della vita presente e di quella futura.” (1 Tim 4, 18)- scrive San Paolo a Timoteo, il suo cooperatore.

Nell’ultima fase della sua produzione creativa, Portoghesi sviluppò l’idea della Geo-architettura nello stile di Le Corbusier, che vuole rendere giustizia non solo all’uomo nella sua finitezza, ma anche alla sua brama dell’eternità divina. La geoarchitettura guarda all’uomo reale, con il suo bagaglio e il suo radicamento naturale, e non a quello piegato ideologicamente. Lo prende sul serio nelle sue caratteristiche regionali, nella situazione storica, nella sua impronta culturale e linguistica, ma anche nella capacità di innovazione e nella consapevolezza dei limiti legati alla crescita materiale. E questo significa anche accettare con umiltà la finitezza di tutto ciò che produciamo, come anche la transitorietà della fama umana.

La terra è la casa comune di tutti gli uomini e per far sì che rimanga abitabile, dobbiamo trattare la natura con rispetto e adottare un uso responsabile delle moderne possibilità tecniche: così aveva affermato Paolo Portoghesi in accordo con l’enciclica di Papa Francesco “Laudato sì”.
Nella sua fede religiosa, Portoghesi non era semplicemente un cattolico convenzionale o uno che voleva farsi valere, ribellandosi alla Chiesa di Roma. Il suo temporaneo impegno nel partito socialista aveva più affinità con l’insegnamento sociale cattolico che con la critica del Marxismo alla religione, che nega la natura spirituale dell’uomo, e cioè il suo riferimento alla trascendenza, riducendolo a un prodotto delle condizioni sociali. Portoghesi resterà sempre fedele all’idea antropologica cristiana. “E Dio creò l’uomo a sua immagine – maschio e femmina li creò.” (Gen 1, 27).

La costruzione delle due moschee di Roma e Strasburgo è la prova che egli non voleva semplicemente costruire edifici funzionali; studiava il contenuto dell’Islam, i cui seguaci vedono la moschea come una casa dedicata alla preghiera all’onnipotente Creatore del mondo. E anche se, per cristiani e musulmani, il contenuto della fede in Dio è molto diverso, essi sono comunque uniti nel credere all’esistenza di un Dio unico, onnipotente e benevolo. E questo li porta a lavorare per la pace e la giustizia nel mondo.

Per la costruzione della Chiesa di San Benedetto a Lamezia Terme, Paolo Portoghesi si era ispirato a Papa Benedetto XVI, per quanto riguarda l’interpretazione della liturgia secondo le riforme del Vaticano II, ma sempre tenendo conto dell’intera tradizione della Chiesa in Oriente e in Occidente.

In fondo, non si può considerare altro che provvidenza divina, se Paolo Portoghesi abbia completato la sua opera con la riprogettazione della zona intorno all’altare, proprio qui a Sant’Agnese in Agone: questa meravigliosa creazione di Francesco Borromini, da lui così amato. A chi guarda il progetto, non può sfuggire la congenialità tra i due artisti, il felice connubio tra presente e passato, la presenza reale di Cristo nel suo corpo ecclesiastico e sacramentale.

L’edificio in pietra indica simbolicamente al di là di se stesso: verso la casa e il popolo di Dio. Con il Battesimo siamo diventati dimora di Dio, che, in virtù dello Spirito Santo, abita come in un tempio nel nostro corpo destinato alla resurrezione e alla glorificazione nella vita eterna.

Il Prof. Portoghesi ha dedicato la sua vita all’architettura della città degli uomini, dove è venuto a dimorare il Figlio di Dio, incarnandosi. E il Prof. Portoghesi ha in qualche modo anche edificato la nostra fede, rendendo i suoi edifici di pietra simboli della costruzione imperitura della Città di Dio nella Gerusalemme celeste.

Quale altra parola biblica si potrebbe rivolgere a un architetto di fama mondiale e cristiano fedele che ci ha preceduto nella casa del Padre, se non quella che abbiamo appena ascoltato nella lettura odierna:

“In Cristo, la pietra d’angolo, tutta la costruzione cresce ben ordinata per essere tempio santo nel Signore. In lui anche voi venite edificati insieme per diventare abitazione di Dio per mezzo dello Spirito” (Ef 2, 21). Amen.

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