Neues Interview mit Kardinal Burke

Familiensynode, die Heilige Liturgie und die ausserordentliche Form der Hl. Messe, und Fragen wie z.B. zur Euthanasie


The Wanderer/Kardinal R. Burke

Beiboot Petri, Mittwoch, 4. Februar 2015

Kardinal R. Burke, neuernannter Patron des Malteser Ordens, der von 2008 bis November 2014 Präfekt des Obersten Gerichtshofes der Apostolischen Signatur war, hat kürzlich den Schrein “Unserer Lieben Frau von Guadelupe” in La Crosse, Wisconsin, besucht. Während dieses Besuches in seiner alten Diözese gab er “The Wanderer” ein zweiteiliges Interview. Hier zunächst der 1. Teil , bei dem es um die Familiensynode, die Heilige Liturgie und die ausserordentliche Form der Hl. Messe, und Fragen wie z.B. zur Euthanasie geht.

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Frage:

“Mehrere Wochen sind seit der ausserordentlichen Bischofssynode zum Thema Familie vergangen. Was sehen Sie als die bleibende Wirkung der verstörenden Mittel-Relatio? Glauben Sie, dass die danach durchgeführten Veränderungen in der Abschluss-Relatio weit genug gingen? Was wird bei den Vorbereitung der Generalsynode im nächsten Herbst passieren und wer wird an ihr teilnehmen?”

Antwort Kardinal Burke :

“Die sehr verstörende Mittel-Relatio, die wie ich sagte, weder eine Relatio noch ein Bericht sondern ein Manifest war, hat dabei geholfen die Synodenväter aufzuwecken- angesichts einer Agenda, die nur teilweise Wahrheiten über die Ehe enthielt. In der Zeit zwischen dem Halbzeitbericht und der Schluss-Relatio haben die kleinen Gruppen daran gearbeitet, die schwerwiegenden durch die Halbzeit-Relatio hervorgerufenen Schäden zu reparieren- und es gab viele Fortschritte.
So fußte die Halbzeit-Relatio praktisch weder auf der Heiligen Schrift noch auf der sehr reichen Lehre des kirchlichen Lehramtes über die Ehe, sogar wenn man nur “Familiaris Consortio” des Hl. Johannes Pauls II in Betracht zieht ( apostol. Exhortation von 1981 ).
Ich glaube, dass die Veränderungen in der Schluss-Relatio wohl eine grosse Verbesserung waren, denke aber, dass sie nicht ausreichend waren. Eine Sache, die mich stört, ist dass die 3 kontroversen Paragraphen, die nicht die erforderliche 2/3 Mehrheit der Stimmen der Synodenväter erhielten, dennoch in den Abschlusstext aufgenommen wurden.
So etwas ist vor dieser Synode noch nie passiert. Wenn ein Vorschlag nicht von 2/3 der stimmberechtigten Mitglieder angenommen wurde, wurde er nicht Teil des Abschlussdokumentes.

Die Lineamenta für die kommende Generalsynode wurden formuliert, um ein feedback aus den Diözesen der ganzen Welt zu bekommen. Auf der Basis der eingehenden Antworten wird das Vaticansekretariat für die Bischofssynode das “instrumentum laboris” für die Generalversammlung im Oktober 2015 erarbeiten.
Was nun die Teilnehmer angeht, wissen wir dass die “Chefs” der Römischen Dikasterien und die von den Bischofskonferenzen gewählten Repräsentanten dabei sein werden. Die Teilnehmer, die wir nicht kennen, sind die vom Papst ausgesuchten und eingeladenen.”

Frage:

“Der Begriff “Entwicklung de Doktrin”-wie ihn Kardinal Newman in seinem berühmten Aufsatz von 1845 benutzte, wurde bei der ausserordentlichen Synode von einigen Bischöfen zitiert. Bitte erklären Sie, was dieser Terminus bedeutet, und wann er passt. Ist seine Benutzung gerechtfertigt, wenn er für die Veränderungen der Dogmenlehre zu Ehe, Familie, dem Empfang der Hl. Kommunion und anderer Themen gebraucht wird, die in der Schlussrelatio erwähnt werden?”

Antwort:

“Entwicklung der Lehre bedeutet, dass die Wahrheiten des Glaubens, die unverändert bleiben und unveränderlich sind, von der Kirche besser verstanden werden. Mit anderen Worten: die Kirche kann ihre Wertschätzung solcher Wahrheiten – wie beispielsweise die Unauflöslichkeit der Ehe, die Realpräsenz unseres Herrn in der Hl Eucharistie, vertiefen.

Technisch gesehen entwickelt sich die Lehre nicht- sie bleibt die gleiche. Was erreicht werden kann, ist eine reichere, vertiefte Wertschätzung der betreffenden Lehre.
Es kann z.B. keine Veränderung bezüglich des Kommunionsempfanges von jenen, die in irregulären eheartigen Verbindungen leben, geben.
Die Lehre ist da klar: es ist das Wort Christi selbst, der sagte: “Jeder, der sich von seiner Frau trennt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch.”
Die Bedeutung ist sehr klar, weil sogar seine Jünger zu ihm sagten: Wenn das für Mannes mit einer Frau der Fall ist, ist es besser nicht zu heiraten”
Aber unser Herr versichert ihnen, dass wenn ein Mensch zur Ehe berufen ist, ER ihn bestärken wird. Gott wird ihm oder ihr die Gnade, das Sakrament zu leben, gewähren. Es kann also keine Änderung im Hinblick auf die Wahrheit der Unauflöslichkeit der Ehe geben.
Deshalb ist es für die, die eine zweite Ehe anstreben oder eingehen, aber noch durch das eheliche Band gebunden sind, unmöglich die Hl. Kommunion zu empfangen.
Sie leben objektiv im Stand schwerer Sünde.
Das gilt genau so für die Vorschläge, dass die Kirche positive Elemente in ausserehelichen sexuellen Beziehungen finden könne. Das ist unmöglich- es sind sündhafte Verbindungen und es kann nichts Gutes in ihnen sein, das selbe gilt für homosexuelle Akte.”

Frage:

“Kehren wir zum vorher Erwähnten zurück. Sie bemerkten, dass 3 umstrittenen Paragraphen, obwohl sie nicht die erforderliche 2/3 Mehrheit der Stimmen bekamen in die Schluss-Relatio aufgenommen wurden. Sie haben dann verlangt, dass sie herausgenommen werden. Denken Sie, dass es eine legitime Möglichkeit gibt, sie vor der Generalsynode zu entfernen?

Antwort:

“Ich vertraue darauf, dass es dafür eine Möglichkeit geben wird, deshalb habe ich darauf bestanden. Aber es wird nicht leicht werden, weil diejenigen, die darauf drängen, dass sie weiter in Betracht gezogen werden, im Hinblick auf die Synode einflussreiche Posten bekleiden.
Die Kirche kann ihre Lehre über die Unauflöslichkeit de Ehe nicht ändern.
Ich hoffe, dass es für die gläubigen Laien Gelegenheiten geben wird, an Studientagen über die Lehre der Kirche zur Ehe und ihrer Schönheit teilzunehmen. Ebenso hoffe ich, dass es Demonstrationen und andere öffentliche Kundgebungen zur Unterstützung der Wahrheit über die Ehe geben wird.”*

Frage:

“Der Satz : “Who am I to judge?” wird weiterhin von den Medien gebraucht und missbraucht, und ist Quelle vieler Missverständnisse bei den gläubigen Laien. Was müsste Ihrer Meinung nach passieren, um das Falschverstehen dieser Äusserung zu korrigieren? Wann ist es annehmbar zu urteilen und wann nicht?”

Antwort:

“Der Satz “Who am I to judge?” ist einer, der im Zusammenhang mit der gesunden Katholischen Lehre und Praxis, namentlich “Wer bin ich, dass ich jemanden verurteile?” verstanden werden muss.
Wir haben uns immer mit einem Urteil über das Individuum zurückgehalten, um in Sünde zu leben, muss man die Sünde kennen und sich in vollem Willen für sie entscheiden, Die Kirche hat immer gelehrt, dass wir den Sünder lieben aber die Sünde hassen.

Andererseits muss der Mensch das Böse als das Böse beurteilen. Wir können nicht so tun, Toleranz kann nicht die Wahrheit ersetzen,
Wenn wir eine Tat sehen, die objektiv nicht in Ordnung ist, müssen wir urteilen. z.B. wenn Menschen in aussereheliche Aktivitäten verwickelt sind, muss man barmherzig mit ihnen sein, den Sünder lieben aber die Sünde hassen, ihnen aber gleichzeitig klar machen, dass sie etwas sehr Unmoralisches tun.”

Das Gute am Leiden

Frage:

“Ein anderes Thema der Kultur des Todes, das zur Zeit Aufmerksamkeit erregt, ist die Euthanasie. Vor kurzem beschloss eine 29-Jährige, die unheilbar an einem Gehirntumor litt, “sie wolle sanft und in Würde sterben” an einem Ort und zu einer Zeit, die sie auswählen würde – in Anwesenhet ihrer Familie, während im Hintergrund ihre Lieblingsmusik läuft.

Der Vatican – einschliesslich des Hl. Vaters- und der Päpstlichen Akademie für das Leben haben sich gegen ein solches Vorgehen des assistierten Selbstmordes ausgesprochen.
Familienmitglieder und Befürworter des assistierten Selbstmordes antworteten, dass sie darauf bestanden, es handele sich um ein Menschenrecht, und dass der Glaube der Kirche nicht anderen aufgezwungen werden könne, und sogar dass es den Vaticanvertretern an Sensibilität und Mitleid fehle.
Bitte erklären Sie, warum diese Reaktionen in Wirklichkeit fehlgeleitet und eine Form falschen Mitleids sind.”

Antwort:

“Es kann kein Menschenrecht geben, das gegen die unantastbare Würde des menschlichen Lebens vom Augenblick seiner Zeugung bis zu seinem natürlichen Tod gerichtet ist. Man kann niemals das Recht, sein Leben zu beenden als Menschenrecht beanspruchen. Das ist Selbstmord und gegen das natürliche Moralgesetz.
Die Kirche zwingt hier niemandem ihren konfessionellen Glauben auf, sie hält nur das moralische Gesetz hoch, das in jedes menschliche Herz eingeschrieben ist, insbesondere dass jedes Leben eine Gabe Gottes ist, der es frei schenkt und der uns nach seinem Dafürhalten zu sich ruft.
Es ist sehr traurig, dass wir jeden Sinn für das Gute im Leiden, daran das Leiden Christi zum Wohl der anderen und zum Wohl der Kirche zu teilen, verloren haben. Wir lassen die Kranken und Leidenden glauben, dass ihr Leiden sinnlos ist, während es wirklich eine Einladung ist, Gott und den Nächsten selbstloser und reiner zu lieben.
Die Anwälte der Euthanasie haben ein komplett menschenzentriertes, rationalistisches Verständnis vom Menschenleben. Sie sehen das menschliche Leben als mechanischen Vorgang, der in einer Situation des Leidens unter bestimmten Bedingungen und zu einem Zeitpunkt, den man wählt, beendet werden kann.
Das mitleidige Vorgehen ist aber, demjenigen zu helfen, sein Leiden anzunehmen und mit Hoffnung und Vertrauen auf den Ruf Gottes zu warten.”

Die Krise der Katechese begann vor 2 oder 3 Generationen und hat unsere Gesellschaft immer noch im Griff. Viele die angeben, katholisch zu sein kennen die Basisaussagen des Glaubens nicht, oder erkennen sie nicht an – besonders die zur Moral und zum Naturrecht. So zeigen Umfragen, dass Katholiken zu gleichen Teilen verhüten, sich scheiden lassen und wieder heiraten wie der Rest der Gesellschaft.
Haben Sie Hoffnungszeichen für eine Erneuerung der Katechese als Antwort auf den Ruf zur Neuevangelisierung gesehen?”

Antwort:

“Ich sehe Zeichen der Hoffnung, ich denke z.B. an das Marianische Apostolat für Katecheten. Ich höre von Zeit zu Zeit auch von starken diözesanen Katecheseprogrammen.
Bevor wir jedoch zu einer Weitergabe des Glaubens in den frühen Tagen zurückkehren können, also sobald die Kinder ihn verstehen können – gefolgt von einer immer tieferen Formung über die Jahre hin, werden wir uns in der Lage wiederfinden, dass die Leute nicht einmal mehr an das Naturgesetz glauben, geschweige denn an andere Glaubenslehren.
Obwohl es also hoffnungsvolle Signale gibt, können wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen – eine intensivere Reform der Katechese ist nötig. In der Familiensynode war es offensichtlich, dass eines der Hauptprobleme ist, dass die Leute die Ehe nicht verstehen weil sie nicht ordentlich unterrichtet wurden.
Traurigerweise trifft das manchmal sogar auf den Klerus zu.”

Die ausserordentliche Form

“Bitte kommentieren Sie den Zusammenhang zwischen der Heiligen Liturgie und der Neuevangelisierung. Ist die Heilige Liturgie eine Randerscheinung, wenn man das Evangelium predigt oder spielt sie eine unverzichtbare, essentielle Rolle bei der Verkündigung Jesu Christi?
Wenn diese beiden Aktivitäten der Kirche essentiell miteinander verbunden sind, wie kann man sie bei den augenblicklichen Bedingungen in den Pfarreien klarer zeigen und überzeugender leben? Spielt die weite Verbreitung der Ausserordentlichen Form der Messe irgendeine Rolle bei den Bemühungen zur Neuevangelisierung?”

Antwort:

“Die heilige Liturgie ist der absolut erste Akt der Neuevangelisierung. Bis wir nicht Gott im Geist und in der Wahrheit verehren, bis wir nicht die heilige Liturgie mit dem grösstmöglichen Glauben an Gott und sein göttliches Handeln feiern, das während der Heiligen Messe stattfindet, werden wir die Inspiration und die Gnade nicht empfangen.
Die Heilige Liturgie zeigt uns die Form der Neuevangelisierung, weil sie eine direkte Verbindung mit dem Geheimnis des Glaubens ist: die erlösende Inkarnation Christi – um durch das Ausgiessen des Hl. Geistes in unsere Herzen die Sünde in unserem Leben zu besiegen und für uns die Gnade des göttlichen Lebens der Heiligen Dreifaltigkeit zu gewinnen.
Die ersten drei Gebote haben alle mit der Verehrung Gottes zu tun. Es ist die Heilige Liturgie, die die rechte Beziehung zu Gott und untereinander herstellt, die zu leben wir berufen sind.
Der Weg, auf dem diese Verbindung im Leben einer Gemeinde überzeugender gelebt werden kann, ist die Feier der Heiligen Liturgie, so dass die Gläubigen verstehen können, dass der Priester in der Person Christi handelt.
Sie müssen verstehen, dass Christus selbst auf unseren Altar herabsteigt, um sein Opfer wirklich präsent zu machen, dass sie ihre Herzen mit Seinem glorreichen durchbohrten Herzen vereinen müssen, um sich von der Sünde zu reinigen und sie für die Liebe zu Gott und zu ihrem Nächsten zu stärken.
Wenn die Heilige Liturgie auf eine menschenzentrierte Weise gefeiert wird – auf horizontale Weise, in der das göttlichen Handeln nicht länger evident ist, wird sie zu einer rein sozialen Aktivität, die mit allem anderen verbunden werden kann und keinen bleibenden Einfluss auf unser Leben hat,

Ich denke, dass die Feier der ausserordentlichen Form eine sehr wichtige Rolle in der Neuevangelisierung spielen kann, wegen ihrer Betonung der Transzendenz der Heiligen Liturgie.
Mit anderen Worten, sie betont die Realität der Vereinigung von Himmel und Erde durch die Heilige Liturgie. Das Handeln Christi durch die Zeichen des Sakramentes durch Seine Priester ist in der Ausserordentlichen Form sehr deutlich.
Sie hilft uns auch, bei der Feier der ordentlichen Form aufmerksamer zu sein.

Quelle: The Wanderer, Kardinal R. Burke

* hier ist schon so eine Kundgebung : klicken

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