30. Mai – Hl. Johanna von Orleans: Von der Hexe zur Heiligen

Heute vor 600 Jahren wurde Johanna von Orleans geboren  *UPDATE

*Hl. Johanna von Orleans
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Johanna von Orléans / Jeanne d’Arc – [GEOLINO]
Johanna von Orléans – Ökumenisches Heiligenlexikon

Das Leben der Heiligen war geprägt von tiefem Gottvertrauen; selbst auf dem Scheiterhaufen betete sie noch für ihre Feinde.

Paris, kath.net/KNA, o6.01.2012, Josef Meiners

 “Hatte der heilige Michael Haare? War er nackt?” Delikate Fangfragen, denen sich die 19-jährige Johanna von Orleans ausgesetzt sah, als sie im Frühjahr 1431 gegen ein parteiisches Gericht um ihr junges Leben kämpfte. Es war geprägt von tiefem Gottvertrauen; selbst auf dem Scheiterhaufen betete sie noch für ihre Feinde. Heute vor 600 Jahren, am 6. Januar 1412, wurde die spätere französische Nationalheilige im lothringischen Dorf Domremy geboren. Am Freitag wird dort der Auftakt für ein Jahr von Feiern gegeben, die an das Leben der Jungfrau erinnern sollen. Johanna war das zweite Kind armer Bauersleute. Sie wurde hineingeboren in den über 100 Jahre dauernden Krieg, in dem England in gemeinsamer Sache mit Burgund seinen Anspruch auf den französischen Thron geltend machte.

Im Alter von 13 Jahren soll ihr im Garten des Elternhauses der Erzengel Michael begegnet sein. Er verkündete ihr, dass ihr die heilige Katharina und die heilige Margaretha erscheinen würden, um ihr Botschaften von Gott zu bringen.

Nach der Überlieferung besuchten diese “himmlischen Gestalten” das Dorfmädchen und sprachen mit ihr. Sie forderten Johanna auf, den Willen Gottes auszuführen, die Stadt Orleans von den Engländern zu befreien und den französischen Thronfolger Karl VII. zur Krönung nach Reims zu bringen. Aus dem persönlichen Erweckungserlebnis erwuchs bei der jungen Frau bald ein übermächtiges Sendungsbewusstsein und eine politische Mission.

Kirchliche Würdenträger und Anhänger des noch nicht gekrönten Königs Karl VII. prüften die “Stimmen”. Sie erlaubten der schlagfertigen wie scharfsinnigen 17-jährigen Jeanne, im Februar 1429 in Männerkleidung und mit kurzen Haaren am Feldzug zur Befreiung von Orleans teilzunehmen. Dort feuerte sie die Krieger an, ihr Gottvertrauen stärkte die demoralisierten und zahlenmässig unterlegenen Truppen.

Mit einem kleinen Heer französischer Soldaten schlug sie schliesslich die englischen Gegner in die Flucht und führte schliesslich Karl VII. nach Reims, wo er am 17. Juli 1429 in der Kathedrale zum König gekrönt wurde. Nach der Krönungsfeier begann für Johanna eine schwere Zeit. Sie versuchte, Paris zu erobern, wurde aber beim Sturm auf die belagerte Stadt verwundet. Burgunder verhafteten sie und übergaben sie an die Engländer.

Hinter dem geistlichen Gericht stand der englische König, der sich der Inquisition bediente, um Johanna – “Hexe und Zauberin” des französischen Waffenglücks – zu vernichten. Von einem kirchlichen Inquisitionsgericht wurde sie unter anderem als “Lügnerin”, “Volksverderberin”, “Teufelsbannerin” und “Häretikerin” angeklagt und am 30. Mai 1431 zum Tod auf dem Scheiterhaufen in Rouen verurteilt. Ihre letzten Worte vor Gericht lauteten: “Alles, was ich getan habe, habe ich auf Befehl der Stimmen getan.” Ihre Asche streute die erboste Menge in die Seine.

Wie Johanna es vorausgesagt hatte, wurden die Engländer nach ihrem Tod völlig aus Frankreich vertrieben. Nach dem endgültigen Sieg bemühte sich Karl VII., ihre Ehre wiederherzustellen. Papst Calixtus II. verordnete eine Untersuchung über den Prozess und hob das Urteil bereits am 7. Juli 1456 auf. Das Revisionsverfahren enthüllte die bösartigen Machenschaften der Richter und erwies klar, dass die couragierte Patriotin einem Justizmord zum Opfer gefallen war. Nach Aufhebung des Urteils verehrte ganz Frankreich seine Heldin wie eine Heilige. Überall wurde Johanna auf Bildern und Statuen als junge Kämpferin und Befreierin dargestellt.

Ihre Geschichte hat zu allen Zeiten Schriftsteller und Dichter, Theologen und Historiker beschäftigt. So behandelten Friedrich von Schiller (“Die Jungfrau von Orleans”) und George Bernard Shaw (“Die heilige Johanna”) ihr Leben in berühmten Theaterstücken. Im 19. Jahrhundert wurde sie zum Stoff eines nationalen Mythos, den die republikanische Linke ebenso für sich benutzte wie die monarchistische Rechte. 1909 wurde Johanna in den Stand der Seligen erhoben. Und am 16. Mai 1920 sprach Papst Benedikt XV. die Jungfrau von Orleans heilig.

Generalaudienz 26. Januar 2011, Papst Benedikt XVI. zu Johanna von Orleans
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