Frühmesse: Der Teufel will das Abbild Gottes zerstören
Hinter der heutigen Christenverfolgung steckt der Teufel – das betonte der Papst bei seiner Frühmesse an diesem Freitag. Auch ging Franziskus dabei auf „ideologische Kolonialisierung“, Kriege, Hunger und Sklaverei ein
Christine Seuss und Giada Aquilino – Vatikanstadt
Bei seinen Überlegungen ging der Papst von der ersten Lesung aus. Darin vergleicht der Apostel Petrus die Christenverfolgungen mit einer „Feuersglut“, durch die sich die Christen nicht verwirren lassen dürften. Papst Franziskus erinnerte daran, dass die Verfolgung „Teil des christlichen Lebens“ sei, sogar eine „Seligpreisung“: denn Jesus sei aufgrund seiner „Treue zum Vater“ verfolgt worden.
“Die Verfolgung ist so etwas wie die ,Luft’, von der Christen auch heute leben”
„Die Verfolgung ist so etwas wie die ,Luft’, von der Christen auch heute leben. Denn auch heute gibt es viele, viele Märtyrer – viele, die aufgrund ihrer Liebe zu Christus verfolgt werden. In vielen Ländern haben Christen keine Rechte. Wenn du ein Kreuz trägst, kommst du ins Gefängnis, und im Gefängnis sitzen viele Menschen, Menschen, die deshalb zum Tode verurteilt werden, weil sie Christen sind.“ Nie zuvor in der Geschichte wurden so viele Menschen aufgrund ihres Glaubens verfolgt, geht aus verschiedensten aktuellen Statistiken hervor. Darauf verwies auch der Papst: „Aber so etwas macht keine Schlagzeilen! Die Fernsehsendungen, die Zeitungen bringen diese Dinge nicht. Aber die Christen werden verfolgt.“
“Hinter jeder Verfolgung, ob der von Christen oder anderen, steckt der Teufel”
Doch es gebe auch eine andere Verfolgung, betonte der Papst, nämlich die Verfolgung „eines jeden Mannes und einer jeden Frau, weil sie das lebende Abbild Gottes sind.“
„Hinter jeder Verfolgung, ob der von Christen oder anderen, steckt der Teufel, der Dämon, der versucht, das Bekenntnis zu Christus bei den Christen und das Abbild Gottes in allen Männern und Frauen zu zerstören. Von Anfang an hat er das getan – das können wir im Buch Genesis nachlesen – er hat diese Harmonie zwischen Mann und Frau zerstört, die der Herr schuf, diese Harmonie, die davon herrührt, dass der Mensch Gottes Abbild und Gott ähnlich ist. Und es ist ihm gelungen! Es ist ihm gelungen mit List, mit Verführung.“
Eine regelrechte Zerstörungswelle
Dies treibe der Teufel mit den Waffen voran, die er üblicherweise benutze, so Franziskus weiter: „Auch heute gibt es eine Macht, ich würde sagen, eine gezielte Aggression gegen den Mann und die Frau, denn ansonsten könnte man sich diese wachsende Welle der Zerstörung gegenüber der Menschheit nicht erklären.“
Dazu zählte der Papst auch den Skandal des Hungers – eine „Ungerechtigkeit“ gegenüber den Armen, die nichts zu essen hätten, auch wenn es ausreichend Nahrung auf der Welt gebe, so der Papst. Doch auch auf heutige Formen der Ausbeutung und Sklaverei ging Franziskus ein. Er habe erst kürzlich einen Film gesehen, der heimlich in einem Kerker gedreht wurde, in dem Migranten eingesperrt und auf schlimme Weise gefoltert worden seien, um sie „zu Sklaven zu machen.“ All dies geschehe heute „70 Jahre nach der Erklärung der Menschenrechte“, gab der Papst zu bedenken.
“Es gibt Menschen, die die Waffenindustrie ankurbeln, um die Menschheit zu zerstören, um dieses Bild des Mannes und der Frau zu zerstören, sowohl physisch als auch moralisch und kulturell”
Ein weiteres Thema der Papstpredigt: „kulturelle Kolonialisierung“. Und zwar wenn „Imperialisten“ ihre Kultur „gegen die Unabhängigkeit, gegen die Kultur der Menschen durchsetzen“ oder zerstörerische Regeln erliessen, die „nicht menschlich sind“, formulierte der Papst – sie hätten dazu Ziel, zu zerstören und den Tod zu bringen. Dies sei ebenso das Ziel des Teufels, ihm gehe es um „die Zerstörung der Würde“ und „deshalb verfolgt er“. Und Franziskus fuhr fort:
„Am Ende können wir an die Kriege als Mittel der Zerstörung des Menschen, des Abbildes Gottes, denken. Aber auch an die Menschen, die die Kriege führen, die die Kriege planen, um Macht über die anderen zu haben. Es gibt Menschen, die die Waffenindustrie ankurbeln, um die Menschheit zu zerstören, um dieses Bild des Mannes und der Frau zu zerstören, sowohl physisch als auch moralisch und kulturell.“
“Wir dürfen uns nicht erlauben, naiv zu sein”
Man könnte nun einwenden, dass diese Verfolgten keine Christen seien, so der Papst weiter. Warum also überhaupt von Verfolgung sprechen?, fragte er weiter, um gleich darauf die Antwort zu geben: „Ja, sie sind das Abbild Gottes. Und deshalb verfolgt der Dämon sie. Und die Imperien machen mit den Verfolgungen heute weiter. Wir dürfen uns nicht erlauben, naiv zu sein. Heutzutage sind nicht nur die Christen verfolgt; es sind die Menschen, der Mann und die Frau, weil der Vater aller Verfolgung nicht hinnehmen will, dass sie Abbild Gottes sind. Und er greift dieses Abbild an und zerstört es. Es ist nicht einfach, das zu verstehen: es braucht viel Gebet, um dahinter zu kommen.“
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