Papst: Bibel präsentiert Leid als Ort der Begegnung mit Gott

Die Heilige Schrift stellt Krankheit und Tod weder als banal noch als Strafe dar, sondern als Möglichkeit, Gott zu begegnen. Das hat Papst Franziskus in einer Audienz für die Mitglieder der Päpstlichen Bibelkommission an diesem Donnerstag bekräftigt

Quelle
An die Mitglieder der Päpstlichen Bibelkommission – Veranstaltungen mit dem Heiligen Vater | Vatican.va
Päpstliche Bibelkommission (vatican.va)
Dikasterium für die Glaubenslehre Profil (vatican.va)

Die Antwort der Bibel auf die Frage nach Krankheit und Tod sei weder utopisch noch fatalistisch, indem sie Leid einfach einem “unbegreiflichen göttlichen Urteil” oder einem “unerbittlichen Schicksal” zuschreibe. Vielmehr fühle sich der “biblische Mensch” dazu eingeladen, “den universalen Zustand des Schmerzes als Ort der Begegnung mit der Nähe und dem Mitgefühl Gottes, des guten Vaters, zu betrachten, der sich mit unendlicher Barmherzigkeit seiner verwundeten Geschöpfe annimmt, um sie zu heilen, aufzurichten und zu retten”, hob der Papst in seiner Ansprache hervor, die er der Bibelkommission überreichte. So verwandele sich in Christus “das Leiden in Liebe”. Für Gläubige sei im Grunde sogar Schwäche “ein großes Geschenk der Gemeinschaft, durch das Gott ihn gerade durch die Erfahrung seiner Schwäche an seiner Fülle des Guten teilhaben lässt”.

Franziskus würdigte laut Redetext auch die Bibelwissenschaft als solche. Sie sei “einer der wichtigsten Bereiche der Inkulturation des Glaubens, die ein grundlegender Bestandteil der Mission der Kirche ist.” Er rief die Mitglieder der Päpstlichen Bibelkommission dazu auf, das Geheimnis der Menschwerdung persönlich immer tiefer in ihr Glaubensleben einzubeziehen.

Bibelkommission: seit 1902 im Dienst des Lehramts

Die Päpstliche Bibelkommission besteht seit 1902 und ist ein Beratungsorgan des kirchlichen Lehramtes. Ihre Einrichtung erfolgte als Reaktion auf den sogenannten Modernistenstreit, die Krise innerhalb der katholischen Kirche infolge der von führenden Protestanten betriebenen Bibelkritik des 19. Jahrhunderts. Zum anderen wollte Papst Leo XIII. Förderung der biblischen Studien katholischerseits mit der Einrichtung der Bibelkommission auf eine institutionelle Ebene heben.

Die Bibelkommission tritt jeweils nach Ostern zu ihrer jährlichen Vollversammlung zu einem vorab gewählten Thema zusammen, in diesem Jahr über “Krankheit und Leid in der Bibel”. Als Präsident der Bibelkommission, die dem Glaubensdikasterium angegliedert ist, wirkt dessen Präfekt Kardinal Luis Ladaria. In der Funktion des Sekretärs ist seit 2021 die spanische Bibelwissenschaftlerin Nuria Calduch Benares tätig, die erste Frau in dieser Funktion.

vatican news – gs, 20. April 2023

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