P. Wallner: Nicht jeder Beruf in Kirche ist Berufung

Der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich (Missio), Pater Karl Wallner, spricht sich dagegen aus, jeden “Beruf” in der Kirche als geistliche “Berufung” zu betrachten. Laien und Gottgeweihte bräuchten ein gutes “Füreinander”, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ständen sollten aber nicht eingeebnet werden, so Wallner in einem Beitrag für die aktuelle “welt & kirche”-Beilage der katholischen Wochenzeitung “Die Tagespost”

Quelle

Eine Berufung zum Ordensstand und zum Priestertum sei etwas “zutiefst Besonderes”, da sie folglich zu einer sehr spezifischen kirchlichen Lebensform führe, erläuterte Wallner.

Für den bekannten Zisterzienserpater aus dem Stift Heiligenkreuz ist die Verschiedenheit der kirchlichen Berufe und Berufungen positiv, auch wenn diese heute grundsätzlich im Verdacht stehe, “falsch und böse” zu sein, wie Wallner schreibt. “Dass wir auch schon in der Kirche begonnen haben, Verschiedenheit herunterzuspielen, zeigt sich daran, dass der Begriff ‘Berufung’ oft so verwendet wird, als handle es sich dabei um eine gleichmäßige Lautsprecherbeschallung aller Gläubigen”, so der Ordenspriester.

Wie in jeder Organisation brauche aber auch die Kirche Differenzierungen durch Aufgabenteilung und Leitung. “Die Unterschiede zwischen Laien und Gottgeweihten, zwischen Priestern und Priestern entspringen der Souveränität Christi, der durch seine Berufungen die Kirche in verschiedene ‘Stände’ scheidet”, hält Wallner fest. Der Dogmatiker bezieht sich dabei unter anderem auf den Schweizer Theologen Hans Urs von Balthasar (1905-1988) und dessen Systematik kirchlicher Lebensformen.

Der Missio-Nationaldirektor spricht sich gegen eine Nivellierung der Unterschiede innerhalb der Kirche aus, auch angesichts von Missständen wie “frömmlerischem Standesdünkel”, “präpotentem Klerikalismus” oder einem von “hierarchischen Leitungsformen losgelösten ‘Laiokratismus'”. Die Verschiedenheit der Berufungen dürfe nicht als Gegeneinander gelebt werden, aber auch nicht als bloßes Miteinander; sie habe vielmehr einen “gottgeschenkten Sinn” und entziehe sich damit einer Funktionalisierung. “Damit unsere innerkirchliche Differenziertheit ihren Sinn erfüllt und die Dynamik der Dreifaltigkeit abbildet, brauchen wir ein engagiertes und liebevolles Füreinander”, so Wallner.

kap – mg, 30. Januar 2021

Themen

Österreich
Päpstliche Missionswerke
Geistliche Berufungen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel

  • Gericht stärkt Religionsfreiheit

    Bischöfe: “Die Gerechtigkeit hat sich durchgesetzt” – US–Supreme Court gibt Klage christlicher Unternehmer statt. Von […]

  • Flug von Rom nach Krakau

    Apostolische Reise von Papst Franziskus nach Polen aus Anlass des 31. Weltjugendtages (27.-31. Juli 2016) Quelle […]

  • Neues katholisches Webportal

    Neues katholisches Webportal: “Communio” im Online-Format gestartet Quelle Communio. Internationale katholische Zeitschrift (herder.de) Die unter […]

  • Werden wir uns bewusst, dass wir blind sind

    Am Sonntag berichtet uns das Markus-Evangelium (10,46–52) von der Heilung des Blinden bei Jericho Quelle […]

  • Die 20 Geheimnisse von Fatima

    “Kann es Göttlicheres und Schöneres geben als mit den Engeln zu beten?” Quelle Von Paul […]