Kardinal Koch würdigt Kyrill und Method
Seit 40 Jahren Mit-Patrone Europas: Kardinal Koch würdigt Kyrill und Method
Quelle/Video
Kyrill und Method
Kurienkardinal Kurt Koch hat die Slawenapostel Kyrill und Method anlässlich des 40. Jahrestages ihrer Einsetzung als Mitpatrone Europas neben Benedikt von Nursia in einer Videobotschaft gewürdigt.
Die Mission der beiden Heiligen stelle für die slawischen Völker den Ausgangspunkt für ein neues Bewusstsein ihrer eigenen Kultur dar, betont der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen in seiner Videobotschaft, die in verschiedenen Sprachen auf der Webseite des Dikasteriums veröffentlicht wurde.
Das Evangelium, so würdigt Koch, konnte dank der beiden Missionare in der neuen Schriftsprache ausgedrückt werden, die sie den slawischen Völkern geschenkt hatten. Sie brachten die griechisch-byzantinische Tradition ins Herz Europas: „Die Heiligen Kyrill und Method, die im Westen wie im Osten verehrt werden, sind für alle Zeugen der ungeteilten Einheit des Ursprungs, fähig, die Unterschiede zusammenzuhalten. Möge ihr Leben Inspiration für Wege der Einheit sein, und ihre Fürsprache uns bei deren Erreichung helfen,“ schliesst Kardinal Koch seine kurze Grussbotschaft.
Hintergrund
In unseren Breiten sind die beiden Slawenapostel Kyrill und Method immer noch wenig bekannt. Und das, obwohl der erste slawische Papst Johannes Paul II. (1978-2005) sie zu Silvester 1980, vor 40 Jahren, dem Begründer des abendländischen Mönchtums, Benedikt von Nursia, als „Mitpatrone“ und Schutzheilige Europas zur Seite stellte. Damals hatten die im Kommunismus unterdrückten Christen Mittel- und Osteuropas Schutz bitter nötig.
Auf „beiden Lungenflügeln“ müsse das christliche Europa atmen, so das berühmte Wort des Papstes damals: auf dem römisch-lateinischen und dem slawisch-byzantinischen. Eine geistesgeschichtlich wichtige Geste, revidiert sie doch die weit verbreitete These von den drei Säulen, auf denen Europa stehe: Antike, Christentum und Germanentum.
Zwei Lungenflügel des christlichen Europas
Der schlechte Stand der Slawenapostel hat im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition: So war das Missionswerk von Kyrill und Method im Grossmährischen Reich etwa den fränkisch-bairischen Bischöfen ein Dorn im Auge. Sie sahen sich um ihr missionarisches “Hinterland” und Einflussgebiet gebracht.
Die beiden Brüder gehören zu den wichtigsten Heiligen der Ostkirche. Method (815/20-885), mit bürgerlichem Namen Michael, und Kyrill (827/28-869), bürgerlich Konstantin, stammten aus dem Norden Griechenlands: aus Thessaloniki (Saloniki), damals zweitgrösste Stadt des Byzantinischen Reiches. 862 gingen die Brüder, die eigentlich die monastische Zurückgezogenheit liebten, auf Bitten des oströmischen Kaisers Michael III. auf ihre wichtigste Mission: als Missionare ins Grossmährische Reich.
„Wie soll ich auf Wasser schreiben?“
Konstantin erkannte die Schwachstelle: Die Slawen besassen noch keine Schrift. „Wie soll ich auf Wasser schreiben?”, soll er den Kaiser gefragt haben. Vor seiner Abreise entwickelte er daher aus den griechischen Kleinbuchstaben ein auf die slawischen Laute abgestimmtes Alphabet. Damit fertigten die Brüder Übersetzungen der wichtigsten christlichen Schriften an: der Beginn des Slawischen als Schriftsprache. Aus der Schrift des Kyrill entwickelten seine Schüler später das kyrillische Alphabet, das noch heute vom Balkan bis Russland verwendet wird.
Kyrill und Method missionierten in der Volkssprache. Eine Methode, die ihrer Zeit um Jahrhunderte voraus war. Der aufgezwungenen römisch-germanischen Mentalität westlicher Missionare hatten sich die Slawen zuvor standhaft widersetzt. In einer Rede vor dem Papst verteidigte Konstantin 867 mit Erfolg das Recht der Slawen, die christliche Lehre in ihrer Sprache zu predigen.
Konstantin starb am 14. Februar 869 in Rom. Noch kurz vor seinem Tod nahm er das Mönchsgewand und den Ordensnamen Kyrill an. Sein älterer Bruder Method wurde als päpstlicher Legat für die slawischen Länder zurück ins Grossmährische Reich gesandt. Ein Missionserzbischof wie rund 130 Jahre zuvor Bonifatius, der „Apostel der Deutschen“. Diese Bildung einer slawischen Kirchenprovinz war ein Meilenstein in der Gewinnung der slawischen Welt für das Christentum. Am 6. April 885 starb Method im Süden Mährens, wo mit ihm rund 200 Schüler und Priester wirkten.
Das kyrillische Alphabet gelangt bis nach Russland
Nach seinem Tod brach die Mission zunächst zusammen. Der politische Wind hatte sich gedreht. Nur die moralische Autorität des Method hatte die slawische Mission noch über Wasser gehalten. Nun wurden die Schüler in alle Winde zerstreut. Dauerhafte Wurzeln hat das Werk der Slawenapostel zuerst in Bulgarien geschlagen. Dort gab Zar Boris den Schülern Methods eine neue Wirkungsstätte im heute mazedonischen Ohrid. Von dort aus trug das „kyrillische Alphabet“ das Christentum über Rumänien bis ins Gebiet der Kiewer Rus und über Moskau bis tief ins heutige Russland.
In ihrer Treue zu lateinischen wie zu byzantinischen, zu westlichen wie zu östlichen Traditionen wirkten Kyrill und Method schon „ökumenisch“ in einer Zeit, als die Christen in Ost und West noch zu einer einzigen Kirche gehörten. Dass sie die christliche Botschaft für slawische Ohren verständlich machten, dass sie das Slawische als Liturgiesprache einführten, begründete nicht zuletzt die spätere Rom-Bindung von Nationen wie Böhmen, Mähren oder der Slowakei mit. Dennoch bleiben Kyrill und Method bis heute im Westen vergessene Patrone.
pm/kap – cs, 31. Dezember 2020
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