Pater Daniel Ange über die Eucharistie

Pater Daniel Ange über die Eucharistie – Betrachtung anlässlich des Vorbereitungstreffens zum Weltjugendtag 2005 in Rom

Quelle
Ein Kommentar von P. Daniel-Ange zum jüngsten Motu Proprio Traditionis custodes
“Als würde Papst Franziskus uns, die wir die Kirche so lieben, nicht verstehen”
Kardinal Zen: Kritiker wollen die “alte” Messe verschwinden sehen, wird sie aber nicht

Rom, 24. März 2005 (ZENIT.org)

Wir dokumentieren ausgewählte Passagen aus der Betrachtung, die der französische Ordensmanns Pater Daniel Ange anlässlich des Weltjugendtag-Vorbereitungstreffens der römischen Jugend in der Lateranbasilika am vergangenen Donnerstag gehalten hat. Pater Ange ist der Gründer der Gebetsschule “Jeunesse Lumière”.

* * *

Wie können wir ohne Zittern von der Eucharistie sprechen? Unsere Worte können das grösste unter den Geheimnissen Gottes ja so verformen. Wie Moses sind wir, der vor dem brennenden Dornbusch steht, und wir wollen uns vor Gott niederwerfen. Im Herrn brennt das Feuer des Geistes, das Feuer seiner Liebe. Und für uns scheint es nur Brot zu sein, und wir erkennen nicht, wie es zu Asche geworden ist!

Wenn ich diesen Leib empfange, der sich vor Liebe verzehrt, dann ist es doch ein Wunder, dass mein Fleisch nicht Feuer fängt! Ich möchte euch zeigen, wie die Eucharistie unter uns und für uns die drei Geheimnisse des Kommens Jesu in die Welt, seines Leidens und seiner Auferstehung fortsetzt (…).

Und jetzt vertiefen wir uns in Stillschweigen. Warum Schweigen? Weil es der wunderschönste Anbetungsgesang ist.

Die Eucharistie ist Weihnachten: In Bethlehem war alles in Schweigen gehüllt. Neben der himmlischen Musik der Engel haben Maria, Josef, die Hirten und die Heiligen Drei Könige nicht ein einziges Wort gesagt. Ihr Staunen vor der Schönheit des Kindes war so gross, dass sie kein Wort herausbrachten! Und das Kind hat nur durch sein Lächeln und seine Augen gesprochen. In ihnen ist das Licht des Himmels aufgestrahlt, und Licht ist still.

Die Eucharistie ist Passion Jesu. Und während seiner Passion schweigt Jesus. Und dann spricht er nur wenige Worte, unter ihnen vor allem die sieben Worte auf dem Kreuz – die letzten Worte, sein Testament. Stärker als alle Worte aber ist ein Zeichen, eine Signatur ganz zum Schluss, am Ende des Evangeliums; ein stilles Wort, eine Geste: sein von der Lanze durchdrungenes Herz – welch unermesslicher, stiller Schrei.

Maria und Josef sagen nichts: Sie sind schweigende Zeugen, die das Geheimnis gepackt hat …

Und unser Heiliger Vater ist zu einem unermesslichen Schrei des Stillschweigens geworden, der vor der ganzen Welt wie Franziskus ausruft: “Die Liebe wird nicht geliebt!” Und wie die kleine Thérèse: “Lieben, das bedeutet, die Liebe geliebt machen” – so sehr zu lieben, dass alle die Liebe lieben und sich selbst lieben lassen.

Die Eucharistie ist Auferstehung. Am Ostertag lädt uns Jesus ein, ihn stillschweigend zu betrachten: Maria Magdalena, die Emmaus-Jünger, Thomas (…) – aus ihrem staunenden Schweigen ergiessen sich einige Worte, ja ein Freudenschrei: Geliebter Herr! Bleib bei uns! Mein Herr und mein Gott!

Mit Franziskus rufen auch wir am heutigen Abend aus: “Mein Gott und mein Alles!” Und Jesus, der jetzt im Himmel ist, ist wieder bei uns und spricht zu uns. Aber wie? Vor allem durch die Eucharistie. Und die Eucharistie ist das Geheimnis des Schweigens. Jesus wartet auf uns. Er hört uns zu. Er liebt uns. Ist das Schweigen nicht der Liebe stärkster Ausdruck? Das Schweigen ist die Sprache eines übervollen Herzens, das zugleich zu verwundet ist (…).

Die Stille der Anbetung ist ein Schweigen der Liebe und des Zuhörens. Aus Liebe hört man zu. Gewiss, der Herr muss auch bejubelt, gepriesen und besungen werden, wie es die Jugend am Morgen von Palmsonntag in Jerusalem getan hat, am ersten Weltjugendtag! Jesus war so glücklich, dass er sie verteidigte: Sollten sie ruhig sein, würden die Steine aufschreien. Aber nachdem wir aus vollem Hals gesungen haben und bevor wir seinen Segen entgegen nehmen, müssen wir unser Ohr öffnen und dem Schweigen zuhören. Es könnte sein, dass es uns etwas sagen will.

Wir wollen ihm das Mikrofon überlassen. Er fragt nicht danach, denn der Herr ist scheu (…). Seine dezente Stimme drängt sich niemals auf, sie übersteigt nie unseren Dezibel. Er flüstert, und ich kann ihn nicht hören (…). Seine Stimme ist sanfter als die leichte Brise zu Mitternacht, als ein Gebirgsbach (…).

Bleiben wir hier. Hören wir zu.

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