Eine andere Ostergeschichte

Wenn alle etwas davon haben, spricht man von einer win-win-Geschichte. Für mich gibt es keine größere win-win-Geschichte als Ostern

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Moses Mendelssohn – Wikipedia
Eucharistie: Die höchste Form der Liebe
Kinderbücher zu Ostern – Kaufmann Verlag (kaufmann-verlag.de)

09.04.2023

Bernhard Meuser

Wenn alle etwas davon haben, spricht man von einer win-win-Geschichte. Für mich gibt es keine größere win-win-Geschichte als Ostern. Ostern sammelt alle Loser dieser Erde ein, alle Enttäuschten, alle Verlierer, alle Zukurzgekommenen, alle, die der Tod kassiert. Ostern lässt sie tanzen. Der Auferstandene zieht sie – zieht Dich und mich – herein in die Polonaise des Lebens. Ostern lässt den Film unseres Lebens nicht durch Abbruch enden. Das große Happy-end verdankt sich keinem Fingerschnippen des Allmächtigen, sondern dieser erstaunlichen Geschichte eines Gottes, der sich erniedrigt, sich hingibt, das brüllende Elend der Kreatur an sich heranlässt, daran stirbt, wie man elender nicht sterben kann. Gott, der es für uns tut, aus der Unerfindlichkeit der Liebe heraus! Paulus wird nicht müde, dieses wunderbare “für uns” zu preisen. Aus der Demut Jesu, seiner Hingabe, geht das Leben auf, das nicht mehr endet. “Darum hat ihn Gott über alle erhöht” – eben, weil er ganz unten war, bei uns.

Eine überaus glückliche Ehe

Ostern heißt: Gott hat sich liebenswert gemacht, indem er unsere Krankheiten, unsere Wunden, unsere Ausgrenzung auf sich zog – auf seinen eigenen Leib. Deshalb habe ich ein Faible für eine Geschichte, die man erst auf den zweiten Blick als Ostergeschichte erkennt. Es ist die Geschichte, wie der Philosoph Moses Mendelssohn die Liebe seines Lebens gewann. Mendelssohn war hässlich und verwachsen, und er hatte überdies einen Buckel, der ihn entstellte. Diese andere Ostergeschichte geht so: In einer Hamburger Gesellschaft lernt der junge Philosoph die hübsche Fromet kennen. Die anfangs zurückhaltende Frau ist bald bezaubert von der angenehmen Stimme, der Eleganz und Tiefe des Berliner Philosophen. Sie sprechen über Gott und die Welt – ja, und auch über die Liebe.

Moses Mendelssohn: “Liebste Fromet, Sie haben vielleicht von dem Engel gehört, der im Himmel ausruft, wer füreinander bestimmt ist?” Fromet: “Herr Moses, glauben Sie also auch, dass die Ehen im Himmel geschlossen werden?” Moses Mendelssohn: “Ganz gewiss.” Fromet: “Dass der Engel, wenn ein Kind geboren wird, ausruft: Der und der bekommt die und die?” Moses Mendelssohn: “Aber ja doch. Und mir ist dabei noch etwas Besonderes geschehen. Wie ich nun geboren werde, ruft der Engel auch noch meine Frau aus. Aber dabei sagt er: Sie wird leider einen Buckel haben, einen schrecklichen!” Fromet: “Oh, du meine Güte!” Moses Mendelssohn: “Lieber Engel, habe ich da gesagt, ein Mädchen, das verwachsen ist, wird gar leicht bitter und hart, ein Mädchen soll aber schön sein. Deshalb, lieber Engel, gib mir den Buckel und lass das Mädchen schlank gewachsen und wohlgefällig sein.”

Die Überlieferung will es, dass Fromet darauf Moses Mendelssohn in die Arme gefallen sei. Moses Mendelssohn und Fromet Gugenheim heiraten. Es wird eine überaus glückliche Ehe, der sieben Kinder entspringen, eines begabter als das andere. Fromet Gugenheim überlebt ihren kränklichen Mann um 26 Jahre und sieht noch ihren Enkel Felix Mendelssohn-Bartholdy, der drei Jahre alt ist, als sie 1812 stirbt.

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