Papst an Claretiner: “Nicht vom Geist der Niederlage verführen lassen”

Ordensgemeinschaften sollten sich durch den Schwund an Neuberufungen und dem zunehmenden Alter ihrer Mitglieder nicht entmutigen lassen. Vielmehr gelte es in einer Zeit, in der die Kirche ihre synodale Berufung wiederentdeckt, die Option für die Armen und Solidarität, Geschwisterlichkeit ohne Grenzen und eine Mission im ständigen Aufbruch zu leben, gab der Papst der Gemeinschaft des Instituts für Theologie des Ordenslebens Claretianum anlässlich seines 50-jährigen Bestehens mit auf den Weg

Quelle
An die Gemeinschaft des Instituts der Theologie des geweihten Lebens “Claretianum” (7. November 2022) –  Vatican.va
Claretian Missionaries (CMF)
Istituto di Teologia della Vita Consacrata “Claretianum”
Hl. Antonius Maria Claret y Clará – Ökumenisches Heiligenlexikon
Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens (vatican.va)

Die Gemeinschaft orientiert sich an der Mission des heiligen Antonius Maria Claret. Der Papst lobte die Nähe und die Hilfe, die die Claretiner den Gemeinschaften des geweihten Lebens durch geistliche Begleitung, lehrmäßige Aufklärung und vor allem durch Rechtsberatung bieten. Er erinnerte in seiner Audienz für die Ordensleute insbesondere an Persönlichkeiten wie die Kardinäle Arcadio María Larraona und Arturo Tabera sowie an Pater Jesús Torresquello, die das heutige Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des Apostolischen Lebens maßgeblich geprägt haben.

Ausdrücklich nennt er das Institut in Madrid, die Superiorenzentren in Manila, Bangalore, Bogotá und Abuja: Realitäten, die, wie er feststellt, “einen fruchtbaren Dienst am Verständnis und an der Entwicklung der Theologie des geweihten Lebens leisten”.

Sein Dank gilt den zahlreichen Initiativen, die in verschiedenen Regionen der Welt gefördert werden: von Mexiko bis Polen, vom Vereinigten Königreich bis Indonesien. Die Arbeit der Claretiner habe auch ihm in seinem Leben als Ausbilder von jungen Seminaristen sehr geholfen, vertraut er seinen Gästen an.

“Ich übertreibe nicht, aber Sie haben mit Ihrer Arbeit das geweihte Leben so viel mehr menschlicher gemacht”

In diesem Zusammenhang teilt Franziskus auch einige persönliche Erinnerungen, als er bei der Synode 1994 als Bischof dabei war: “Wie sehr haben Sie bei dieser Synode zum geweihten Leben geholfen! Ihr Einfluss war positiv, Sie waren immer offen, haben immer Ängste beseitigt, die unbegründet waren”, würdigte er seine Besucher.

Ein positiver Einfluss

“In dieser Zeit, in der die Kirche ihre synodale Berufung intensiver leben will, möchte ich feststellen, dass Ihr Dienst am geweihten Leben von dem Wunsch geprägt war, das umzusetzen, was der heilige Antonius Maria Claret so hochgeschätzt hat”, so der Papst. Sie hätten nicht nur die Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl, den Bischöfen und den Ordensoberen gepflegt, sondern sich auch bemüht, ihren “Dienst der Animation und der Erneuerung” mit anderen kirchlichen Berufungen und Diensten zu teilen: „mit Ordensleuten mit anderen Charismen, mit Weltpriestern und Laien“, würdigt Franziskus.

Option für die Armen, Geschwisterlichkeit, Mission

“Das gottgeweihte Leben darf in der Kirche und in der Welt nicht fehlen”, betont er. Ihre Unterstützung für die Menschen, die sich dem geweihten Leben verschrieben hätten, sei vor der intellektuellen Unterstützung zunächst einmal “ein Zeugnis, ein Bekenntnis, dass Jesus der Herr ist”, so Franziskus: “Der erste Dienst eurer Theologischen Institute muss darin bestehen, sich als Häuser der Aufnahme, des Lobes und des Dankes anzubieten; als Orte, an denen Charismen geteilt werden und der Wunsch wächst, den Geist der Seligpreisungen und der eschatologischen Rede zu leben. In ihnen muss sich die Gemeinschaft zeigen und die Option für die Armen und die Solidarität, die Brüderlichkeit ohne Grenzen und die Mission in ständigem Aufbruch gefördert werden. Mit dieser Bereitschaft werden das Geschenk des geweihten Lebens und seine Sendung in der Kirche und in der Welt stärker gewürdigt werden.”

Pessimismus vermeiden

Franziskus kommt an dieser Stelle auf ein zentrales Thema zurück: “Das geweihte Leben darf sich heute weder durch den Mangel an Berufungen noch durch die Überalterung entmutigen lassen”. Dies wäre “eine Versuchung”, fügt er spontan hinzu: “Diejenigen, die sich vom Pessimismus einnehmen lassen, lassen den Glauben beiseite.” Es gelte, dem Geist zu vertrauen.

“Je mehr wir uns dem Ordensleben durch das Wort Gottes und die Geschichte und Kreativität der Gründer nähern, desto mehr sind wir in der Lage, die Zukunft mit Hoffnung zu leben. Das Ordensleben kann nur dadurch verstanden werden, was der Geist in jedem der Berufenen tut. Manche konzentrieren sich zu sehr auf das Äußere (Strukturen, Aktivitäten…) und verlieren den Blick für den Überfluss an Gnade, der in den Menschen und Gemeinschaften steckt. Halten Sie also bitte den Geist der Niederlage, den Geist des Pessimismus fern: Das ist nicht christlich. Das ist nicht christlich. Der Herr wird es nicht versäumen, den Menschen nahe zu sein, und er wird dies auf diese oder eine andere Weise tun, aber er ist das Wichtigste.”

Die Qualität von Studium und Forschung hochhalten

Unter Verweis auf die Apostolische Konstitution Veritatis gaudium über die kirchlichen Universitäten und Fakultäten (8. Dezember 2017) | Franziskus (vatican.va) ermahnt der Papst seine Gäste, immer neue Wege zu suchen, um dem Herrn ohne Angst zu dienen, immer mehr den Stil Gottes zu pflegen – Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit – und nicht müde zu werden, mutig an die Grenzen zu gehen, auch an die Grenzen des Denkens. In diesem Zusammenhang hebt er die Bedeutung des Studiums hervor:

“Die Vernachlässigung der Theologie, der Reflexion, des Studiums, der Wissenschaften verarmt das Apostolat und fördert Oberflächlichkeit und Leichtigkeit in der Mission (vgl. Vita consecrata, 98). Ich danke Ihnen, weil Sie weiterhin so vielen helfen, aufmerksam zu bleiben; weil Sie sich weiterhin um die Qualität von Studium und Forschung kümmern. Die Probleme der heutigen Zeit erfordern neue Analysen und neue Synthesen (vgl. ebd.).”

Die Armen nicht vergessen

Das Evangelium lehre, “dass es eine Armut gibt, die erniedrigt und tötet, und eine andere Armut, die von Jesus, die befreit und glücklich macht”. Weder im täglichen persönlichen Leben noch bei der Arbeit an der Universität dürfe man “diejenigen vergessen, die andere Formen der Armut leben”.

Der Papst schließt seine Ansprache mit einem Verweis auf das Gebet, mit dem er seine Predigt zum 60. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzils beendet hat, und lädt dazu ein, mit ihm zu beten: “Wir danken dir, Herr, für das Geschenk des Konzils. Du, der du uns liebst, befreie uns von der Überheblichkeit der Selbstgenügsamkeit und dem Geist weltlichen Kritisierens. Befreie uns davon, dass wir uns selbst aus der Einheit ausschließen. Du, der du uns liebevoll weidest, führe uns aus dem Gehege der Selbstbezogenheit heraus. Du, der du willst, dass wir eine geeinte Herde sind, befreie uns von der teuflischen Finesse der Polarisierungen, der ‘Ismen’. Und wir, deine Kirche, sagen mit Petrus und wie Petrus zu dir: ;Herr, du weißt alles; du weißt, dass wir dich lieben‘ (vgl. Joh 21,17).”

7. November 2022

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