Gedicht zum Jahreswechsel – Prosit Neujahr!

“In der Neujahrsnacht” von Joachim Ringelnatz (1883-1934)

ringelnzJoachim Ringelnatz

Die Kirchturmglocke
schlägt zwölfmal Bumm.
Das alte Jahr ist wieder mal um.
Die Menschen können sich in den Gassen
vor lauter Übermut gar nicht mehr fassen.
Sie singen und springen umher wie die Flöhe
und werfen die Mützen in die Höhe.
Der Schornsteinfegergeselle Schwerzlich
küsst Konditor Krause recht herzlich.
Der alte Gendarm brummt heute sogar
ein freundliches: Prosit zum neuen Jahr.

Joachim Ringelnatz wurde am 7. August 1883 in Wurzen geboren. Ringelnatz, der des Gymnasiums verwiesen wurde, besuchte eine Privatschule, die er aber nach der Obersekunda abbrach. Bis 1905 arbeitete er bei der Marine, erst als Schiffsjunge, dann als Matrose und Freiwilliger. In Hamburg absolvierte Ringelnatz anschliessend eine kaufmännische Lehre, der verschiedene Tätigkeiten, unter anderem in München, folgten. In München frequentierte er das Künstlerlokal “Simplicissimus” und trug dort auch seine eigenen Gedichte vor. Ringelnatz begann, seine Gedichte zu veröffentlichen, jedoch mit nur mässigem Erfolg. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Bibliothekar und als Fremdenführer. Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte Ringelnatz, in verschiedenen Bereichen Fuss zu fassen. 1920 erhielt er schliesslich ein Engagement an der Berliner Kleinkunstbühne “Schall und Rauch”, wo er seine Werke unter dem Künstlernamen “Ringelnatz” vortrug. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde dem Künstler Auftrittsverbot erteilt. Joachim Ringelnatz starb am 17.11.1934 in Berlin.

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