Wo der Glaube blüht

Am Sonn­tag, den 23. April 2023, fei­er­ten Semi­na­ris­ten der Petrus­bru­der­schaft in Wigratz­bad (D) zusam­men mit Pfar­rei­an­ge­hö­ri­gen in der Kir­che Notre-​Dame in Frei­burg (CH) eine fei­er­li­che Messe im klas­si­schen Ritus – ein denk­wür­di­ges Ereignis

Quelle
Priesterbruderschaft St. Petrus – Basilika für die Bruderschaft (petrusbruderschaft.de)
Ecclesia Dei (2. Juli 1988) | Johannes Paul II. (vatican.va)
Priesterbruderschaft St. Petrus – Home (petrusbruderschaft.de)
Priesterbruderschaft St. Petrus – Wikipedia
Warum wir die neue Messe kategorisch ablehnen – Distrikt Deutschland (fsspx.de)
Seit drei Jahren ist die tridentinische Messe wieder zugelassen – DOMRADIO.DE
Zur alten und neuen Form der Eucharistiefeier – Opus Dei
Traditionalisten – Piusbrüder und Petrusbrüder – DOMRADIO.DE
Priesterbruderschaft St. Pius X. – Wikipedia
Summorum Pontificum (97)
Liturgie (616)

Am 18. Juni 1988 wurde in der Zisterzienserabtei Hauterive im Kanton Freiburg die Petrusbruderschaft gemäss dem von Papst Johannes Paul II. am 2. Juli desselben Jahres erlassenen Motu Proprio “Ecclesia Dei Adflicta” gegründet. Im Zentrum ihres Charismas steht die Feier der heiligen Messe im klassischen Ritus gemäss dem Missale von Papst Johannes XXIII.. Die Petrusbruderschaft bekennt sich im Gegensatz zu der von Erzbischof Lefebvre gegründeten Piusbruderschaft zu den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils im Sinne des hermeneutischen Prinzips der Kontinuität.

Bereits vor dem päpstlichen Motu proprio von 1988 hatte eine kleine Gruppe von Gläubigen (wozu auch der Verfasser gehörte) vom Ortsbischof die Erlaubnis erhalten, in der Stadt Freiburg eine Sonntagsmesse im klassischen Ritus (irreführenderweise auch tridentinischer Ritus genannt) zu halten. Dank eines kontinuierlichen Wachstums erwies sich die ursprünglich zur Verfügung gestellte Kirche bald als zu klein. Es war ein ausgesprochener Glücksfall, dass mit der Basilika Notre-Dame (Freiburg) – Wikipedia im Herzen der Stadt ein Gotteshaus gefunden werden konnte, das nie als Pfarrkirche gedient noch je einer Ordensgemeinschaft gehört hatte. Bischof Charles Morerod kommt das Verdienst zu, kurz nach seinem Amtsantritt 2012 dieses wunderschön restaurierte, von einer kirchlichen Stiftung getragene Gotteshaus der Priesterbruderschaft St. Peter anvertraut zu haben.

So war es für die Petrus-Bruderschaft ein ganz besonderer Festtag, als sie am vergangenen Sonntag eine Delegation von zwölf jungen Seminaristen aus Wigratzbad empfangen konnte, um mit ihnen gemeinsam die Messe im klassischen Ritus zu feiern. Darunter befanden sich erfreulicherweise auch vier Schweizer: Samuel Schelbert, Mario Maurer, Stefan Wyss und Andreas Brem.

Stichwort “Wigratzbad”: Dort, nahe am Bodensee gelegen, befindet sich das erste von der Petrusbruderschaft gegründete Seminar, wo sich junge Männer in einem siebenjährigen Studium auf das Priestertum vorbereiten.

1988 begann das Seminar mit 31 Studenten. Es sollte sich wegen der stetig wachsenden Zahl von Priesteramtskandidaten als zu klein erweisen. Das Platzproblem wurde immer drängender – ein Problem, von dem die Ortsbischöfe im deutschen Sprachraum wie in ganz Westeuropa nur träumen können. Im Jahr 2000 konnte ein erster Erweiterungsbau bezogen werden. Zehn Jahre später wurde ein weiterer Anbau seiner Bestimmung übergeben.

Hundert Seminaristen aus 25 Nationen

Heute bereiten sich gut 100 junge Männer in Wigratzbad auf das Priestertum vor. Sie stammen aus 25 verschiedenen Nationen: ein faszinierendes Abbild der Weltkirche vor Ort; Menschen aus unterschiedlichen kulturellen und sozialen Milieus und doch geistig-spirituell vereint in der Wahrheit des einen, katholischen Glaubens. Die Vorlesungen werden seit Beginn auf Französisch und auf Deutsch gehalten. 60 Prozent entscheiden sich für das französischsprachige Studium, 40 Prozent für das deutschsprachige. Das Studium dauert sieben Jahre. Das erste Jahr gilt der Einführung in die priesterliche Spiritualität und die Heilige Schrift. Es folgen zwei Jahre Philosophie und hernach vier Jahre Theologie, wovon das letzte Halbjahr als Diakon mit einem Praktikum in einer Niederlassung der Petrus-Bruderschaft.

Der Petrusbruderschaft scheint eine verheissungsvolle Zukunft beschieden zu sein, als plötzlich dunkle Wolken an ihrem Horizont aufziehen: In der Form des päpstlichen Motu Proprio “Traditionis custodes” vom 16. Juli 2021 (der Titel suggeriert just das Gegenteil dessen, was im nachfolgenden Text dekretiert wird). Mit dem grotesken Argument, die unter Papst Benedikt XVI. erfolgte allgemeine Zulassung des klassischen Ritus (des sogenannten römischen Ritus in der ausserordentlichen Form) habe zu Polarisierungen unter den Gläubigen und einer wachsenden Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils geführt, wird darin dessen Ausübung bis zur Grenze des Erträglichen erschwert. Am 4. Februar 2022 empfing der Pontifex zwei hochrangige Vertreter der Petrusbruderschaft in Privataudienz. In einem offiziellen Communiqué vom 21. Februar 2022 verwies die Priesterbruderschaft St. Peter auf Aussagen des Papstes, wonach dieser betont habe, dass deren Gesinnung “bewahrt, geschützt und ermutigt” werden müsse. Wie glaubwürdig solche Beteuerungen sind, erhellt aus der Tatsache, dass der gleiche Papst kurz zuvor, d. h. am 18. Dezember 2021, die sogenannte Dubia abgesegnet hatte, worin die Restriktionen des Motu Proprio “Traditionis Custodes” gleich nochmals verschärft werden. So muss inskünftig ein Bischof für jeden einzelnen Priester, der die Messe in ihrer überlieferten Form halten möchte, in Rom eine Genehmigung beantragen. Sieht so die vielbeschworene Synodalität der Kirche aus?

Eine Agape der Extraklasse

Zurück zum Hauptereignis des Tages, der feierlichen Messe im klassischen Ritus. Die zeitlose Schönheit dieser Liturgie mit ihrer Würde, spirituellen Tiefe und ihrem Formenreichtum kann letztlich nicht beschrieben, sondern nur erlebt werden. Ein professioneller, aus Mitgliedern des Konservatoriums bestehender Chor brachte im Wechsel mit der Choralschola der Seminaristen die Substanz der Liturgie musikalisch-kongenial zur Geltung. Auffallend vor allem auch die Präsenz vieler junger Familien mit ihren Kindern, die aufmerksam das liturgische Geschehen mitverfolgten und mitfeierten (sie waren zahlreicher als in allen anderen Stadtpfarreien zusammengenommen).

Und last but not least: Das stilvoll restaurierte Kellergewölbe im nahe gelegenen Franziskanerkloster war der ideale Ort, um die althergebrachte Agape wieder aufleben zu lassen. Was da Angehörige der überaus vitalen Pfarrei der Petrusbruderschaft kulinarisch auf die Beine bzw. buchstäblich auf den Tisch stellten, hat mehr als nur einen Michelin-Stern verdient.

Fazit: Ein echt katholisches, trinitarisches, den Menschen in seiner geistigen, seelischen und körperlichen Dimension ergreifendes Ereignis. L’exemple est à suivre!

Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

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