Papst Franziskus: “Alles begann mit dem Wort, das Gott an uns gerichtet hat”

Zum Bibelsonntag warnt Papst Franziskus vor “Rigidität” und einer “starren Religiosität”

Quelle
 Motu Proprio Antiquum ministerium

Von CNA Deutsch Nachrichtenredaktion

Vatikanstadt, 23. Januar 2022 (CNA Deutsch)

Zum Bibelsonntag hat Papst Franziskus im Petersdom erneut vor Rigidität, Pelagianismus und einer “starren Religiosität” gewarnt.

Der Bibelsonntag – auch Sonntag des Wortes Gottes – ist ein Tag, an dem ganz besonders das Evangelium im Mittelpunkt steht: Das Wort Gottes. Papst Franziskus feierte im Petersdom dazu die heilige Messe und übertrug nach einem neuen, von der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung vorbereiteten Ritus zum ersten Mal Laien aus verschiedenen Ländern der Welt das Amt des Lektors und das Amt des Katecheten.

Zwei Personen aus Peru wurden vom Papst offiziell zum Katecheten – manchmal auch Katechist genannt, ebenso wie weitere Kandidaten aus Brasilien, Ghana, Polen und Spanien. Das Amt des Lektors wurde katholischen Frauen und Männern aus Südkorea, Pakistan, Ghana und Italien übertragen.

Das neue Amt ist als Ehrenamt gedacht und unterscheidet sich damit von Priestern, Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferenten ebenso wie von der Arbeit von Religionslehrerinnen.

Wie die Webseite des Dikasteriums für Kommunikation des Vatikans mitteilte, wich der Papst wiederholt vom Text ab und warnte die Frauen und Männer vor “Starrheit und kultischem Götzendienst einerseits und Überspiritualisierung andererseits”.

Franziskus sagte seinen Zuhörern weiter: “Das Wort Gottes stellt unsere Rechtfertigungen infrage, die bei allem, was verkehrt läuft, immer etwas anderes und andere dafür verantwortlich machen. Es lädt uns ein, aus der Deckung zu kommen und uns nicht hinter der Komplexität der Probleme zu verstecken”.

Im offiziellen Predigttext kritisierte der Papst ebenfalls das, was er als “Rigidität” oft verurteilt hat: “In dem Moment, in dem es in der Kirche die Versuchungen der Starrheit gibt, die eine Perversion ist, und man meint, Gott zu finden bedeute, starrer zu werden, immer starrer, mit mehr Normen, die richtigen Dinge, die klaren Dinge… Das ist nicht so. Wenn uns Starrheit vorgeschlagen wird, denken wir sofort: Das ist ein Götze, das ist nicht Gott. Unser Gott ist nicht so.”

Franziskus fuhr fort: “Schwestern und Brüder, das Wort Gottes verwandelt uns. Die Starrheit verwandelt uns nicht, sie versteckt uns. Und das Wort Gottes verändert uns, indem es die Seele wie ein Schwert durchdringt”.

Gleichzeitig betonte der Papst am 23. Januar gegenüber seinen Zuhörern wörtlich: “Ich habe von der Rigidität gesprochen, von diesem modernen Pelagianismus, der eine der Versuchungen der Kirche ist, nicht wahr? Und jene andere, das Suchen einer engelhaften Spiritualität, ist ein bisschen die Gegen-Versuchung heute: Das sind gnostisch-geistliche Bewegungen, der Gnostizismus, der dir ein Wort Gottes vorschlägt, das dich in höheren Sphären kreisen lässt, und dich nicht die Realität spüren lässt”.

Doch auch dies sei falsch, erklärte der Papst, und rief auf: “Lasst uns das Wort Gottes wieder ins Zentrum der Pastoral und des kirchlichen Lebens stellen!”

“So werden wir befreit von jeglichem starren Pelagianismus, von aller Starrheit, und werden auch befreit von der Illusion einer Spiritualität, die dich in höheren Sphären kreisen lässt, ohne dich um die Brüder und Schwestern zu kümmern”.

Stichwort: Katecheten

Zusammen mit dem Ritus, der in lateinischer Sprache präsentiert wurde, hat die vatikanische Kongregation, deren Präfekt Kurienerzbischof Arthut Roche ist, auch eine Brief veröffentlicht, der an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der ganzen Welt gerichtet ist. In diesem Brief wird näher erklärt, was es bedeutet, Katechet zu sein, welche Funktion die Katecheten übernehmen, welche Zulassungsvoraussetzungen gegeben sein müssen und auch wer diesen Dienst nicht ausführen sollte.

Als Grundlage des neuen Ritus verweist die Kongregation für den Gottesdienst auf zwei Dokumente von Papst Franziskus: das Motu proprio Spiritus Domini vom 10. Januar 2021 über den Zugang weiblicher Personen zum eingesetzten Amt des Lektorats und Akolythats und das Motu proprio Antiquum ministerium vom 10. Mai 2021 zur Einführung des Dienstes der Katecheten.

“Der Dienst des Katecheten ist ein ´dauerhafter Dienst an der Ortskirche entsprechend der vom Ortsordinarius erkannten pastoralen Erfordernisse, der aber auf laikale Weise durchgeführt wird, wie es das Wesen dieses Dienstes erfordert´: er ist vielfältig und unterschiedlich”, heisst es im Brief.

“Zunächst ist zu betonen, dass es sich um einen laikalen Dienst handelt, der als Fundament das gemeinsame Getauftsein, das im Sakrament der Taufe empfangene königliche Priestertum hat und sich wesentlich vom geweihten Amt unterscheidet, das im Sakrament der Weihe empfangen wird” präzisiert der Text.

Die Katecheten sind “kraft ihrer Taufe berufen, in der Ortskirche für die Verkündigung und Weitergabe des Glaubens Mitverantwortung zu tragen und diese Aufgabe in Zusammenarbeit mit den geweihten Amtsträgern und unter deren Leitung wahrzunehmen” heisst es weiter.

In der grossen Vielfalt der Formen könne man, auch wenn nicht auf strikt Weise, “zwei Haupttypen von Katecheten unterscheiden. Einige haben die spezifische Aufgabe der Katechese, andere die umfassendere Aufgabe der Teilnahme an den verschiedenen Formen des Apostolats, in Zusammenarbeit mit den geweihten Amtsträgern und im Gehorsam gegenüber ihrer Leitung.”

“Da dieser Dienst ´starke Züge einer Art von Berufung auf[weist], die eine entsprechende Unterscheidung von Seiten des Bischofs erfordert´, und sein Inhalt (natürlich in Übereinstimmung mit dem, was in Antiquum ministerium ausgeführt ist) von den einzelnen Bischofskonferenzen festgelegt wird, ist es angebracht, darauf hinzuweisen, dass nicht alle, die als ´Katechet´ bezeichnet werden und einen Dienst in der Katechese oder der Mitarbeit in der Pastoral ausüben, beauftragt werden müssen”, erläutert der Brief.

Ein Katechet, der mit diesem Dienst versehen wird, kann unter anderem folgende Aufgaben übernehmen: “Die Leitung des Gemeindegebets, insbesondere der sonntäglichen Liturgie in Abwesenheit des Priesters oder Diakons; die Begleitung der Kranken; die Leitung von Beerdigungsfeiern; die Ausbildung und Anleitung anderer Katecheten; die Koordinierung pastoraler Initiativen; die menschliche Förderung gemäss der Soziallehre der Kirche; die Hilfe für die Armen; die Pflege der Beziehungen zwischen der Gemeinde und den geweihten Amtsträgern.”

In diesem Sinne ist es “Aufgabe der Bischofskonferenzen, das Profil, die Rolle und die stimmigsten Formen für die Ausübung des Dienstes der Katecheten zu klären, wie es im Motu Proprio Antiquum ministerium vorgesehen ist.”

“Ausserdem müssen angemessene Ausbildungsprogramme für die Kandidaten festgelegt werden. Schliesslich muss auch darauf geachtet werden, dass die Gemeinden darauf vorbereitet werden, damit sie die Bedeutung dieser Massnahmen verstehen können”, heisst es weiter.

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