Predigt: 17. Sonntag im Jahreskreis A (26.07.2020)
17. Sonntag im Jahreskreis A (26.07.2020) – Der Ganzeinsatz des Lebens für das Reich Gottes
Quelle – Evangelium/Lesungen
L1: 1 Kön 3,5.7-12; L2: Röm 8,28-30; Ev: Mt 13,44-52
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Strategisch zu denken und zu handeln ist im Leben oft wichtig. Jesus greift im Evangelium Beispiele aus dem Alltag auf, um in Gleichnissen die Wahrheit des Himmelreiches darzulegen.
Zwei dieser Gleichnisse Jesu sind dem Handels- und Geschäftswesen entnommen. Es geht um kostbare Dinge, die jemand erwerben will, und um den angemessenen Preis, den man dafür bezahlt. In der tieferen Bedeutung des Gleichnisses ist das Himmelreich das Thema, denn es ist der Inbegriff alles Kostbaren und Wertvollen. Um daran Anteil zu gewinnen, sollen wir planmässig handeln und so wie der Kaufmann im Evangelium alles Übrige einsetzen.
Konkret geht es im ersten Gleichnis um einen Schatz im Acker, den jemand entdeckte. Offenbar wusste niemand anderer davon, und so war es für diesen Mann relativ leicht, den verborgenen Schatz zu erwerben, indem er den Acker kaufte. Zum Erwerb dieses Ackers war er bereit alles, was er besass, einzusetzen. Vielleicht dachte sich der bisherige Besitzer des Ackers: „Warum hat dieser Mann wohl ein so grosses Interesse an diesem Acker? Warum will er so viel Geld dafür einsetzen?“ Doch der Käufer war klug genug, es ihm nicht vor der Zeit zu offenbaren. Erst als der Acker ihm gehörte, konnte er über den Schatz verfügen. Gemäss heutiger Rechtslage wäre es gar nicht so einfach, einen bisher unentdeckten Schatz für sich selber zu beanspruchen. Es gäbe Meldepflichten, und ganz sicher würde dem Staat und vielleicht auch dem bisherigen Eigentümer des Ackers ein Anteil am Schatz zufallen!
Aber Jesus geht es hier um den Vergleich des Einsatzes: Wer auf Gott und sein Reich blickt, wird alles daran setzen, dass er Anteil erlangt an diesem Reich. Ein Problem taucht hier jedoch auf: Den Himmel können wir uns nicht erkaufen! Auch verdienen können wir uns ihn nicht, denn die Freundschaft mit Gott und die Teilhabe am Himmelreich ist ein Geschenk der göttlichen Gnade. Warum aber verwendet Jesus dann ein Gleichnis vom Kaufen und Verkaufen? Weil es um den Ganzeinsatz dessen geht, was jemand besitzt! Jesus möchte uns sagen: Wenn Du Anteil gewinnen willst an der Herrlichkeit des Himmelreiches, dann muss Dir die Gemeinschaft mit Gott im Leben alles bedeuten und alles wert sein. Die übrigen Werte und Bedeutsamkeiten müssen dann zurück gestellt werden. Jesus sagt an anderer Stelle: „Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben.“ (Mt 6,33)
Das zweite Gleichnis handelt von einem Kaufmann, der besonders schöne und wertvolle Perlen suchte. Offenbar hatte er eine gute Einschätzung und Erfahrung, und auch dieser Kaufmann machte einen Glückstreffer: Er fand eine solche kostbare Perle zum Verkauf angeboten, und um sie zu erwerben, setzte er alle übrigen Mittel ein, die er besass. So kam er in den Besitz dieser überaus wertvollen und schönen Perle.
Wenn sich Menschen ganz für das Reich Gottes entscheiden und sie darum viele Dinge dieser Welt, die anderen wichtig und wertvoll erscheinen, zurückstellen, dann mögen manche denken: „Das kann ich nicht verstehen. Wie kann dieser Mann / diese Frau eine solche Karriere, ein solches Einkommen aufgeben, um vielleicht einen sozialen Beruf zu ergreifen oder sich einer finanziell weniger lukrativen Tätigkeit hinzugeben oder gar in heiligem Idealismus das Leben ganz Gott zu schenken?“ Wer hier nur auf das Diesseits bezogen denkt, wird sagen, das sei Unsinn. Manche bauen mehr auf das Irdische, weil es ihnen näher liegt, und vergessen das Himmlische.
Jesus fordert uns also in diesen zwei Gleichnissen vom Schatz im Acker und von der kostbaren Perle auf, wahrhaft ökonomisch, also wirtschaftlich und strategisch, also planmässig zu denken und zu handeln. Nicht eine kurzschlüssige Logik des irdischen Gewinns soll uns bei wichtigen Entscheidungen im Leben leiten, sondern der Blick auf Gott und seine Liebe.
Wir sind und bleiben immer Beschenkte, und gerade deshalb brauchen wir ein Herz, das frei ist von der übermässigen Sorge um das Irdische und das seine Hoffnung allein auf Gott setzt. Wer Gott dem Herrn auf diese Weise dienen will, wird bestimmt nicht enttäuscht werden. Wir können ohnehin nichts festhalten in diesem irdischen Leben: Vertrauen wir uns daher auf die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef ganz der göttlichen Liebe an. Heute feiert die Kirche auch den Namenstag von Anna und Joachim, also der Eltern der Gottesmutter Maria. Gott hat Grosses bereitet für jene, die ihn lieben. Ja, er ist in der Lage, den Ganzeinsatz unseres Lebens in reichem Masse zu vergelten, indem er uns Anteil schenkt an seiner Liebe und damit an den Gütern des Himmels.
Amen.
Video-Link zur Homilie (YouTube)
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